Das erste Mal, als Dominik Kohr daran glaubte, dass er gegen Schalke 04 wieder im Kader stehen könnte, war Mitte vergangener Woche. „Ich habe am Mittwoch das erste Mal auf dem Platz trainiert, ein paar Passübungen mit der Mannschaft gemacht, einfach um zu schauen, ob die Wade reagiert. Wir hatten gar nicht das Ziel, dass ich am Samstag dabei sein sollte“, erzählt der defensive Mittelfeldspieler.
Erst am 18. September hatte ihm der Mainzer José Rodriguez kurz vor Schluss bei einem Foul den Muskel 14 Zentimeter lang an der rechten Wade bis zum Knochen aufgeschlitzt. Kohr musste operiert werden. Jetzt kehrte er überraschend schnell zurück.
Dem ging eine langsame Steigerung der Belastung in der Reha voraus. Bis zum Mittwoch. Kohr blieb nach seinen ersten Versuchen mit dem Ball schmerzfrei, trainierte beim Abschlusstraining am Freitag voll mit der Mannschaft mit und nach dem Training stand dann sein Name auf dem Zettel mit dem Kader für das Schalke-Spiel. „Richtig überrascht war ich nicht, weil ich mich mit dem Trainer ständig ausgetauscht habe", sagt der 22-Jährige. Zudem fiel mit Markus Feulner ein weiterer Mittelfeldspieler kurzfristig aus.
Die Einwechslung Kohrs zeigt, welche Wertschätzung er genießt
Dass er dann am Samstag in der 87. Minute für Gojko Kacar eingewechselt wurde, hätte er aber nicht unbedingt geglaubt. „Ich hab mich gefreut, als der Trainer mir das Zeichen gegeben hat, dass ich kommen soll.“ Die Einwechslung zeigt aber auch die hohe Wertschätzung, die Dirk Schuster seinen jungen Defensivspieler entgegenbringt.
Nur 27 Tage nach seiner Verletzung spielte der U21-Nationalspieler wieder in der Bundesliga, wenn es auch nur drei Minuten waren.
Die waren für Kohr aber wichtig. „Ich wollte unbedingt mithelfen, den Punkt zu verteidigen. Ich hatte dann auch noch ein paar Ballkontakte. An meine Verletzung habe ich gar keine Gedanken mehr verschwendet.“
Eine Wunderheilung? Nein, Kohr hat hart gearbeitet und hatte großes Glück. Der Stollen wirkte wie eine Rasierklinge. Es war ein glatter Schnitt im Muskel. Wäre der Muskel gequetscht worden, wäre der Heilungsprozess langwieriger gewesen. So war das Infektionsrisiko geringer und die Wundheilung verlief viel schneller, die Fäden konnten ihm früher als gedacht gezogen werden. Bei Kohr verlief alles nach Plan, auch weil die Operateure in der Hessingpark Clinic optimal gearbeitet hatten. „Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Kohr.
Halil Altintop: "Er heißt nicht umsonst 'Hard-Kohr'"
Für seine Mitspieler war das schnelle Comeback aber durchaus eine Überraschung. Halil Altintop konnte es am Samstag kaum glauben. „Aber man kennt ihn ja, er heißt nicht umsonst ‘Hard-Kohr’.“
Für den Deutsch-Türken ist Kohr inzwischen zu einem ganz wichtigen Bestandteil des FCA gereift: „Er ist ein super Junge. Er lebt und arbeitet für den Fußball – und er tut unserer Mannschaft sehr gut.“
Ob er am kommenden Samstag (15.30 Uhr) auswärts beim SC Freiburg wieder von Beginn an spielen wird, ist aber noch nicht sicher. Routinier Kacar hat ihn die letzten Wochen gut vertreten, wird seinen Platz nicht freiwillig räumen. Das weiß Kohr genau. Er sagt: „Ich werde mich auf jeden Fall dem Trainer zeigen. Natürlich will ich spielen, aber Gojko hat es in letzter Zeit gut gemacht, da muss man schauen, wen der Trainer dann auswählt.“