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FC Augsburg: WWK-Chef über den FCA: „Ich hatte mir zu Beginn der Saison auch etwas mehr erhofft“

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WWK-Chef über den FCA: „Ich hatte mir zu Beginn der Saison auch etwas mehr erhofft“

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    Die leuchtende Fassade der Fußball-Arena ist ein Teil des finanziellen Engagements des Hauptsponsors des Bundesligisten FC Augsburg.
    Die leuchtende Fassade der Fußball-Arena ist ein Teil des finanziellen Engagements des Hauptsponsors des Bundesligisten FC Augsburg. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Herr Schrameier, Sie versuchen ja fast jedes Spiel des FCA live in der WWK-Arena zu erleben. Das geht gerade nicht. Wie erleben Sie die Geisterspiele als Fan?

    Schrameier: Es ist für mich im höchsten Grad gewöhnungsbedürftig. Es nimmt so viel raus von der Emotion, der Heimspielcharakter geht total verloren, was ich sehr bedauere. Aber wenn man weiß, wie wichtig die Wiederaufnahme des Spielbetriebs finanziell für die Liga war, muss man das in Kauf nehmen. Mittlerweile schaue ich es trotzdem gerne im Fernsehen. Denn es ist immer noch besser, als die Bundesliga komplett zu stoppen. Es sind traurige Verhältnisse und es geht viel vom Fußball verloren, aber es ist auch sportlich die fairste Lösung.

    Das Interesse an der Bundesliga geht aber zurück, das zeigen Zahlen der ARD-Sportschau. Treibt Sie das als Sponsorpartner nicht um?

    Schrameier: Ich glaube nicht, dass das nachlassende Interesse auf Dauer sein wird. Wir als Versicherer sind es gewohnt in Zeiträumen von 20, 30 Jahren zu denken. Darum haben wir 2019 das Engagement beim FCA auch bis 2030 verlängert.

    Jürgen Schrameier ist seit 2007 Vorstandsvorsitzender von FCA-Hauptsponsor WWK.
    Jürgen Schrameier ist seit 2007 Vorstandsvorsitzender von FCA-Hauptsponsor WWK.

    Kam Ihnen zum Höhepunkt der Corona-Krise im März nicht einmal der Gedanke, hätten wir uns nur nicht so langfristig gebunden?

    Schrameier: Nein, der kam nie auf! Es waren aber bewegte Zeiten. Wir hatten das Homeoffice schon vor der Corona-Krise vorbereitet. Plötzlich mussten wir aber innerhalb einer Woche 1000 von 1300 Mitarbeitern die Möglichkeit geben, im Homeoffice tätig zu sein. Kurzarbeit war aber nie ein Thema bei uns. Dazu kam noch die Börsenkrise, auf die wir reagieren mussten. Es waren turbulente Tage, aber eins wusste ich, unsere Beziehung zum FCA steht nicht infrage.

    Hatten Sie auch Krisengespräche mit dem FCA?

    Schrameier: Nein. Wir haben uns zwar ausgetauscht, aber in dieser Phase einzig auf die Rückzahlung unserer Hospitality-Rechte verzichtet, wie andere Sponsoren, um die Aktion #augsburghältzusammen2020 zu unterstützen.

    Dachten Sie nie daran, Ihre Zahlungen als Trikotsponsor und Namensgeber der Arena zu reduzieren? Denn es konnte ja auch nicht die vereinbarte Gegenleistung geliefert werden.

    Schrameier: Das war nie ein Thema, weil das nicht unsere Intention ist.

    Der Branchendienst Ispo taxiert den Werbewert des FCA-Trikots auf 4,5 Millionen Euro pro Jahr und den Wert des Namensrechtes auf zwei Millionen Euro im Jahr. Können Sie diese Zahlen bestätigen?

    Schrameier: Ich nenne keine Zahlen, aber unser Modell orientiert sich an der dynamischen Entwicklung der Sponsorenrechte in den nächsten zehn Jahren. Unser Engagement ruht zum einen auf den Werberechten an den Trikots und der WWK-Arena, zum anderen auf der einmaligen Finanzierung der leuchtenden Fassade der Arena und des Baus des Internates für das Nachwuchsleistungszentrum. Bei diesem Projekt werden jetzt die Angebote verhandelt. 2021 soll es fertig sein.

    Warum machen die Investitionen in die Fassade und das Internat für die WWK Sinn?

    Schrameier: Weil wir das Engagement beim FCA als strategische Partnerschaft sehen und weil wir die Baukosten bilanziell über mehrere Jahre verteilen können.

    Ist die Versicherungsbranche resistent gegen die Corona-Krise?

    Schrameier: Alle unsere Verträge zusammen haben eine Beitragssumme von 26,5 Milliarden Euro über die Laufzeit. Wir haben da kaum Kündigungen gesehen, wenn dann waren es eher Beitragsfreistellungen. Und auch beim Neugeschäft, das von Januar bis April 1,2 Milliarden Euro betrug, haben wir insgesamt gesehen keine Einbußen. Wie man sieht, können wir also unsere Verträge erfüllen.

    Hat der FCA denn mal angefragt, ob Sie ihm vielleicht in dieser Krisenzeit über Ihr vertragliches Engagement hinaus helfen könnten?

    Schrameier: Nein, das war nicht der Fall.

    Arbeitet der FCA seriöser als andere?

    Schrameier: Ich glaube schon. Deshalb passt das auch so gut, weil wir ähnlich denken. Dahinter steht die Arbeitsweise des vorsichtigen Kaufmanns, die auch bei uns ganz ausgeprägt ist. Wir versuchen, unsere Sicherheitsmittel so zu steuern, dass wir immer sagen können, wir sind finanziell gesund. So denkt auch der FCA. Das kann man daran sehen, wie seriös sie jede Saison ihre Transferaktivitäten gestalten.

    Auf der wirtschaftlichen Basis. Sportlich…

    Schrameier: Dazu muss ich sagen, dass ich mir zu Beginn der Saison auch etwas mehr erhofft hatte. Trotzdem, der FCA geht in seine zehnte Bundesliga-Saison in Folge und das ist eine enorme Leistung. Von der Zusammenarbeit profitieren beide Parteien.

    Am 33. Spieltag feierte der FCA den Klassenerhalt und geht nun in seine zehnte Bundesliga-Spielzeit am Stück.
    Am 33. Spieltag feierte der FCA den Klassenerhalt und geht nun in seine zehnte Bundesliga-Spielzeit am Stück. Foto: Marius Becker, dpa

    Hätte ein Abstieg finanzielle Folgen für das Sponsoring?

    Schrameier: Nein. Wir würden versuchen, dazu beizutragen, dass der FCA wieder aufsteigt. Aber wir sind natürlich sehr froh, wenn dieser Fall nicht eintritt.

    Wie haben Sie das Verhalten des FCA während der Corona-Krise gesehen? Er hat im Gegensatz zu anderen Profiklubs keine Kurzarbeit angemeldet, er hat Hilfsaktionen gestartet.

    Schrameier: Er hat sich sehr positiv verhalten. Aber das haben wir auch nicht anders erwartet.

    Die Bundesliga, Ihre große Werbeplattform, ist im Zuge der Corona-Krise in die Diskussion gekommen. Als das ganze Land unter den massiven Einschränkungen litt, als Geschäfte, Schulen und Kindergärten geschlossen waren, wollten die Profivereine unbedingt wieder spielen.

    Schrameier: Ich denke, dass dieser Wunsch rechtens war. Ich kenne keine andere Sportart, die so massiv das gesellschaftliche Leben bestimmt wie der Fußball. Solange deswegen niemand leidet, und das kann ich nicht sehen, ist das gerechtfertigt. Ich sehe niemanden, der Nachteile dadurch hatte, dass man versucht hat, ein Regelwerk zu finden, mit dem die Bundesliga weiterspielen kann.

    Aber ohne Fans, also ohne Ihre Kunden und Mitarbeiter. Das Fernsehgeld ist wichtiger als die Fans.

    Schrameier: Man hat überlegt, was kann man überhaupt tun, damit der Fußball am Leben bleibt. Wir wissen ja nicht, ist es nur eine begrenzte Phase, wann gibt es einen Impfstoff? Oder es kann ein eingeschränkt positives Szenario geben, dass die Fallzahlen so niedrig sind, dass man trotzdem wieder mit technischer Unterstützung Großveranstaltungen durchführen kann. Es geht jetzt einfach darum, diesen Zeitraum, egal wie lange er ist, zu überbrücken.

    In Frankreich oder in den Niederlanden hat man die Saison abgebrochen.

    Schrameier: Wir werden erst hinterher sehen, welcher Weg der bessere war. Zum jetzigen Zeitpunkt glaube ich, dass unser Weg in Deutschland richtig ist. Im öffentlichen Leben mit dem harten Shutdown und den jetzt stufenweisen Lockerungen, aber auch mit der Möglichkeit, den Fußballbetrieb am Leben zu erhalten. Es wäre sonst für einige Vereine schwierig geworden.

    Sind Sie ein FCA-Experte? Das Quiz zur Klub-Geschichte

    1. Als der FC Augsburg 2002 in die drittklassige Regionalliga aufstieg, hatte Kapitän Janusz Góra großen Anteil an dem Erfolg. Der ehemalige polnische Nationalspieler stand in 34 von 36 Partien auf dem Platz. Deutschlandweit berühmt wurde er allerdings als Spieler der Ulmer Spatzen. Warum?

    a) Im Spiel gegen Rostock wurden vier Ulmer Spieler und der Trainer vom Platz gestellt. Nach Abpfiff brüllte Góra „Skandal!“ in die laufenden Kameras. Stefan Raab zeigte den Clip immer wieder in seiner Show „TV total“.

    b) Beim Durchmarsch der Ulmer von der Regionalliga bis in die Bundesliga und in den drei folgenden Spielzeiten in der Bundesliga, der 2. Liga und der Verbandsliga stand er fünf Jahre lang ununterbrochen in der Ulmer Startelf.

    c) In seinen elf Länderspielen für Polen ging er immer als Sieger vom Platz.

    Lösung: 1 a) Die Länderspielbilanz von Janusz Góra liest sich deutlich durchwachsener. Und zwar zählte Góra in seinen Ulmer Jahren zum Stammpersonal, richtig ist jedoch Aussage a. Den Clip mit einem in wahrsten Sinne des Wortes wütenden Góra kann man sich auf Youtube ansehen.

    2. Gehen wir ein bisschen weiter zurück in die Geschichte: In der Oberliga Süd-Spielzeit 1952/53 trainierte Karl Sesta den FCA-Vorläuferverein BC Augsburg. Der Österreicher war auch als Ringer und Sänger aktiv. Welche Anekdote ist überliefert?

    a) Einige Jahre nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich 1938 wurde der 1906 geborene Sesta für einige Partien ins deutsche Nationalteam berufen, sein erstes Spiel war am 15. Juni 1941 gegen Kroatien. Mit 35 Jahren gab er also sein Debüt und ist damit der älteste Spieler, der für Deutschland sein erstes Länderspiel bestritt.

    b) Als Sesta mit der österreichischen Nationalmannschaft in England gastierte, kam es zu einem Wortwechsel mit Prinz George, Sohn von König Georg V. Der meinte, dass Fußballer doch ein wunderbarer Beruf sei. Darauf Sesta: „Sie haben aber auch keine schlechte Hackn (Wiener Dialekt für Arbeit), Majestät.“

    c) Als Sänger war Sesta im Rundfunk zu hören und hatte Konzertangebote aus halb Europa vorzuweisen. Im Jahre 1932 erhielt er mit seinen „Wiener Liedern“ in London eine „Goldene Schallplatte“.

    Lösung: Kaum zu glauben, aber alle drei Geschichten sind wahr.

    3. Apropos Trainer: Eine vielversprechende, aber nur kurze Trainerkarriere legte der ehemalige Bundesligaspieler Jimmy Hartwig 1989 beim FCA hin. Unter seiner Ägide gewann der FCA sechs Spiele, eine Partie endete unentschieden, dennoch beendete der damalige Mäzen Peter Eiba nach dieser Erfolgsserie die Zusammenarbeit. Womit machte Hartwig später von sich reden?

    a) Als 1993 zum zweiten Mal bei Hartwig Krebs diagnostiziert wurde, verfasste er seine erste Biografie „Ich möcht’ noch so viel tun … Meine Kindheit, meine Karriere, meine Krankheit“, die 1994 im Gustav Lübbe Verlag erschien.

    b) Seit 2002 ist Hartwig als Theaterschauspieler tätig und trat bereits in Brechts „Baal“ am Deutschen Nationaltheater in Weimar, als Woyzeck im Centraltheater Leipzig und auch am Augsburger Theater auf.

    c) 2004 nahm Hartwig an der zweiten Staffel der TV-Show „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ teil. Er beendete die Show als Vierter.

    Lösung: Auch hier gilt: alles wahr!

    4. Kürzlich hätte der größte Augsburger Fußballer seinen 80. Geburtstag feiern können. Klar, kein FCA-Quiz kommt ohne eine Frage zu Helmut Haller aus: Wann und gegen wen absolvierte Haller sein letztes von 33 Länderspielen?

    a) Bei der Weltmeisterschaft 1962 in Chile, als er am 10. Juni im Viertelfinale, einer 1:2-Niederlage gegen Jugoslawien, das letzte Mal das DFB-Trikot trug.

    b) Bei der WM 1966 in England, als er am 30. Juli im Finale, der unvergesslichen 2:4-Niederlage gegen England, das erste Tor der Partie schoss und danach seinen Rücktritt erklärte.

    c) Bei der WM 1970 in Mexiko, als er am 3. Juni im ersten Gruppenspiel, einem 2:1 gegen Marokko, letztmals eingesetzt wurde.

    Lösung: 4 c)  Helmut Haller stand bei den Weltmeisterschaften 1962, 1966 und 1970 im Kader der deutschen Nationalmannschaft. Sein letztes Spiel absolvierte er demnach 1970 bei der WM in Mexico.

    5. Als Helmut Haller in der 2. Bundesliga Süd für den FC Augsburg am Ball war, wurde im November 1976 Startrainer Max Merkel verpflichtet. Welcher der folgenden Sprüche stammt vom ihm?

    a) „Am Montag nehme ich mir vor, zur nächsten Partie zehn Spieler auszuwechseln. Am Dienstag sind es sieben oder acht, am Donnerstag noch vier Spieler. Wenn es dann Samstag wird, stelle ich fest, dass ich doch wieder dieselben elf Scheißkerle einsetzen muss wie in der Vorwoche.“

    b) „Im Training habe ich mal die Alkoholiker meiner Mannschaft gegen die Nicht-Alkoholiker spielen lassen. Die Alkoholiker gewannen 7:1. Da habe ich gesagt: Sauft’s weiter!“

    c) „Das größte Problem beim Fußball sind die Spieler. Wenn wir die abschaffen könnten, wäre alles gut.“

    Lösung: 5 b) Der Trainer, der mit seinem „Spielermaterial“ hadert, ist der Waliser John Toshack. Das grundsätzliche Problem mit Spielern hat Helmut Schulte erkannt. Merkel dagegen vertraute seinen trinkenden Spielern.

    6. Auf welche Nahezu-Bestmarke darf Ex-FCA-Spieler Halil Altintop stolz sein?

    a) Er ist der ausländische Spieler mit den drittmeisten Toren in der Bundesliga.

    b) Er ist der ausländische Spieler mit den meisten Eigentoren in der Bundesliga.

    c) Er ist der ausländische Spieler mit den zweitmeisten Einsätzen in der Bundesliga.

    Lösung: 6  c) Von 2013 bis 2017 trug Halil Altintop das Trikot des FC Augsburg. In diesen Jahren kam er in 115-Bundesligapartien zum Einsatz, mit seinen Spielen für Frankfurt, Schalke und Kaiserslautern kommt er auf 351 Begegnungen in der Königsklasse. So viele schaffte auch Levan Kobiashvili. Mehr kann nur Claudio Pizarro vorweisen, der bisher 472-mal in der Bundesliga spielte.

    7. Am 22. Spieltag der vergangenen Saison verlor der FC Augsburg knapp mit 2:3 gegen den Favoriten aus München. Der Sieg des Nachbars aus der Landeshauptstadt ist nicht weiter verwunderlich, dennoch ging die Partie in die Geschichtsbücher ein. Warum?

    a) Bayern-Spieler Leon Goretzka erzielte nach zwölf Sekunden das schnellste Eigentor der Bundesligageschichte.

    b) FCA-Spieler Kevin Danso holte sich nach zwölf Sekunden die schnellste Rote Karte der Bundesligageschichte ab.

    c) Bayern-Spieler Mats Hummels verursachte nach zwölf Sekunden den frühesten Elfmeter der Bundesligageschichte.

    Lösung: 7 a) Die schnellste Rote Karte wurde dem Kölner Profi Youssef Mohamad beim Saisonstart 2010/11 gegen Kaiserslautern wegen einer Notbremse gezeigt – nach 87 Sekunden. Den frühesten Elfmeter bekam der HSV am 4. Februar 2015 zugesprochen, als nach acht Sekunden der Paderborner Patrick Ziegler Marcell Jansen zu Fall brachte. Und das schnellste Eigentor erzielt in der Tat Leon Goretzka für den FC Augsburg.

    8. Michael Thurk erzielte in der 2. Bundesliga zahlreiche wichtige Tore für den FCA, unter anderem glich der Mann mit der Nummer 27 am 33. Spieltag der Saison 2010/11 die frühe Führung des FSV Frankfurt aus und bereitete den Siegtreffer durch Stephan Hain per Eckball vor. Die drei Punkte bedeuteten den erstmaligen Aufstieg des FCA in die Bundesliga. Jetzt ist Thurk wieder im Profifußball zurück – in welcher Funktion?

    a) Als Scout bei Eintracht Frankfurt.

    b) Als Co-Trainer bei FSV Mainz 05.

    c) Als Zeugwart beim FC Augsburg.

    8 b) Im Juni gab Mainz 05 bekannt, dass Michael Thurk als Co-Trainer verpflichtet wurde. Er soll im Team von Cheftrainer Sandro Schwarz sich vor allem um die Abläufe in der Offensive kümmern.

    Es wird auch nicht Ihre Sponsorenzahlungen beeinflussen, wenn auch die nächste Saison ohne Zuschauer beginnt?

    Schrameier: Richtig. Aber man kann das natürlich nur bedauern. Wir haben ein strategisches Investment mit dem FCA mit drei Säulen. Das Engagement ist für die WWK trotz der Kapitalanlagen oberhalb von zehn Milliarden Euro schon enorm. Es stehen für uns aber auch entsprechende Werte dahinter. Da ist es nicht entscheidend, ob das ein halbes Jahr oder ein Jahr dauert. Ich glaube fest an unsere Geschäftsbeziehung bis 2030.

    Aber hat die Corona-Krise nicht deutlich gezeigt, dass das System krankt, wenn Vereine nach wenigen Wochen vor dem finanziellen Kollaps stehen?

    Schrameier: Ein Unternehmen, das ausreichend lange tätig ist, sollte in der Lage sein, mindestens ein halbes Jahr überleben zu können. Wenn das nicht so ist, darf man das in Zukunft nicht mehr zulassen. Es müssen Reserven vorhanden sein.

    FCA-Präsident Klaus Hofmann mahnt schon länger Reformen an. Welche müssten aus Ihrer Sicht als Sponsor umgesetzt werden?

    Schrameier: Es muss ein fairer Wettbewerb herrschen. In erster Linie muss aber gewährleistet sein, dass die Vereine eine Krise, welcher Art auch immer, durchhalten können. Sie müssen finanziell ausreichend vorgesorgt haben. Durch gesundes Wirtschaften geht das. Man darf nicht über seine Verhältnisse leben, das ist im Fußball so wie in jedem anderen Unternehmen.

    Wie passt es da ins Bild, dass bei RB Leipzig 100 Millionen Euro Darlehen in Eigenkapital umgewandelt wurden?

    Schrameier: Zu RB Leipzig möchte ich mich nicht äußern.

    Kann ein Profiklub es sich leisten zu sagen, ich bilde Rücklagen, habe aber keinen sportlichen Erfolg mehr?

    Schrameier: Die Frage muss man sich immer stellen. Das gilt auch für Unternehmen in der Industrie. Den Kompromiss muss man immer für sich selbst finden. Wie weit kann ich ins Investment gehen? Auch wenn wir Neugeschäft betreiben, ist das ein Investment in die Zukunft. Ich muss mich immer fragen, ob ich mir das leisten kann. Ich glaube, dass es einige in der Liga gibt, die auf Kante genäht haben. Das hat man früher gar nicht so mitgekriegt, sondern erst jetzt in der Krise.

    Haben Sie als Sponsor Einflussmöglichkeiten?

    Schrameier: Das brauchen wir nicht. Wir wissen, dass beim FCA professionell mit dem Geld gearbeitet wird.

    Sie sind seit fünf Jahren Hauptsponsor beim FCA. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

    Schrameier: Unsere Erwartungen wurden übertroffen. Wir mussten zum damaligen Zeitpunkt immer mit dem Risiko leben, dass die Liga nicht zu halten ist. Oder mit dem Risiko, dass es größere Probleme gibt, die die Sympathie des Vereins negativ berühren können. All das ist nicht passiert. Ganz im Gegenteil: Der FCA hat sich ein Selbstverständnis als Erstligaverein aufgebaut. Das ist von unserer Seite zu begrüßen.

    Sie haben vorhin erwähnt, dass Sie sich von dieser Saison sportlich mehr erwartet haben.

    Schrameier: Als ich die Spielereinkäufe gesehen habe, war ich sehr zuversichtlich. Zum Ende der Vorrunde sah es ja auch so aus, als ob sich der FC Augsburg im Mittelfeld festsetzen könnte. Jetzt ist es bedauerlich, dass es wieder etwas enger geworden ist. In der neuen Saison hätte ich gerne eine Runde ohne Abstiegsangst. Und die eine oder andere Überraschung.

    Sie setzen die sportliche Leitung aber ganz schön unter Druck.

    Schrameier: Nein, nein. Das Hauptziel bleibt der Klassenerhalt. Aber man darf auch als Sponsor mal träumen. Zum Beispiel den Traum von der Europa League. Wenn man sich an Liverpool zurückerinnert, das war großartig. Ich glaube, diesen Traum hat auch der eine oder andere FCA-Verantwortliche unverändert.

    Zur Person: Jürgen Schrameier, 58, ist gebürtiger Münchner. Der dreifache Familienvater ist seit 2007 Vorstandsvorsitzender der WWK Lebensversicherung a.G. und der WWK Allgemeine Versicherung AG. Die WWK (rund 1300 Mitarbeiter) zählt mit etwa 10.000 Vertriebspartnern und rund 1,3 Millionen Kunden zu den Marktführern im Bereich der Fondsgebundenen Lebensversicherung. Die WWK wurde 1884 als „Witwen- und Waisen-Unterstützungscassa des Bayerischen Verkehrsbeamten-Verein“ (WWUK) in München gegründet. Neben dem Engagement beim FC Augsburg unterstützt das Unternehmen auch die Bundesliga-Volleyballer WWK Volleys Herrsching.

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