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Bundesliga: FC Augsburg holt Lehmann und schmeißt Caiuby raus

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FC Augsburg holt Lehmann und schmeißt Caiuby raus

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    Das Tischtuch zwischen dem FCA und Caiuby ist zerschnitten. Der Bundesligist stellte den Brasilianer am Montag frei. Er darf wechseln.
    Das Tischtuch zwischen dem FCA und Caiuby ist zerschnitten. Der Bundesligist stellte den Brasilianer am Montag frei. Er darf wechseln. Foto: Ulrich Wagner

    Vor der Geschäftsstelle des FC Augsburg zerzauste am Montag der aufkommende Sturm die vier Werbefahnen des Hauptsponsors WWK ganz schön. "Eine starke Gemeinschaft" lautet der Slogan des Lebensversicherers. Nichts könnte derzeit sinnbildlicher für die Lage des Bundesligisten stehen. Seit seinem Aufstieg 2011 war es bisher die Stärke des FCA, als kleines gallisches Dorf, als kleine verschworene Gemeinschaft im Konzert der großen Klubs ohne dicke Negativ-Schlagzeilen einigermaßen fehlerfrei mitzuspielen.

    Doch in dieser Saison ist alles anders. Zehn Spiele hat der FCA nicht mehr gewonnen, die guten Vorstellungen zu Beginn der Saison damit vom Tisch gefegt. Dazu kommt noch die Posse um Caiuby, der am Montag freigestellt wurde, und die öffentliche Trainerschelte von Martin Hinteregger. In diesen stürmischen Tagen also hat der FCA am Montag ein erstes Zeichen gesetzt. Nein, der Cheftrainer heißt immer noch Manuel Baum, es gibt auch bisher keinen neuen Spieler, der auf dem Feld die Qualität anheben könnte. Trotzdem verließ am Montag um kurz vor 17 Uhr ein prominenter Neuzugang die Geschäftsstelle: Jens Lehmann.

    Mit Lehmann gelingt dem FC Augsburg ein kleiner PR-Coup

    Der ehemalige Nationaltorhüter arbeitet ab sofort als Co-Trainer für den abstiegsgefährdeten Bundesligisten. "Ich freue mich hier zu sein. Morgen gibt es ein paar Sätze mehr", sagte er freundlich nach seiner Vertragsunterzeichnung (bis 2020) auf dem Weg zu seinem PS-starken Mercedes-Benz.

    Mit der schillernden Figur Lehmann ist erst einmal ein kleiner PR-Coup gelungen, der für ein paar Stunden von der misslichen Lage ablenkt. Doch der FCA erhofft sich mehr von der Anstellung des 49-Jährigen, der die A-Lizenz besitzt und in Wales eine Ausbildung zum Fußball-Lehrer absolviert hat. Lehmann, der vergangene Saison als Co-Trainer unter Arsène Wenger bei Arsenal London gearbeitet hat, soll mit seiner Expertise und Ausstrahlung Cheftrainer Baum im Abstiegskampf helfen.

    Jens Lehmann ist ab sofort ein Angestellter des FC Augsburg. Am Montag unterzeichnete der 49-Jährige einen Vertrag beim abstiegsgefährdeten Bundesligisten.
    Jens Lehmann ist ab sofort ein Angestellter des FC Augsburg. Am Montag unterzeichnete der 49-Jährige einen Vertrag beim abstiegsgefährdeten Bundesligisten. Foto: Robert Götz

    Erst vor kurzem hat sich Lehmann einen Überblick vom aktuellen Leistungsstand seiner neuen Mannschaft verschafft. Die 1:2-Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf hatte er an der Seite von FCA-Präsident Klaus Hofmann in der WWK-Arena verfolgt. Als FCA-Manager Stefan Reuter damals zum Grund von Lehmanns Besuch befragt wurde, wiegelte der 52-Jährige ab: Lehmann sei ein guter Bekannter, habe gerade Zeit gehabt und sei schon öfters im Stadion gewesen. Mehr sei da nicht.

    Nun wird Lehmann beruflich die Spiele in der Augsburger Arena verfolgen. Damit ist der 61-fache Nationalspieler einer von vier Co-Trainern in Augsburg. Bislang arbeiten schon Tobias Zellner, Michael Wimmer und Jonas Scheuermann für den FCA, dazu kommt Zdenko Miletic als Torwarttrainer.

    Manuel Baum freut sich laut Pressemitteilung des Klubs auf die Zusammenarbeit: "Er ist ein absoluter Fachmann, der über viel Erfahrung verfügt." Mit der Verpflichtung Lehmanns könne man nun die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen. Lehmann wird am Dienstag um 11 Uhr erstmals mit dem Team auf dem Platz stehen. Um 13.30 Uhr gibt es eine Pressekonferenz mit ihm, Trainer Baum und Geschäftsführer Sport, Stefan Reuter. Mit dem hat Lehmann von 1999 bis 2003 in Dortmund zusammengespielt.

    "Können Gesamtverhalten von Caiuby nicht tolerieren"

    Doch die Fragen werden sich nicht nur um Lehmann drehen, sondern auch um die weitere Verfahrensweise mit Hinteregger und Caiuby. Der Österreicher hatte nach dem 0:2 in Gladbach zur Frage, ob Baum noch der richtige Trainer ist, geantwortet: "Ich kann nichts Positives über ihn sagen – und werde auch nichts Negatives sagen."

    Beim Fall Caiuby hat der FCA am Montag die Reißleine gezogen. Um 20.15 Uhr teilte der Verein mit, dass der Brasilianer ab sofort freigestellt ist und sich einen neuen Verein suchen kann. Das Gespräch hatten am Montag Stefan Reuter und Michael Ströll, der Geschäftsführer Finanzen, geführt. "Grundsätzlich bringen wir Verständnis für private Probleme auf, können aber das Gesamtverhalten von Caiuby nicht nachvollziehen und tolerieren. Mit seiner Handlungsweise schadet er dem FC Augsburg und vor allem der Mannschaft, die ihn trotz einiger Verfehlungen immer unterstützt hat", begründete Reuter die Entscheidung.

    Um alle rechtlichen Vorgaben einzuhalten, hat Caiuby aber vom FCA das Angebot erhalten, separat und einzeln zu trainieren. So wie Daniel Opare im Februar 2018.

    Der Brasilianer Caiuby hatte seinen Winterurlaub um rund drei Wochen überzogen und war erst vor kurzem nach Augsburg zurückgekehrt. Ein Video, das am Wochenende aufgetaucht war, zeigt den Brasilianer am Samstagabend beim Feiern in der Diskothek "Kesselhaus". Dass Caiuby am Wochenende in Augsburg war, bestätigte Stephan Schulz, der Geschäftsführer des Kesselhauses. Caiuby "war da und ist immer mal wieder zu Gast" in der Disco.

    DFB räumt Fehlentscheidung beim Spiel gegen Mönchengladbach ein

    Pikant: Auch FCA-Spieler Philipp Max war nach Informationen unserer Redaktion an diesem Abend mit seiner Verlobten zu Gast in der Diskothek. Darauf, gemeinsam mit seinem lange verschollenen Mitspieler anzustoßen, verzichtete er aber.

    Zur allgemeinen Unruhe beim FC Augsburg passt, dass nun der DFB gegen Manuel Baum wegen Schiedsrichterbeleidigung ermittelt. Der 39-Jährige hatte nach der Niederlage in Gladbach über Referee Harm Osmers geschimpft. Dieser hatte beim Führungstreffer eine Abseitsstellung des Borussen-Spielers Lars Stindl übersehen. Baum sprach von einem "Skandal" und fühlte sich um mindestens einen Punkt gebracht. "Der Linienrichter hat es angezeigt, der Schiedsrichter war zu faul, und aus Köln kam nichts. Unfassbar, dass so etwas in der Bundesliga passiert."

    Der DFB hat inzwischen eingeräumt, dass es eine Fehlentscheidung war: "Nach unserer Analyse und Auffassung handelt es sich hier um eine strafbare Abseitsposition des Mönchengladbacher Spielers", sagte der frühere Bundesliga-Referee Jochen Drees, Projektleiter Video-Assistent beim Deutschen Fußball-Bund, in einem Interview am Montag auf der DFB-Homepage. Nützt dem FCA aber nicht mehr, die Punkte sind weg. (mit ziss)

    Lesen Sie auch unseren Kommentar: Der FC Augsburg gibt im Fall Caiuby ein schwaches Bild ab.

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