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FC Augsburg: Warum der FCA so gut ist

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Warum der FCA so gut ist

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    Halil Altintop jubelt - wieder mal. Er gehört zu den Spielern, die beim FCA so richtig aufblühen.
    Halil Altintop jubelt - wieder mal. Er gehört zu den Spielern, die beim FCA so richtig aufblühen. Foto: Stefan Puchner (dpa)

    Als der FC Augsburg im Sommer 2013 Halil Altintop verpflichtete, da war sich selbst Trainer Markus Weinzierl nicht sicher, ob der damals 30-Jährige die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllen konnte. Nach einem zweijährigen Intermezzo bei Trabzonspor wollte Altintop unbedingt in die Bundesliga zurück. Die hatte er im Sommer 2011 verlassen, als er mit Frankfurt nach 26 Punkten in der Vorrunde noch abgestiegen war. Es war sein persönlicher Tiefpunkt. Altintop „flüchtete“ ans Schwarze Meer. Konnte so einer dem FCA in der Bundesliga helfen?

    Er konnte. „Im Nachhinein war es ein Sensationstransfer für uns. Wir hatten das Glück, einen Halil Altintop zu erwischen, der hier noch einmal aufblüht“, sagte Weinzierl gestern. Am Sonntag (17.30 Uhr) trifft nun der FCA in der SGL-Arena auf die Eintracht. Als Spitzenteam mit 33 Punkten. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, traut dem FCA den Sprung ins internationale Geschäft zu. „Augsburg ist die große Überraschung. Wenn sie so weitermachen, dann haben sie eine echte Chance, sich sogar für die Champions League zu qualifizieren oder zumindest für die Europa League.“

    Dabei besteht der FCA 2015 hauptsächlich aus Spielern, die es anderswo nicht schafften, wie zum Beispiel Jan-Ingwer Callsen-Bracker, 30, der in Gladbach und Leverkusen scheiterte. Oder wie Daniel Baier, 30, der beim VfL Wolfsburg nie glücklich wurde. Oder wie Raúl Bobadilla, 27, der in Gladbach mehr mit Eskapaden als mit Toren auffiel.

    Dann gibt es Spieler, die kaum einer kannte, wie Paul Verhaegh, 31, Ragnar Klavan, 29, oder auch Tobias Werner, 29, der sich in Augsburg zum nie erwarteten Bundesliga-Dauerbrenner entwickelte. Oder Torhüter Marwin Hitz, 27, den der FCA von der Wolfsburger Ersatzbank holte. Dazu kommen ältere Profis, die auf dem absteigenden Ast schienen, wie Markus Feulner, 32, der aus Nürnberg kam, oder eben jener Halil Altintop.

    „Jeder ordnet sich dem Erfolg der Mannschaft unter“

    Der stand am Mittwoch nach dem 1:0-Sieg in Dortmund in der Mixed-Zone und versuchte, das Erfolgsrezept des FCA zu erklären. „Ich habe es noch nie so erlebt, dass eine Mannschaft ihre Leistung und den Zusammenhalt jede Woche aufs Neue toppen kann und dass sich jeder Spieler derart dem Erfolg der Mannschaft unterordnet.“

    Dafür zuständig ist hauptsächlich Trainer Markus Weinzierl, 40. Nach einem verkorksten Einstand führt er jetzt seit zwei Jahren das Team der Namenlosen und Verschmähten von einem Erfolg zum anderen. Unaufgeregt, bodenständig, aber mit einem klaren Plan arbeitet Weinzierl zusammen mit Manager Stefan Reuter, 48, am Projekt Augsburg. Den Spielern bereitet er ein Wohlfühlklima, indem er sie an ihre persönlichen Grenzen und darüber hinaus führt. „Jeder Spieler ist 100 Prozent motiviert, wenn auch jeder aus einer anderen Startposition heraus“, erklärt Weinzierl.

    Da wird auch Raúl Bobadilla handzahm. Der FCA nimmt ihm im täglichen Leben alles Störende ab, hält auch in schwierigen Situationen zu ihm. Der Argentinier zahlt mit Toren zurück. „Er ist zielgerichtet, er will erfolgreich sein. Er ist heiß darauf, in der Bundesliga Tore zu erzielen. Es läuft wunderbar, weil er im Team seine Rolle gefunden hat und die auch mit der Mannschaft zusammen lebt“, sagt Weinzierl. Mit Überzeugungskraft hat er ihn zum Außenstürmer umfunktioniert. „Wenn er mit Tempo auf einen zukommt, dann ist er nicht zu halten. Deshalb finde ich ihn außen stärker als innen. Wir haben mit ihm daran gearbeitet, dass er das auch glaubt.“

    Bei Altintop war das einfacher. Weinzierl: „Da passt alles zusammen. Er fühlt sich wohl, er hat in der Mannschaft seine Position gefunden.“ Altintop spielt in der Form seines Lebens. Deshalb drängt Weinzierl darauf, dass dessen auslaufender Vertrag verlängert wird. Altintop profitiert aber auch von der Mannschaft, die den vorgegebenen Plan von Markus Weinzierl auf dem Spielfeld fast punktgenau umsetzt.

    Einer für alle, alle für einen

    Jeder weiß, was er zu tun hat. Einer für alle, alle für einen. Dieses Credo gibt Weinzierl vor. Wer da nur ein wenig von der Spur abweicht, wird hinauskomplementiert. Wie Marcel de Jong, 28. Der Vertrag mit dem Außenverteidiger, der sich öffentlich unzufrieden über wenig Einsätze gezeigt hatte, wurde aufgelöst. Da ist Weinzierl eisenhart.

    Genauso unerbittlich legt er Wert auf körperliche Fitness und eine ausgeklügelte Taktik. Die Automatismen lässt Weinzierl in jedem Training üben.

    Dazu kommen seit zwei Jahren die Erfolgserlebnisse. Die haben jetzt auch talentierte Leihspieler wie Dominik Kohr (20/Leverkusen) und Pierre-Emile Höjbjerg (19/FC Bayern) nach Augsburg gelockt, die das Niveau noch einmal anheben.

    Doch viel wichtiger sind die Punkte für die Psyche. „Es läuft, und das verleiht der Mannschaft Flügel“, sagt Weinzierl. Nichts erscheint mehr unmöglich. Und die Siege machen die bisher nicht gerade erfolgsverwöhnten Spieler noch hungriger. „Bei uns glaubt auch jeder: Das muss doch irgendwann vorbei sein. Diese Unsicherheit lässt einen nicht nachlässig werden“, sagt Weinzierl. Nachlässigkeit ist Gift für den FCA. „Wenn wir 100 Prozent bringen, können wir gegen jeden gewinnen, wenn wir nur 90 Prozent bringen, werden wir verlieren“, warnt Weinzierl auch vor dem Eintracht-Spiel.

    Der Weg von Weinzierl und seiner Mannschaft ist noch nicht zu Ende. Auf Rückschläge ist er vorbereitet: „Wir können in zwei Wochen vielleicht hier sitzen und haben drei Spiele verloren. Dann ist aber auch keine andere Mannschaft und keine andere Geschlossenheit da. Dann ist es halt unglücklich gelaufen. Momentan passt eben alles.“

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