Stefan Reuter war an seiner Seite. Zusammen mit dem Geschäftsführer Sport betrat Iraklis Metaxas eine halbe Stunde vor Spielbeginn den Innenraum der Fußball-Arena in Wolfsburg. Sein erster Weg ging gleich vor die Kameras von Sky. Normalerweise steht Heiko Herrlich beim FC Augsburg im Blickpunkt der Kameras. Diesmal saß Herrlich in seinem Krankenbett in einer Augsburger Klinik vor dem Fernseher. Am Freitag war bei ihm ein Pneumothorax diagnostiziert worden, er verpasste die Pressekonferenz vor dem Spiel in Wolfsburg ebenso wie die Partie am Sonntagnachmittag selbst. Er sah das 0:0 aus der Ferne, Metaxas vertrat ihn.
FCA-Trainer Heiko Herrlich muss wohl noch einige Tage im Krankenhaus bleiben
Noch gibt es bei Herrlich keine weitergehende Diagnose, es ist also auch nicht klar, wann er das Krankenhaus wieder verlassen kann. Die Augsburger gehen davon aus, dass ihr Trainer wohl noch einige Tage in der Klinik bleiben muss. Das Spiel am Sonntag dürfte allerdings seinen Heilungsprozess beschleunigen, schließlich ist sein Team noch immer ungeschlagen.
Herrlich und Partien gegen Wolfsburg stehen in seiner Zeit als Trainer beim FC Augsburg unter keinem guten Stern. Die erste geplante Begegnung gegen die Niedersachsen wurde wegen der Corona-Pandemie direkt nach seiner Amtsübernahme verschoben. Versuch Nummer zwei nach der Zwangspause konnte er nur aus einer Loge der WWK-Arena ansehen, weil er wenige Tage zuvor das Quarantäne-Hotel seiner Mannschaft wegen eines Einkaufs von Zahnpasta und Hautcreme verlassen hatte. Und auch Partie Nummer drei erlebte er nun am Sonntag nicht von der Trainerbank aus mit.
Heiko Herrlich geht es offenbar bereits besser
Woran aber leidet Herrlich? Ein Pneumothorax ist eine Ansammlung von Luft im Pleuraraum, also dem Raum zwischen Lunge und Brustwand. Dies führt zu einem Zusammensinken eines Lungenflügels und dadurch zu einer unzureichenden Atemfunktion. Herrlich litt am Donnerstag unter Symptomen, die für eine Erkältung typisch sind. Sofort wurde nach seiner Rückkehr nach Augsburg – das Team hatte am Donnerstag frei – ein Corona-Test durchgeführt, das Ergebnis fiel negativ aus. Da sich Herrlichs Zustand in der Nacht auf Freitag verschlechterte, ordneten die Ärzte eine CT-Untersuchung an. Dabei bemerkten sie den Pneumothorax.
Wie aber kam es dazu? FCA-Manager Stefan Reuter, der Herrlich bei der Pressekonferenz am Freitag vertrat, sagte dazu: „Das kann auch durch Husten passieren, der Verdacht liegt in diesem Fall nahe.“ Und: „Es ist nicht dramatisch, aber es muss behandelt werden.“ Nach der stationären Aufnahme hätten ihn die Ärzte gleich beruhigt, erzählte Reuter am Sonntag vor dem Spiel. „Heiko geht es von Stunde zu Stunde besser“, sagte Metaxas, „das freut uns natürlich.“
2000 hatte Herrlich einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Bei ihm war ein großer Tumor im Gehirn entdeckt worden. Damals spielte Herrlich noch aktiv für Borussia Dortmund. Der Kampf gegen den Krebs war Herrlichs schwerster. Er gewann ihn. Aus dieser Erfahrung ist er natürlich sehr vorsichtig, was seine Gesundheit angeht.
Bereits beim letzten FCA-Spiel gegen Wolfsburg musste sich Herrlich vertreten lassen
Beim vergangenen Spiel im Mai gegen Wolfsburg hatte Herrlich sich von Tobias Zellner vertreten lassen. Diesmal stand Metaxas in der Verantwortung. Der 53-Jährige kam im Juli vom SV Darmstadt 98 nach Augsburg. Er hatte schon zuvor mit Herrlich zusammengearbeitet. Von Oktober 2009 bis April 2010 war er Herrlichs Co-Trainer beim VfL Bochum. Zwei Spieltage vor Schluss wurde Herrlich allerdings entlassen und durch Dariusz Wosz ersetzt. Im Juli hatte Herrlich den Deutsch-Griechen nach Augsburg geholt, nachdem er eine Co-Trainer-Position bei seinem Amtsantritt im März noch unbesetzt gelassen hatte.
Herrlich stand mit seinen Co-Trainern Metaxas und Zellner das gesamte Wochenende in Kontakt. Noch am Sonntagmorgen fand das letzte Telefonat statt. „Wir haben jeden Tag telefoniert“, erzählte Metaxas. Er sagte aber auch: „Er vertraut uns voll im Trainerteam.“ Das bestätigte auch Stefan Reuter: „Wenn ein Spieler ausfällt, löst das die Mannschaft. Genauso ist es auch im Trainerteam“, sagte der FCA-Manager. Iraklis Metaxas jedenfalls löste seine Aufgabe unaufgeregt. Zu seiner ungewohnten Rolle sagte er nach dem Spiel ganz bescheiden: „Ich bin weiter Assistenztrainer und kein Cheftrainer. Ich war heute nur an der Seitenlinie, weil unser Cheftrainer gefehlt hat.“
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