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FC Augsburg beim Hamburger SV: Sven Neuhaus muss auf der Ersatzbank Platz nehmen

FC Augsburg beim Hamburger SV

Sven Neuhaus muss auf der Ersatzbank Platz nehmen

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    Sven Neuhaus ist dritter Keeper beim Hamburger SV.
    Sven Neuhaus ist dritter Keeper beim Hamburger SV.

    Wenn Sven Neuhaus (33) am Samstag kurz vor 15.30 Uhr in die Imtech-Arena einlaufen wird, dann wird es das erste Mal sein, dass der Torhüter die Heimstatt des Hamburger SV im HSV-Trikot betreten wird. Und das auch noch gegen seinen Ex-Verein FC Augsburg.

    Neuhaus wird aber nicht auf den Rasen marschieren, sondern direkt zur Ersatzbank. Ob er sich darüber freuen soll, weiß Neuhaus nicht: „Wie sich das anfühlen wird? Keine Ahnung. Ich bin vor 60000 Zuschauern noch nie auf der Bank gesessen, wenn, dann habe ich gespielt.“

    Neuhaus beim Hamburger SV nur die Nummer drei

    Wie zum Beispiel am 16. März 2007, als der FCA mit Neuhaus im Tor 3:0 in der ausverkauften Allianz-Arena vor 69000 Zuschauern gegen den TSV 1860 München gewann. Das alles liegt für Sven Neuhaus eine gefühlte Ewigkeit zurück. Er darf schon froh sein, dass er morgen überhaupt im Kader des Bundesligisten steht. Denn Neuhaus arbeitet seit August als Back-up beim HSV.

    Das heißt, er ist „nur“ die Nummer drei hinter Stammtorhüter Jaroslav Drobny (32) und Nachwuchskeeper Tom Mickel (22). Ein Stand-by-Profi. Seinen Stammplatz bei den Heimspielen hat Neuhaus jetzt normalerweise bei den PR-Terminen in den VIP-Loungen der Arena. Nur von Montag bis Freitag steht er im Training auf dem Platz. Neuhaus sagt: „Das hat auch was Gutes. Erstmals seit 13 Jahren habe ich am Wochenende Zeit für meine Familie.“

    Platz auf der Bank ist gut fürs Selbstbewusstsein

    Doch vor zwei Wochen musste sich Mickel an der Hand operieren lassen. Neuhaus vertritt ihn, bis er wieder fit ist. Er ist zufrieden mit dieser Situation. „Sicher bin ich noch Sportler. Und Sportler wollen spielen, wollen gewinnen. Aber ich arbeite auf einem wahnsinnig hohen Niveau, spiele bei einem der besten Klubs Deutschlands. Und wenn ich ab und zu im Kader bin, ist das auch gut für mein Selbstbewusstsein.“

    Vor wenigen Monaten wären solche Gedanken für Sven Neuhaus undenkbar gewesen. Da stand der gebürtige Essener noch im Tor von RB Leipzig. Zwar hatte der Ableger des Getränkekonzerns Red Bull den fest eingeplanten Aufstieg in die 3. Liga verpasst, doch Neuhaus glaubte weiter an das Projekt „Profifußball im Osten“ des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz. Und Neuhaus glaubte auch, dass er weiter im Tor des Retortenklubs stehen würde. Die Zusage hatte er.

    Schwierige Liaison mit dem RB Leipzig

    Dann kam Mateschitz eingeflogen. „Er hat gesagt, er arbeitet nur mit Gewinnern, und so wurden alle Spieler, die den Aufstieg verbockt hatten, einfach weggeschickt.“ Neuhaus war plötzlich vereinslos. Mit Frau Jennifer, Töchterchen Lily (3) und dem gerade geboren Mats stand er im Juli vor einer ungewissen Zukunft. Da war das HSV-Angebot wie ein Sechser im Lotto. „Sie haben mir erklärt, dass sie einen erfahrenen Back-up suchen, ich habe gesagt: Ihr habt ihn gefunden.“

    Seine Leipziger Zeit hat Neuhaus längst aus seinem Gedächtnis gestrichen, an den FCA hat er hingegen sein Herz verloren. „Augsburg haben wir sehr lange nachgeweint“, sagt er. „Ich glaube, dass ich nirgendwo anders so viel Zeit und Herzblut investiert habe.“ Nach dem Zweitliga-Aufstieg 2006 kam er zum FCA. Machte Höhen wie den Sieg in der Allianz-Arena und Tiefen wie den Fastabstieg 2008 mit. Absolvierte in drei Jahren 97 von 112 Punktspielen. Er war Stammspieler bei Rainer Hörgl, Ralf Loose, Holger Fach und auch bei Jos Luhukay.

    Irgendwie dabei, aber nicht mittendrin

    Im Sommer 2009 holte der FCA aber Simon Jentzsch. Neuhaus hatte noch ein Jahr Vertrag. Er stellte sich auf einen Zweikampf ein. Doch Luhukay und Manager Andreas Rettig wollten Ruhe, eine klare Hierarchie. Jentzsch war die Nummer eins, dann kam Lukas Kruse und für Neuhaus war nur Platz auf der Tribüne. Er geht nach Leipzig. „Ich habe mich ungerecht behandelt gefühlt. Darum habe ich die erstbeste Gelegenheit genutzt, um wegzukommen. Im Nachhinein war das ein Fehler. Ich hätte einfach ruhiger bleiben sollen.“

    Diese Ruhe hat er jetzt. Sein sportlicher Ehrgeiz ist der Verantwortung als zweifacher Familienvater gewichen. Er zieht seine persönliche Zufriedenheit nicht mehr aus Siegen und Punkten. Er ist schon irgendwie dabei, aber einfach nicht mittendrin. Neuhaus sagt: „Ich bin der Back-up. Wenn Jaro eine gute Saison spielt und Tom sich weiterentwickelt, habe ich meinen Job zu 100 Prozent erfüllt.“ Er scheint einen guten Job zu machen.

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