Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten
FC Augsburg
Icon Pfeil nach unten

FC Augsburg: Wie Helmut Haller zu einer Augsburger Legende wurde

FC Augsburg

Wie Helmut Haller zu einer Augsburger Legende wurde

    • |
    Unvergesslich: das dramatischste WM-Finale aller Zeiten. Deutschland verliert 1966 durch das umstrittene Wembley-Tor mit 2:4 nach Verlängerung. In dieser Szene trifft Helmut Haller zur 1:0-Führung.
    Unvergesslich: das dramatischste WM-Finale aller Zeiten. Deutschland verliert 1966 durch das umstrittene Wembley-Tor mit 2:4 nach Verlängerung. In dieser Szene trifft Helmut Haller zur 1:0-Führung. Foto: dpa (Archiv)

    Als der FC Augsburg im vergangenen Herbst seine ehemaligen Spieler zur Bundesligapartie gegen RB Leipzig einlud, hatten die Helden der 1974er Meistermannschaft als Treffpunkt die Helmut-Haller-Statue an der Arena vereinbart. Irgendwie logisch, denn Haller war früher ihre Führungsfigur, ihr Lenker und Denker. Auch an diesem Wochenende wird sich ein Teil jenes Teams am Helmut-Haller-Platz beim Oberhauser Bahnhof wieder treffen und dem einstigen Weltstar gedenken. Am Sonntag wäre der am 11. Oktober 2012 verstorbene Fußballer 80 Jahre alt geworden.

    Helmut Haller, der Augsburger Bua, der in der Grafstraße im Hettenbachviertel aufgewachsen ist, schrieb Fußballgeschichte und konnte auf eine einzigartige Karriere zurückblicken. Er war klein, seine Freunde nannten in „Hemad“. Doch als Kicker war er ein Großer, ein Weltstar. Fällt irgendwo auf der Welt der Name Augsburgs, dann wird diese Stadt mit der Puppenkiste, Jakob Fugger, Bert Brecht, Roy Black und Helmut Haller in Verbindung gebracht.

    Helmut Haller war der erste ausländische "Fußballer des Jahres" in Italien

    Er war einer der ersten deutschen Fußballer, die ins Ausland wechselten. Das war 1962 nach der WM in Chile. Renato Dall’Ara, der legendäre Präsident des AC Bologna, hatte den blonden Deutschen entdeckt und ihn über den Brenner gelockt. Der Funktionär sollte dies nie bereuen, denn 1964 wurde Helmut Haller mit dem AC Bologna italienischer Meister und im selben Jahr als erster ausländischer Spieler zum „Fußballer des Jahres“ auf dem Stiefel gewählt. Längst liebten sie ihn im sonnigen Süden, nannten ihn „Il Biondo“ – der Blonde. Als er mit dem AC Bologna den „Scudetto“, die italienische Meisterschaft, gewann, wurde er zu einer Privataudienz beim Papst eingeladen.

    Mit Juventus Turin holte er 1972 und 1973 den Titel, stand 1973 mit Juve im Finale um den Cup der Landesmeister. 33-mal spielte er für die deutsche Nationalmannschaft, nahm an drei Weltmeisterschaften teil; bei der 2:4-Niederlage gegen England im Weltmeisterschafts-Endspiel 1966 im Londoner Wembley-Stadion erzielte er das 1:0 für die deutsche Mannschaft. Ein Tor für die Geschichtsbücher, ein Spiel, das ihn 30 Jahre später wieder einholte. 1996, wenige Wochen vor der Europameisterschaft auf der Insel, erinnerte man sich dort an eine kolossale Lücke. Der WM-Ball war weg. Haller hatte 1966 nach dem Finale das Spielgerät an der Queen vorbei nach Hause geschmuggelt. „Niemand hat sich daran gestört“, erinnerte sich der ehemalige Nationalspieler, „beim Bankett ließ ich mir sogar Autogramme draufschreiben.“ 30 Jahre später brachte er das Leder wieder nach England zurück.

    Haller bewies seine Fitness auch im gesetzteren Alter.
    Haller bewies seine Fitness auch im gesetzteren Alter. Foto: Fred Schöllhorn (Archiv)

    Der Autor dieser Zeilen hatte 1993 das Vergnügen, mit Haller und dem Neusässer Gastronomen Renato Cecini das Uefa-Cup-Finale zwischen Juventus Turin und Borussia Dortmund zu besuchen. Zuvor machte das Trio aus Schwaben noch Station in Villar Perosa, dem hermetisch abgeriegelten Trainingszentrum der „alten Dame“, in der Nachbarschaft der Fiat-Besitzerfamilie Agnelli. Das strenge Wachpersonal erkannte Haller sofort, für ihn und seine Begleiter öffneten sich alle Türen. Es dauerte nur wenige Minuten ehe Juve-Coach Giovanni Trapattoni sowie die Superstars Roberto Baggio, Jürgen Kohler und Andy Möller die Gäste empfingen. Hallers Klasse war auch bei Experten unumstritten. 1999 wählte ihn die Süddeutsche Zeitung in die „Elf des Jahrhunderts“, an die Seite von Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Lothar Matthäus oder Fritz Walter.

    Helmut Haller arbeitete als Trainer beim FCA und dem TSV Schwaben

    1973 kehrte der stets gut gelaunte Haller nach Augsburg zurück und entfachte in seiner Heimatstadt eine Fußball-Euphorie, wie es sie vorher am Lech nie gab. Im Rosenaustadion sangen die Fans das „Hallerluja“, 23.000 Zuschauer besuchten im Schnitt die Heimspiele. Helmut Haller hätte den FCA um ein Haar in die erste Bundesliga geführt, am Ende fehlte ein Punkt zum Aufstieg. „Er hat uns geleitet, er war unser Zugpferd“, schwärmen seine damaligen Mitspieler Heiner Schuhmann und Alwin Fink noch immer von dieser Zeit. 1979 ging seine aktive Laufbahn zu Ende.

    Danach arbeitet er als Trainer beim FCA und dem TSV Schwaben, war Vizepräsident beim FC Augsburg, stieg als Repräsentant bei verschiedenen Unternehmen ein. Privat war das Glück Helmut Haller allerdings nicht immer hold. Als er 17 war, verstarb seine Mutter Laura im Alter von 53 Jahren, 1977 trennte er sich von seiner ersten Frau und „Managerin“ Waltraud. Aus dieser Ehe stammen seine Kinder Karin und Jürgen, der später selbst in der Bundesliga spielte. In zweiter Ehe war er mit Kerstin verheiratet (ein Sohn, Sascha). 2003 steuerte er nochmals in den Hafen der Ehe, heiratete die Kubanerin Noraimy.

    Helmut Haller wird am Sonntag bei einer Feier in Oberhausen gewürdigt

    Die letzten Jahre ging es ihm nicht mehr gut. Er litt an Demenz, Freunde wie Sepp Fuchs kümmerten sich um ihn, er wurde von seiner Tochter Karin bis zu seinem Tode gepflegt. Seine letzte Ruhestätte fand der Balljongleur auf dem Augsburger Nordfriedhof. Augsburg wird Haller nicht vergessen.

    Gewürdigt wird der berühmteste Augsburger Sportler am Sonntag, seinem Geburtstag, (ab 17 Uhr) mit einer Feier am Helmut-Haller-Platz beim Oberhauser Bahnhof. Am 3. August (15.30 Uhr) kommt sein Ex-Verein FC Bologna zu einem Freundschaftsspiel nach Augsburg.

    Lesen Sie dazu auch über die Gründungsgeschichte des FCA: Die Geburt des FC Augsburg war eine schwere

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden