Ungewohnt ist diese Situation für den FC Augsburg wahrlich nicht, Verletzungspech und Ausfälle sind in dieser Spielzeit steter Begleiter. Einmal mehr muss der Bundesligist vor einer Begegnung auf etliche Profis verzichten, einmal mehr stellt sich der Trainer die Frage, wen er denn nun aufbieten kann, um die so wichtigen Punkte zu holen? Vor dem Spiel gegen Köln mutete die personelle Situation gar nicht so übel an, danach indes stellte sie sich schwierig dar.
Als Trainer Manuel Baum vor dem heutigen Auswärtsspiel in Frankfurt auf seine personelle Situation zu sprechen kommt, müht er sich um Zuversicht. Er verweist auf den breit aufgestellten Kader, mit dem er die Ausfälle kompensieren wolle. Doch kann er das wirklich?
Koo, Kohr und Finnbogason fallen aus
Die Schlussphase gegen Köln kam einer Abwehrschacht gleich, aus der die Augsburger nicht ohne Verluste hervorgingen. Ja-Cheol Koo zog sich einen Innenbandriss im Knie zu und fällt voraussichtlich für den Rest der Saison aus; Dominik Kohr kassierte seine zehnte Verwarnung und wurde ebenso für ein Spiel gesperrt wie Alfred Finnbogason. Auf dessen Zusammenstoß mit dem Kölner Klünter folgte eine Rote Karte. Das DFB-Sportgericht verhängte eine Ein-Spiel-Sperre und 6000 Euro Geldstrafe wegen Unsportlichkeit.
Weil zudem Raúl Bobadilla weiterhin wegen Wadenproblemen passen muss und für Caiuby ein Einsatz zu früh kommt, trifft der Ausfall von Koo und Finnbogason die Augsburger Offensive umso härter. Kämen als Lückenfüller Nachwuchsspieler wie Julian Günther-Schmidt zum Einsatz, wäre dies überraschend. Als wahrscheinlicher gilt, dass Dong-Won Ji sich als Sturmspitze beweisen darf. Wie sich das anfühlt, weiß der 25-Jährige.
Dong-Won Ji als Stürmeroption
Einerseits bekleidet er in der südkoreanischen Nationalmannschaft diese Position, andererseits diente er beim FCA schon an vorderster Front als Notlösung. Im Herbst musste der Bundesligist ebenso ohne Finnbogason und Bobadilla auskommen, auch damals stürmte Ji mehrmals. Mal überzeugte er dabei, mal lief das Spiel an ihm vorbei. Jetzt ist der groß gewachsene Angreifer ein Hoffnungsträger.
Dass Ji zuletzt in einem Formtief steckte, dem will Trainer Baum nicht allzu große Bedeutung beimessen. „Ich habe das Gefühl, dass er wieder im Kommen ist. Er gibt Vollgas im Training“, sagt Baum.
Manuel Baum: Trainer des FC Augsburg
Baum wird 1979 in Landshut geboren, später studiert er Sportwissenschaften in München.
Er spielt in seiner Jugend als Torwart beim TSV 1860 München.
Es folgen acht Jahre beim FC Ismaning und zwei Jahre beim FC Unterföhring.
Danach beginnt Baum seine Trainerlaufbahn bei der SpVgg Unterhaching. Von dort wechselt er nach Augsburg.
Er eignet sich großes Fachwissen vor allem in den Bereichen Taktik, Training und Jugendarbeit an.
Ab Juli 2014 ist Baum Cheftrainer und Verantwortlicher für alle Altersklassen im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des FCA.
Baum verpflichtet Ex-Nationalspieler Christian Wörns, als das U23-Team im Dezember 2015 hochgradig abstiegsgefährdet ist.
Mit Wörns als Trainer gelingt der Mannschaft in letzter Minute der Klassenerhalt.
Mittlerweile ist Christian Wörns als Trainer des FCA II zurückgetreten.
Unter Trainer Baum spielt der FCA eine starke Bundesliga-Saison 2017 / 2018.
Groß ist das Bemühen der Augsburger, sich trotz personeller Sorgen ein positives Grundgefühl zu bewahren. Die FCA-Profis besinnen sich spät auf ein Gemeinschaftsgefühl und kämpferische Tugenden, die sie in der Vergangenheit erfolgreich gemacht haben. Leidenschaftlich traten sie gegen Köln in Unterzahl auf und stoppten die Talfahrt, in Frankfurt soll sich das gewonnene Selbstvertrauen in weiteren Punkten widerspiegeln. Trainer Baum spricht davon, die „Emotionen zu konservieren“.
FCA-Kapitän Verhaegh: "Kein Spiel mehr verschenken"
Der Kampf um den Ligaverbleib spitzt sich von Spieltag zu Spieltag zu, ein gutes halbes Dutzend Teams bangt um den Klassenerhalt. Mittendrin: der FC Augsburg. Kapitän Paul Verhaegh beruft sich auf die Erfahrung im Abstiegskampf. „Wir müssen die Ruhe bewahren und dürfen kein Spiel mehr verschenken“, betont er. Als Kollektiv wollen die Augsburger überzeugen. Wie das aussehen kann, verdeutlicht allein die Statistik.
Dort findet sich kein herausstechender Torgarant, stattdessen verteilen sich die 28 FCA-Treffer auf etliche Spieler. Mehr als viermal hat keiner getroffen. Trainer Baum und dem FCA wird letztlich egal sein, wer gegen Frankfurt Tore erzielt. Für ihn scheint der Schlüssel zum Erfolg eh in der Abwehrarbeit zu liegen. Er möchte für die Frankfurter ein unangenehmer Spielpartner sein. Baum kündigt an: „Wir wollen eklig auftreten und eklig verteidigen.“
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