Es war eine Partnerschaft, die viele Fußball-Fans skeptisch beäugten und die zu erbitterten Diskussionen geführt hatte. Beinahe wäre der Verein in seinen Grundfesten erschüttert worden. Jetzt ist dieses Thema wohl erledigt. Der FC Augsburg und der Tickethändler Viagogo haben sich in „gegenseitigem Einvernehmen“ entschlossen, ab sofort getrennte Wege zu gehen. „Wir befanden uns nach der letzten Saison mit den Verantwortlichen von Viagogo in guten Gesprächen und sind letztlich aber zu dem Entschluss gekommen, die Partnerschaft in gegenseitigem Einverständnis zu beenden“, wird Peter Bircks, Geschäftsführer des FCA, in einer Pressemitteilung zitiert.
Viagogo sollte dem FCA Einnahmen im sechsstelligen Bereich sichern
Nach einer Trennung hatte es lange Zeit nicht ausgesehen. Denn die FCA-Verantwortlichen hatten die Zusammenarbeit mit Viagogo lange Zeit leidenschaftlich verteidigt – trotz teilweise geharnischter Kritik aus den Reihen der Mitglieder. Die Klubführung wies auf die finanziellen Vorteile der Zusammenarbeit hin, die dem FCA jährliche Einnahmen im sechsstelligen Bereich sichern sollten.
Auf einer eigens einberufenen Mitgliederversammlung im August vergangenen Jahres kamen sich der Klub und die Faninitiative „FCA-Fans gegen Viagogo“ etwas näher. Die Versammlung folgte einem Vermittlungsvorschlag von Augsburgs Oberbürgermeister Gribl und verzichtete auf eine Abstimmung „Viagogo – ja oder nein“. Der Kompromissvorschlag: Die Klubführung sollte zusammen mit den Gegnern des Tickethändlers Möglichkeiten finden, bei einer Beendigung des Vertrages den Ausfall der Viagogo-Einnahmen zu kompensieren.
Tatsächlich haben sich die Vertreter beider Parteien dann anschließend auch einige Male getroffen. Ein konkretes Ergebnis aber brachten diese Unterredungen nicht. Für die Viagogo-Gegner war es anscheinend schwieriger als gedacht, der FCA-Führung neue Einnahmemöglichkeiten aufzuzeigen.
Viagogo soll auf einige Wünsche des FCA nicht reagiert haben
Deshalb verhandelte der FCA mit Viagogo darüber, ob die Option auf ein weiteres Jahr Zusammenarbeit gezogen werden sollte. Diese Gespräche sind nicht zur Zufriedenheit der Augsburger verlaufen. Viagogo soll auf einige Wünsche des FCA nicht entsprechend reagiert haben. Das Unbehagen wuchs und wuchs.
Das Zerwürfnis Augsburg – Viagogo ist kein Einzelfall. Laut Informationen des Wirtschaftsfachblattes Wall Street Journal Deutschland haben inzwischen alle Vereine der ersten und zweiten Bundesliga ihre Geschäftsbeziehungen mit dem Unternehmen gekappt.
Die DFL will selbst eine Plattform für Tickets etablieren
Bei vielen Vereinen hatte es, ähnlich wie in Augsburg, Proteste gegeben. Als eine Reaktion darauf will die Deutsche Fußball-Liga (DFL) selber eine Plattform etablieren, auf der Fans Tickets weitergeben können – zu Originalpreisen. Im Gegensatz dazu basiert das Geschäftsmodell von Viagogo darauf, Karten möglichst teuer weiterzuverkaufen. Viagogo verdient dabei durch hohe Provisionen. Der FCA wollte übermäßige Preissteigerungen verhindern und hatte sich eine Deckelung ausbedungen. Karten für Heimspiele, die von Viagogo angeboten wurden, sollten maximal das Doppelte des ursprünglichen Preises kosten.
Viagogo hat sich offensichtlich zuletzt nicht mehr an diese Abmachung gehalten. Gestern wurden auf der Viagogo-Seite Tickets für die FCA-Partie gegen Dortmund angeboten, die inklusive einer „Buchungsgebühr“ bis zu 195 Euro pro Stück kosten sollen. Der ursprüngliche Preis der Karte (Gegengerade Mitte, Block T) liegt bei 45 Euro.
Viagogo-Gegner sind zufrieden
Das Ende der Zusammenarbeit stimmt die Fan-Initiative zufrieden. „Auch für uns kommt das jetzt etwas überraschend, doch wir haben unser Ziel erreicht“, sagt Alexander Süßmair von den Viagogo-Gegnern. Diese wollen sich demnächst nochmals treffen, um eine abschließende Bewertung vorzunehmen.