Dass sie sich so schnell wiedersehen würden, hätten Martin Hinteregger und Adi Hütter wohl nicht gedacht. Nach der 1:3-Niederlage des FCA gegen Eintracht Frankfurt verabschiedeten sich der Augsburger Innenverteidiger und der Frankfurter Trainer herzlich. Zwei Monate später sind sie wieder vereint. Der FCA hat den in Ungnade gefallenen Abwehrspieler, der in Augsburg noch bis 2021 unter Vertrag steht, für ein halbes Jahr auf Leihbasis an den Pokalsieger abgegeben. Über die Ausleihemodalitäten haben beide Vereine Stillschweigen vereinbart.
Hat Martin Hinteregger seinen Abgang beim FCA selbst forciert?
Bei den Frankfurtern, die aktuell Vierter in der Liga sind und in der Europa League einen starken Herbst hinlegten, war nach dem Abgang von Carlos Salcedo nach Mexiko Handlungsbedarf gegeben. Die Hessen hatten bei ihrer kurzfristigen Bewerbung einen großen Vorteil. Hütter, 48, hat bereits mit dem 26-jährigen Hinteregger zusammengearbeitet, und das höchst erfolgreich: Die beiden wurden 2014/15 zusammen mit Red Bull Salzburg Meister und Cupsieger.
„Ich bedaure die Entwicklung in den letzten Tagen, aber ich denke, dass es aktuell das Beste ist, wenn ich eine neue Herausforderung annehme“, wird der 26-Jährige in einer Pressemitteilung des Vereins zitiert. In derselben begründet FCA-Manager Stefan Reuter den Wechsel wie folgt: „Nach der Strafe für Martin Hinteregger gab es weitere Gespräche mit ihm. Aktuell gibt es keine gemeinsame Basis, um eine Eingliederung ins Team kurzfristig umzusetzen, weil Martin Hinteregger nicht bereit ist, den Weg des FC Augsburg mitzugehen. Daher haben wir dem Wechsel zugestimmt.“
Der Österreicher, mit sieben Millionen Euro im Sommer 2016 Rekordeinkauf des FC Augsburg, hatte am Wochenende nach dem 0:2 gegen Borussia Mönchengladbach, es war das zehnte Spiel in Folge ohne Sieg, Kritik an FCA-Trainer Manuel Baum geübt: „Ich kann nichts Positives über ihn (Baum) sagen und werde auch nichts Negatives sagen. Ich weiß gar nicht, mit welcher Taktik wir spielten.“ Da Hinteregger auch bei einem folgenden Gespräch mit Reuter bei seiner Meinung blieb und kein Einsehen zeigte, trennte man sich jetzt. Vorerst auf Zeit.
Die FCA-Fans schäumen vor Wut, da sie die Demission als Reaktion auf seine, aus ihrer Sicht, berechtigte Kritik am Trainer sehen. Möglicherweise aber hat Hinteregger seinen Abgang selbst forciert. Wie zu hören ist, sollen ihm mehrere lukrative Angebote aus der italienischen Serie A (SPAL Ferrara) und vom FC Fulham, Vorletzter der englischen Premier League, vorgelegen haben. Und schon im Dezember schien Hinteregger keinen Hehl daraus gemacht haben, den FCA verlassen zu wollen. Doch der wollte den Leistungsträger in dieser prekären sportlichen Lage nicht ziehen lassen, auf jeden Fall nicht um jeden Preis. Frankfurt, das so wohl gar nicht auf der Agenda stand, nützte nun die Gunst der Stunde, reagierte kurzfristig und sicherte sich mit seinem Leihangebot die Teilzeit-Dienste von Hinteregger.
Der muss von dieser eleganten Lösung selbst überrascht gewesen sein, soll er doch von einem viermonatigen Einzeltraining ausgegangen sein. Umso glücklicher ist der Österreicher wohl jetzt. Nur wenige Minuten, nachdem der FCA gestern um 15 Uhr die Pressemitteilung verschickte, veröffentlichte Frankfurt ein Bild von Hinteregger im Eintracht-Trikot.
FCA schließt die sportliche Lücke mit dem Nachwuchs-Talent Reece Oxford
Mit dem Abgang des Österreichers schien sich die Lage in der Defensive extrem zu verschärfen. Rechtsverteidiger Raphael Framberger fällt mit einem Kreuzbandriss den Rest der Saison aus, dazu fehlt auch Jeffrey Gouweleeuw (Adduktorenprobleme) weiterhin.
Doch kurz vor Ablauf der Transferperiode gestern um 18 Uhr hatte der FCA die sportliche Lücke, die Hinteregger fraglos hinterlassen hatte, geschlossen. Um 18.44 Uhr gab der Bundesligist bekannt, dass Reece Oxford für ein halbes Jahr von West Ham United ausgeliehen wird. Beide Vereine nannten keine Details. Der Guardian berichtet, dass der FCA eine Kaufoption ausgehandelt hat. Der 20-jährige Innenverteidiger, der bei den Londonern noch bis 2021 unter Vertrag steht, gilt als großes Talent und hat auch schon Bundesliga-Erfahrung. Der Rechtsfuß lief in der vergangenen Saison auf Leihbasis bei Borussia Mönchengladbach auf und absolvierte sieben Bundesliga-Partien. Die Versuche der Gladbacher, den Spieler über die Saison hinaus zu verpflichten, scheiterten jedoch.
„Mit Reece Oxford konnten wir einen sehr guten Innenverteidiger für den FCA gewinnen. Er kennt die Bundesliga durch sein Jahr bei Borussia Mönchengladbach und wird sicherlich keine großen Anpassungsschwierigkeiten haben. Daher kann er uns schnell weiterhelfen“, ließ sich Stefan Reuter, Geschäftsführer Sport des FCA, in der Pressemitteilung zitieren.
Und Reece Oxford versuchte gleich Optimismus zu verbreiten: „Die Bundesliga ist eine großartige Liga. Das habe ich bei Borussia Mönchengladbach schon gemerkt. Daher freue ich mich, dass ich nun beim FC Augsburg spielen kann, um noch weitere Einsätze in der Bundesliga zu bekommen.“
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war zu lesen, dass Martin Hinteregger auf seiner Facebook-Seite ein Foto von sich im Frankfurt-Trikot veröffentlicht hatte. Dabei handelte es sich aber nicht um seinen persönlichen Facebook-Auftritt, sondern um eine Fan-Seite. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.