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FC Bayern zu Gast: Das Spiel, von dem Augsburg träumte

FC Bayern zu Gast

Das Spiel, von dem Augsburg träumte

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    Die Fans sind heiß auf die Partie des FCA gegen den FC Bayern. Das Spiel ist ausverkauft.n Bild: Ulrich Wagner
    Die Fans sind heiß auf die Partie des FCA gegen den FC Bayern. Das Spiel ist ausverkauft.n Bild: Ulrich Wagner

    Sie sind nicht allzu weit entfernte Nachbarn und sie spielen in der gleichen Liga. Und dennoch: Wenn der FC Augsburg und der FC Bayern München am Sonntag (17.30 Uhr/SGL-Arena) erstmals in der Bundesligageschichte gegeneinander antreten, dann treffen Welten aufeinander.

    Dort der erfolgreichste Klub der Republik mit den unzähligen Pokalen in den Vitrinen des mondänen Klubhauses an der Säbener Straße und den vermutlich mit Nagelscheren geschnittenen Rasenteppichen auf dem Trainingsgelände. Hier der Newcomer mit dem in die Jahre gekommenen Vereinsheim und den immer wieder notdürftig präparierten Spielfeldern auf der Paul-Renz-Anlage im Augsburger Norden.

    FC Augsburg und FC Bayern auf Augenhöhe

    Was aber kaum jemand noch weiß: Es gab Zeiten, in denen sich beide Klubs auf Augenhöhe begegneten. Das ist lange her, nach dem Zweiten Weltkrieg bis hinein Mitte der 1960er Jahre. Sowohl die Bayern wie auch der FCA-Vorgängerverein BCA spielten damals fast durchgehend in der Oberliga Süd, zu jener Zeit die höchste Spielklasse.

    Vor ziemlich genau 50 Jahren feierte der BCA den bislang letzten Punkspielsieg gegen die „Rothosen“, wie die Bayern damals genannt wurden. Am ersten Spieltag der Saison 1961/62 siegten die Augsburger durch zwei Treffer des blutjungen Helmut Haller und ein Tor von Willi Drehmann mit 3:1. Für die Bayern traf Thimm.

    „Wir hatten einen guten Tag erwischt, vor allem der Helmut war in guter Form“, erinnert sich der damalige BCA-Torhüter Rudi Zimmerly. Schon damals habe das Team aus der Landeshauptstadt außerordentliche Qualitäten besessen. „Das waren alles schon Halbprofis, wir standen dagegen voll im Berufsleben“, blickt Rudi Zimmerly ein halbes Jahrhundert zurück.

    Eine herausragende Rolle nahm zu der Zeit allerdings keiner der beiden Klubs ein. Die Bayern hatten zwar Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre einen Stammplatz im Vorderfeld der Oberliga, als aber 1963 die Bundesliga gegründet wurde, reichte es nicht zur Aufnahme. Erst zwei Jahre später schafften die Münchner den Aufstieg in die Beletage.

    Der BCA dagegen schwächelte in dieser Zeit. 1963/64 standen sich die Bayern und der BCA in der Regionalliga Süd (damals zweithöchste Klasse) letztmals in Punktspielen gegenüber. Im Grünwalder Stadion gewannen die Bayern mit 4:1, das Rückspiel in der Rosenau endete sogar 5:1 für die Gäste aus München. Als Tabellenletzter stieg der BCA am Ende ab, die Bayern beendeten die Spielzeit auf Platz zwei. Schwaben Augsburg kam in diesem Spieljahr übrigens als Vierter ins Ziel. Die Wege der Münchner und der BCA-Fußballer trennten sich – für fast 50 Jahre.

    Warum aber gehörte der FC Bayern nach seinem Bundesliga-Aufstieg 1965 sofort zu den Top-Vereinen in Deutschland?

    Franz Roth kam 1966 von der SpVgg Kaufbeuren zu den Münchnern. „Bulle“ Roth war dann einer der Spieler aus der ersten „goldenen Generation“ des FCB. Für Roth, der heute in Bad Wörishofen lebt, waren vier Männer im Hintergrund für den beginnenden Höhenflug verantwortlich. Wilhelm Neudecker, vom Maurerpolier zum Baulöwen aufgestiegen, war der Präsident der Bayern. Er verpflichtete den ehemaligen Weltklassespieler Zlatko „Tschik“ Cajkovski als Trainer. Walter Fembeck arbeitete als Geschäftsführer und Robert Schwan bewies als Manager ein Näschen für überdurchschnittliche Talente. „Sie waren ihrer Zeit voraus, es wurde damals schon professionell gearbeitet“, sagt der Allgäuer Roth.

    Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller und eben auch Roth, alle am Anfang ihrer Karriere, kamen aus der Stadt oder der Region und schlugen ein. Neudecker trieb an der Säbener Straße den Bau von Trainingsplätzen voran und ließ ein modernes Verwaltungsgebäude errichten.

    In Augsburg versuchten sie 1969 durch eine Fusion wieder auf Erfolgskurs zu kommen. Der BCA und die Fußballabteilung des TSV Schwaben schlossen sich zum FC Augsburg zusammen. Der neue Klub spielte zwar bald in der zweithöchsten Liga. Aber in der rauschhaften Erfolgssaison 1973/74, als der aus Italien heimgekehrte Helmut Haller die Massen verzückte, wurde der Aufstieg in die Bundesliga verpasst. Danach pendelte der FCA dann fast vierzig Jahre lang nur noch zwischen zweiter und vierter Liga.

    Die Gründe dafür waren vielfältig. Hermann Güller (77), seit über 60 Jahren Mitglied bei den Oberhausern und viele Jahre Chef der schwäbischen Fußballer ist sich sicher, dass der Bundesligaaufstieg der Bayern im Jahr 1965 entscheidend war. „Danach konnten wir nicht mehr mithalten.“

    FC Bayern nur noch zu Freundschaftsspielen in Augsburg

    Die Bayern kamen in den folgenden Jahren nur noch zu Freundschaftsspielen an den Lech. Nur 1983 mussten sie beim FCA im DFB-Pokal antreten. Vor 30000 Zuschauern setzte sich der Favorit am Ende mit 6:0 durch. Es blieb bis zu diesem Sonntag das letzte Pflichtspiel zwischen beiden Klubs (siehe Randbemerkung). Von einem Wiedersehen konnten die Augsburger viele Jahre nur träumen.

    Jetzt fiebern eine Stadt und eine Region der Bundesliga-Premiere entgegen. Das Stadion ist mit 30660 Besuchern komplett gefüllt, alle Tickets waren vor Monaten, am ersten Tag des Kartenvorverkaufs, vergriffen. Vor einigen Jahren noch undenkbar: FCA-Karten sind jetzt auf dem Schwarzmarkt gefragt. Für eine 25-Euro-Karte werden über 100 Euro verlangt – und gezahlt.

    In Augsburg stehen die Zuschauer noch zu der Mannschaft. In seltenem Langmut verzeiht das Publikum bislang spielerische Unzulänglichkeiten. Die Fans haben erkannt, dass das Team aufgrund von Abgängen und Verletzungen schlechter besetzt ist als vergangene Saison. Die Augsburger honorieren es, wenn die Mannschaft versucht, Mängel mit Einsatz wettzumachen, sie freuen sich, dass ihre Stadt in der Bundesliga dabei ist.

    Wenn am Sonntag um kurz vor 17.30 Uhr die Stars des FC Bayern den Augsburger Rasen zu einem Bundesliga-Spiel betreten, dann werden Tausende bereits dies als einen Moment des Glücks empfinden. Es ist ein Wiedersehen, auf das einige fast 50 Jahre und die meisten ihr ganzes Leben lang gewartet haben.

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