Staunen, Jubel, Fassungslosigkeit - was für Emotionen gingen da am Samstagnachmittag kurz nach 17.15 Uhr durch die SGL-Arena. Es war schon in der Nachspielzeit der hochspannenden Partie gegen Bayer Leverkusen, als einer im gegnerischen Torraum auftauchte, den man dort eigentlich nicht erwartet hätte: FCA-Torhüter Marwin Hitz. Und dann - zog er auch noch durch und traf.
Sekunden später endete das Spiel, 2:2 lautete der Endstand. Und es war nicht nur ein wichtiger Punkt für den FCA - Hitz hatte mit seinem Tor gegen Leverkusen tatsächlich Bundesliga-Geschichte geschrieben. Der Schweizer war nämlich erst der dritte Torhüter in der langen Geschichte der Bundesliga, der aus einem laufenden Spiel heraus ein Tor erzielte.
Dass Keeper Tore schießen, ist an sich gar nicht so ungewöhnlich. In den allermeisten Fällen rückt der Schlussmann dafür aber beim Elfmeterschießen an. Anders Hitz am Samstag. Und damit reihte sich der 1,92-Meter-Mann in eine kurze, aber denkwürdige Liste ein.
Jens Lehmann war im Dezember 1997 der erste Torwart, der aus dem laufenden Spielbetrieb heraus ein Tor erzielte, 1997 beim Derby Schalke gegen Dortmund mit dem Kopf. Es folgte Frank Rost, der 2002 im Spiel Werder Bremen gegen FC Hansa Rostock einen Treffer erzielte - damals das 3:3.
Und jetzt eben Marwin Hitz.
Das FCA-Spiel gegen Leverkusen war sein erster Einsatz nach längerer Verletzungspause. Dass ihm so ein Treffer gelingen würde, schien den ansonsten so ruhigen, zurückhaltenden Schweizer selbst am meisten zu überraschen. "Es war unglaublich, denn ich habe ja noch nie ein Tor gemacht", erzählte der 27-Jährige nach der Partie. "Vor dem Eckball hatte ich kurz Blickkontakt mit dem Trainer und bin dann nach vorne gegangen. Als der Ball zunächst noch mal abgewehrt, dann von Shawn Parker überragend nach innen gebracht wird und schließlich vor meinen Füßen landet, musste ich ihn ja fast reinmachen."
Der erfolgreichste Torwart-Torjäger der deutschen Fußball-Geschichte ist Elfmeter-Experte Jörg Butt mit stolzen 26 Treffern. Sollte Hitz diesen Rekord nun für den FCA knacken wollen, hat er dafür übrigens noch ein bisschen Zeit - sein Vertrag in Augsburg läuft bis Juni 2016. bo