Als der FC Augsburg Europa bereiste, um internationale Pokalspiele auszutragen, vermarktete sich der Fußball-Bundesligist selbstironisch. Der eingängige Slogan „In Europa kennt uns keine Sau“ kam gut an, der Klub sammelte Sympathiepunkte. Emotionale Ausschläge in Belgrad oder Liverpool, begeisterte und friedliche Augsburger Fans und der Außenseiterstatus trugen dazu bei, dass der FCA viel gelobt, vor allem aber, dass er über die Grenzen Deutschlands hinaus wahrgenommen wurde.
Eineinhalb Jahre später profitiert der FCA von seinem Europa-League-Abenteuer. Dass der Bundesligist sechs Tage lang in England weilt, dort trainiert und gegen Middlesbrough und Southampton testet, beruht nicht auf Eigeninitiative. Anfragen aus dem Ausland, besonders aus England mehrten sich, erklärt der Klub. Was den Schwaben an sich, und die Kaufmänner des FCA insbesondere, freut: Die Reise kostet den Klub keinen Cent. Er bekommt dafür sogar noch Geld.
Der England-Trip sei „finanziell lukrativ“, erklärte daher Stefan Reuter, der Geschäftsführer Sport, jüngst in der Süddeutschen. Da Premier-League-Klubs über TV-Gelder hunderte Millionen Euro kassieren, dürfte sich die Reise also in mehrfacher Hinsicht lohnen.
Paul Verhaegh wird den Klub wohl noch verlassen
Das Monetäre interessiert den Trainer hingegen weniger. Manuel Baum, 37, ist derzeit ausreichend damit beschäftigt, einen aufgeblähten Kader zu verwalten, aus dem noch Luft entweichen soll. Teilweise erledigen das die Profis selbst, indem sie ihren Wechselwunsch äußern und gleich noch einen Verein dazu präsentieren, der sie aufnimmt. So gilt als wahrscheinlich, dass Kapitän Paul Verhaegh den Klub nach sieben Jahren verlassen wird. Weitere mögliche Abgänge sind Torwart Marwin Hitz und der griechische Linksverteidiger Konstantinos Stafylidis. Vor der Abreise nach England strich Trainer Baum fünf Spieler aus dem Kader.
Darunter waren erwartete Kandidaten wie Shawn Parker, Marvin Friedrich oder Tim Rieder. Sie galten in der Vergangenheit als Ergänzungsspieler, die die Alternative zur Alternative darstellten. Was nun auf Baum und Reuter zukommt, sind die Härtefälle. Jene Profis also, die Verträge besitzen, in der Vorbereitung aber nicht beweisen konnten, dass sie zwingend dem Saisonkader angehören sollten. Baum hat die Begegnung gegen den Zweitligisten FC Middlesbrough genutzt, um sich ein Bild über die zweite Reihe zu machen. Er verzichtete bei der 1:2 (1:1)-Niederlage weitestgehend auf Stammspieler, bot stattdessen eine B-Elf auf, in der Baier oder Finnbogason fehlten.
Beweisen müssen sich in England Opare, Kacar, Moravek, Teigl und Usami
Beweisen sollten sich Opare, Kacar, Moravek, Teigl oder Usami. Der englische Zweitligist Middlesbrough startet am Wochenende in die Saison, war folglich bestens vorbereitet auf die Generalprobe gegen die Augsburger. Baum spricht von einem „Härtetest“. Dass Dong-Won Ji am Sonntag angeschlagen fehlte, weil er bei einem Foul einen Schlag abbekommen hatte, passte ins Bild. Baum ärgerte sich über den späten Gegentreffer, der in die Niederlage mündete. Unzufrieden ist er allerdings nicht. Weil: „Ich habe Erkenntnisse gewonnen“, sagt Baum. Welche das sind, will der Trainer nicht verraten.
Offen lässt er auch die Torhüterfrage. Er sagt lediglich, jeder Spieler soll seine Einsatzzeiten bekommen. Am Samstag stand Andreas Luthe zwischen den Pfosten, in der zweiten Hälfte sogar als Kapitän. Verbleiben im Kader noch Marwin Hitz und Fabian Giefer. Einer, vielleicht sogar beide werden am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen den FC Southampton zum Einsatz kommen.
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