Alexander Moj konnte nicht widerstehen, das Angebot war zu verlockend. Moj kickte in der Jugend des FC Augsburg, danach blieb er dem Verein treu und gab sein Wissen zuletzt als D-Jugendtrainer an den Nachwuchs weiter. Dennoch wechselt der 28-Jährige den Klub. Ab Sommer trainiert er eine U14. Nicht irgendeine, sondern die des FC Bayern München.
Den Abgang Mojs hätten die Verantwortlichen des FCA wohl klaglos hingenommen. Hätten ihn als normalen Vorgang verbucht. Warum sie Moj nach Bekanntwerden des Bayern-Engagements suspendierten und nicht gut auf ihn zu sprechen sind, hat einen anderen Grund. Gleich sechs Spieler der Augsburger D-Jugend folgen Moj gen München. Der FCA versuchte Eltern und Spieler vom Bleiben zu überzeugen, packte sie emotional. Letztlich vergebens.
Kaum Chancen gegen den FC Bayern
Längst ist unter Bundesligisten der Kampf um Nachwuchstalente entbrannt. Spielerberater treten an Eltern heran, sichern sich Rechte an Kindern, weil die mit 16 Jahren ihre ersten Verträge unterschreiben und die Klubs danach Ablöse zahlen müssen. Der FC Augsburg arbeitet daran, seine Position auf dem umkämpften Nachwuchsmarkt zu stärken. Dass er dort Nachholbedarf hat, wissen die Verantwortlichen. Noch hat er kaum Chancen, wenn ein Krösus wie der FC Bayern seine Talente und Trainer anbaggert.
Stefan Reuter, Geschäftsführer Sport des FCA, zeigt sich wenig überrascht. Er kennt den Glanz und die Aura, die die Münchner umgibt, als Profi spielte er selbst für sie. Reuter betont: „Der FC Bayern ist der Klub schlechthin in Deutschland. Das ist reizvoll.“
Reizvoll soll auch der FCA sein. Reuter und Manuel Baum, der Cheftrainer des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), werden langfristig daran gemessen, ob und wann ein eigener Jugendspieler den Durchbruch bei den FCA-Profis schafft. Reuter verbreitet Optimismus, es sei nur eine Frage der Zeit, ehe man Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in der ersten Mannschaft sehe, meint er. Baum unterstreicht das übergeordnete Ziel: „Im Endeffekt treibt uns das alle täglich an.“
Der Weg dorthin ist steinig, wie die Baustelle an der Donauwörther Straße verrät. Jahrelang steckte Augsburg sein Geld in den rasanten Erfolg der Profis, darunter litt die Nachwuchsarbeit. Nun müht sich der Bundesligist, den Anschluss herzustellen. Entscheidend sind dabei zwei Faktoren: die Infrastruktur und die schulische und sportliche Ausbildung.
FCA investiert 2,6 Millionen Euro ins Nachwuchszentrum
Jedes weitere Jahr der Profis in der Bundesliga spült zusätzliches Geld in die FCA-Kasse, das in den Nachwuchs investiert werden kann. Die baulichen Voraussetzungen verbessern sich stetig. Nach dem Funktionsgebäude entstehen bis Juli je zwei Kunst- und Naturrasenplätze. Kosten: rund 2,6 Millionen Euro. In weiteren Bauabschnitten sollen im Norden des NLZ drei Naturrasenplätze dazukommen. Finales Projekt ist ein Internatsgebäude, das sich Präsident Klaus Hofmann sehnlichst wünscht.
Neben der Infrastruktur treibt der FCA die Ausbildung seiner Kicker voran. Nach München und Nürnberg/Fürth trägt Augsburg als dritter Standort Bayerns seit Herbst vergangenen Jahres den DFB-Titel „Eliteschule des Fußballs“. Die Klubs müssen frühzeitig Alternativen aufzeigen. Eltern sind Realisten, wissen, dass ihr Sprössling nicht zwingend der nächste Messi wird. Mit schulischer und beruflicher Ausbildung will der FCA punkten. Baum sagt: „Wenn sie unseren Verein verlassen, sollen sie sich auch außerhalb des Fußballplatzes weiterentwickelt haben.“
Baum will neben Spielern auch Trainer selbst ausbilden. Dabei hat er eine klare Vorstellung. Weicht diese von der seiner Trainer ab, trennt er sich von ihnen. Folge: Seit Baum im Sommer 2014 den Posten des NLZ-Cheftrainers übernommen hat, haben etliche langjährige Übungsleiter den Verein verlassen.
Baum will die zahlreichen Wechsel der Trainer nicht an seiner Person festmachen, vielmehr verweist er auf die Sache: auf die Nachwuchs-Philosophie des FCA und den roten Faden, der sich durchziehen soll. Baum begründet, ein paar Trainer wollten den eingeschlagenen Weg mitgehen, ein paar hätten anders gedacht. „Deshalb gab es am Anfang einen größeren personellen Umbruch“, sagt er.