Um die Psyche des FC Augsburg steht es zurzeit nicht sonderlich gut: Auf das 0:6 gegen den FC Bayern (hier geht es zum Spielbericht) folgte am Mittwoch mit dem 2:3 gegen Ingolstadt (hier geht es zum Spielbericht) der nächste Tiefschlag. Die Lage ist so bedrohlich wie noch nie in dieser Saison, denn die Pleiten haben auch das Nervenkostüm des FCA angegriffen. Trainer Manuel Baum setzt in der Vorbereitung auf das Spiel gegen Hertha BSC Berlin (Sonntag, 15.30 Uhr) auf Einzelgespräche mit seinen Spielern.
"Wir führen viele Einzelgespräche und entwickeln eine Marschrichtung für Berlin. Es geht darum, dass jeder Spieler seine Aufgabe kennt. Und die muss er mit ganzem Leben erfüllen", sagte Baum. Dass es gegen Ingolstadt nach dem zwischenzeitlichen 0:3 Pfiffe gegen Mannschaft und eigene Spieler gab, habe er nicht so empfunden: "Als Trainer bist du extrem emotional und kriegst es manchmal nicht mit. Es ist wichtig, weiter zusammenzuhalten. Die Fans stehen hinter dem Verein."
Tatsächlich gibt es für Baum in Vorbereitung auf das Berlin-Spiel viel zu tun: Damit gegen Hertha etwas Zählbares herauskommt, muss die löchrige Defensive gestopft werden. Auch die mitunter kaum gefährliche Offensive muss zulegen. Das sieht auch Baum so: "Wir müssen defensiv deutlich stabiler stehen. Es sind einfach zu viele Gegentore, und wir bekommen sie auch zu einfach. Nach vorne deutlich müssen wir mehr Zielstrebigkeit zeigen."
Gegen Berlin wird es wohl eine Rückkehr zur Viererkette geben - Hinteregger fehlt
Personell wird wohl Dominik Kohr zurück ins Team kommen, der gegen Ingolstadt 90 Minuten auf der Bank saß. Weil Hinteregger (fünfte gelbe Karte) fehlt, scheint eine Rückkehr zur Viererkette mit zwei Innenverteidigern wahrscheinlich. Janker wird wohl wieder auf der Bank sitzen, Danso und Kacar dürften spielen.
Dass er die Mannschaft mit zu komplexen Ideen überfordert, sieht Baum nicht so: "Ich weiß nicht, ob man groß über Taktik und Systeme reden muss. Man muss die Aufgaben leidenschaftlich erfüllen, egal in welcher Grundordnung. Die Frage ist immer: Welche Spieler habe ich zur Verfügung? Den Plan muss man mit Leben füllen." Eben das scheint zuletzt aber nicht mehr funktioniert zu haben. Vor allem bei Standard-Situationen zeigt sich die FCA-Defensive immer wieder auf dem falschen Fuß, auch ein Gegentor gegen Ingolstadt fiel aus einer Freistoß-Situation.
Baum wehrte sich auf der Pressekonferenz vor dem Berlin-Spiel auch gegen den Vorwurf, selbst zu wenig Emotion zu zeigen. "Ich brenne richtig", sagte der 37-Jährige. Einer, der auf der Bank immer wieder aufsprang und nicht nur gegen Ingolstadt diese Emotionen zeigte, war Manager Stefan Reuter. Untergräbt Reuter damit die Autorität von Baum als Trainer? Baum selbst sieht es nicht so: "Es ist bei uns ganz klar, dass die Bank mitlebt. Es ist gut, wenn jemand zusätzliche Emotionen mit einbringt. Auch in den Spielen zuvor war es genauso. Es ist seltsam, wenn man jetzt das Thema aufgreift."
Wird das Spiel in Berlin zu einem Schicksalsspiel für Baum als Trainer des FC Augsburg? Im schlimmsten Fall - nämlich bei einer Niederlage des FCA und einem Sieg von Verfolger Ingolstadt zuhause gegen Darmstadt - schrumpft der Vorsprung auf die direkten Abstiegsplätze auf nur einen Punkt zusammen. Baum betont, solche Emotionen nicht an sich heranzulassen: "Wenn man sich den Job des Trainers aussucht, gibt es gute und schlechte Zeiten. Es bringt nichts, sich mit der eigenen Situation zu beschäftigen."
Lesen Sie auch:
Kommentar: Trainer Baum trägt nicht allein die Schuld
Prognose: So viele Punkte holt der FC Augsburg noch im Abstiegskampf