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FC Augsburg: Tödlicher Unfall: Peter Bircks wird dem FCA sehr fehlen

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Tödlicher Unfall: Peter Bircks wird dem FCA sehr fehlen

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    Die rot-grün-weiße Vereinsbrille war das Markenzeichen von Peter Bircks.
    Die rot-grün-weiße Vereinsbrille war das Markenzeichen von Peter Bircks. Foto: Ulrich Wagner

    Die Führungsriege des FC Augsburg hatte vor jedem Heimspiel ein Ritual. Klaus Hofmann, der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Bundesligisten, und Peter Bircks, der Aufsichtsratsvorsitzende, trafen sich zwei Stunden vor der Partie in der FCA-Loge, wobei Bircks immer sein obligatorisches Spezi trank. Essen konnten beide nichts, so nervös waren sie. Vergangenen Samstag, vor dem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg, saß Hofmann, 51, alleine in der Loge. Wenige Stunden zuvor, am Freitag, war Peter Bircks mit 66 Jahren auf der Intensivstation des Augsburger Zentralklinikums den Folgen eines Verkehrsunfalls erlegen. „Liebes Schicksal, das ist nicht in Ordnung“, meinte Klaus Hofmann mit brüchiger Stimme bei der Trauerfeier am Mittwoch im Rosenaustadion.

    Es sind diese kleinen Episoden, die den FCA in der Welt des immer mehr vermarkteten Event-Fußballs, zu dem er auch gehört, trotzdem eine eigene, liebenswerte Note geben. Wenn die führenden Funktionäre eines Bundesligisten, anstatt neue Deals anzubahnen, Fingernägel kauend vor dem Spiel, auf den Anpfiff warten. Wie die treuesten der treuen Fans auf der Uli-Biesinger-Tribüne im Norden der WWK-Arena.

    Fast 30 Jahre hat Bircks mit kleinen Unterbrechungen die Geschicke des FCA mitbestimmt. Und maßgeblichen Anteil daran, dass er a) nun in der achten Saison ununterbrochen zu den 18 besten Klubs in Deutschland zählt und b) immer noch seinen familiären Charakter bewahren konnte. „Peter war eines der Gesichter des FC Augsburg und der Letzte aus der 90er-Jahre-Generation der am eigenen Leib verspürt hat, wenn man am Ende des Monats Rechnungen zahlen musste und nicht wusste, ob genügend Geld da sein würde“, sagt Markus Krapf. Er war unter dem Aufsichtsratsvorsitzenden Bircks von 2002 bis 2007 Geschäftsführer, heute führt er die „11er“-Fußball-Kneipe.

    1990: Peter Bircks kam als junger Unternehmer zum FC Augsburg

    Als Peter Bircks 1990 als Nobody beim damaligen drittklassigen Regionalligisten FC Augsburg zum Präsidenten gewählt wurde, war nicht abzusehen, dass der FCA jemals zur Upperclass des deutschen Fußballs zählen würde. Wieder einmal hatte der FCA nicht nur Geldsorgen, sondern auch Führungsprobleme. Da witterte der junge ehrgeizige Unternehmer aus Rennertshofen seine Chance, sich auch in der Fußball-Welt zu profilieren. Innerhalb von sechs Jahren stellte er den FCA, auch unter Mithilfe des Marketing-Experten Karl-Heinz Jakel, wieder auf vernünftige Beine, ehe er eine vierjährige Pause einlegte.

    Aufgewachsen mit vier Geschwistern in dem kleinen Markt im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen wurde schnell klar, dass Peter schnell lernte, wo er etwas verdienen konnte. Er wurde nicht nur Messdiener, weil die Familie gläubig war, sondern weil der Dienst auch mit einer Aufwandsentschädigung belohnt wurde.

    Bircks hatte einen interessanten Spitznamen, eine Bar und ein großes Herz

    Und auch im Amateurfußball bewies er Cleverness. Als Mittelstürmer, sein Spitzname war „Pattex“, weil angeblich der Ball an seinem Fuß klebte, was Weggefährten aber immer bestritten, sorgte er beim FC Rennertshofen für die nötigen Tore. Seinen Wechsel ins benachbarte Burgheim fädelte er selbst ein und handelte dabei eine Antrittsprämie von fünf Mark pro Spiel aus. „Es war der erste Transfer für Geld in dieser Gegend“, sagte Trauerredner Wolfgang Franz bei der großen Trauerfeier am Mittwoch. Die Beerdigung fand nach einer Andacht in der Pfarrkirche St. Johannes am Donnerstag in Rennertshofen auf dem dortigen Friedhof statt.

    Mit 21 fand seine Fußballkarriere ein jähes Ende. Zwar erholte er sich nach einem Autounfall (was für eine Ironie), ein Pfarrer hatte ihm sogar schon die Letzte Ölung erteilt, wieder, doch mit dem Fußball war Schluss. Bircks wurde Abteilungsleiter beim FC Rennertshofen, ehe er 1990 sein Herz an den FCA verlor. Von da an sah er den FCA nur noch durch die rot-grün-weiße Vereinsbrille. Seinen Verein verteidigte er wie eine Löwin ihre Jungen. Da biss er um sich. „Er war immer gerade aus, nahm sich selbst aber nie zu wichtig. Wenn es sein musste, focht er auch mal einen Streit aus, aber am Ende war er niemals unversöhnlich“, beschrieb Hofmann seinen Kollegen und Freund.

    Beruflich war Bircks ein Treibauf, versuchte aus allem Geld zu machen. Der Versicherungskaufmann probierte vieles aus. Führte drei Jahre mit einem Freund in Marxheim die legendäre Pilsbar „Hupe“. War dann Bezirksdirektor bei der Vereinten Versicherung. Mit 32 machte er sich als Versicherungsmakler selbstständig, gründete die Firma Secuwert. Er handelte unter anderem mit Filmrechten, mit Immobilien. Nicht alles gelang, nicht nur er verlor dabei Geld, doch Bircks stand immer wieder auf. Heute hat die Secuwert 16 Mitarbeiter. Bircks war ein Chef mit großem Herz, der aber viel von seinem Umfeld forderte, vor allem Loyalität.

    Walther Seinsch und Peter Bircks verband eine enge Freundschaft

    Die bewies er auch 2000, als er den FCA in seiner tiefsten Stunde kurz vor der Insolvenz nicht im Stich ließ. Bircks kehrte zurück, holte den 59-jährigen Walther Seinsch ins Boot. Und die beiden führten den Amateurklub als kongeniale Partner nach oben. Es entstand eine enge Freundschaft, die bis zum letzten Tag hielt. Allerdings war es dem 77-jährigen Seinsch, der längst wieder in seine Heimat Münster zurückgekehrt ist, „aus privaten Gründen“, wie es aus dem Umfeld heißt, nicht möglich, an den Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen.

    Mit einem kleinen Team stemmte das Erfolgs-Duo nicht nur den Bau der Fußball-Arena, sondern führte den FCA in den bezahlten Fußball. Sie gaben der Region mit dem Erfolg eine zuvor fehlende gemeinsame Identität. Doch bei aller Professionalität achtete Bircks, dem seine Familie um Ehefrau Inge, Tochter Katja und Enkel Karl heilig war, immer darauf, dass die Menschlichkeit, die Fannähe im Geschäft mit den Millionen beim FCA nicht ganz verloren ging. Diese Empathie übertrug er auch auf die Führung um Chef Klaus Hofmann und die Geschäftsführer Michael Ströll und Stefan Reuter. Deshalb hat Markus Krapf keine Angst, dass dem FCA nach dem Tod von Bircks diese Bodenständigkeit verloren gehen wird: „Der FCA wird sich nicht verändern, dafür ist er zu gefestigt, aber für die FCA-Familie fehlt jetzt der großväterliche Freund.“ Und Klaus Hofmann nicht nur ein Leidenspartner vor dem Anpfiff.

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