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FC Augsburg: Tin Jedvaj will über den FC Augsburg zur Europameisterschaft

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Tin Jedvaj will über den FC Augsburg zur Europameisterschaft

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    Tin Jedvaj trainiert seit Dienstag beim FC Augsburg.
    Tin Jedvaj trainiert seit Dienstag beim FC Augsburg. Foto: Ulrich Wagner

    Was auf den FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen Union Berlin zukommen könnte, hat Tin Jedvaj am vergangenen Wochenende noch mit Bayer Leverkusen erlebt. Der Werksklub gewann mit viel Mühe 3:2 gegen Unions Mitaufsteiger SC Paderborn. Deshalb sagt der 23-jährige Innenverteidiger: "Das ist sicherlich kein Pflichtsieg. Diese Mannschaften wollen bleiben. Sie haben letzte Saison in der 2. Liga hart für den Aufstieg gearbeitet."

    Dass Jedvaj jetzt im Fan-Shop des FCA sitzt und sein erstes Interview für seinen neuen Arbeitgeber gibt, hat damit zu tun, dass Jedvaj Paderborn von der Bank aus studieren konnte. Der Kroate ist für Bayer-Trainer Peter Bosz nicht die erste Wahl als Innenverteidiger.

    Und deshalb zog Jedvaj ein Jahr vor der Europameisterschaft die Konsequenzen, obwohl er erst im Oktober seinen Vertrag bis 2023 verlängert hatte. "Ich bin Stammspieler bei Kroatien und ich will in guter Form im nächsten Sommer sein, wenn wir uns für die EM qualifizieren", erklärte Jedvaj. "Deswegen wollte ich zu einen Verein wechseln, bei dem ich Woche für Woche auf meiner Position spielen kann." Als Innenverteidiger.

    Neuzugang beim FC Augsburg: In Leverkusen musste Jedvaj auch auf den Außen ran

    In Leverkusen war er seit seinem Wechsel 2014 von AS Rom ein Mann für alle Fälle in der Defensive. Egal ob bei Roger Schmidt, der ihn einst als "außergewöhnlichen" Spieler adelte, bei Heiko Herrlich oder Peter Bosz – Tin Jedvaj wurde immer gelobt, aber wie eine Schachfigur mal von der linken auf die rechte Abwehrseite verschoben und durfte ab und zu auch als Innenverteidiger ran. "Ich hatte keinen Bock mehr auf das", gibt Jedvaj zu.

    Darum ließ er sich nun für ein Jahr zum FCA ausleihen. Ausleihen, weil es laut Jedvaj die "einzige Möglichkeit" war. Über die Vertragsmodalitäten haben aber beide Vereine Stillschweigen vereinbart.

    Geld hätte er woanders wohl mehr verdienen können. Trotzdem hatten ihn Trainer Martin Schmidt und Geschäftsführer Sport Stefan Reuter in nur drei Tagen überzeugt. "Sie haben mir die Philosophie, den Plan und die Taktik erzählt. Was soll ich spielen, wie soll die Mannschaft spielen. Das ging schnell. Der FCA hat noch viel Luft nach oben", ist sich Jedvaj sicher. Das größtes Verhandlungspfund der FCA-Delegation war wohl die Aussicht auf viel Spielzeit in der Innenverteidigung. Die ist ihm mit seiner Qualität neben Marek Suchy so gut wie sicher. Denn bei der Pokalpleite in Verl (1:2) und beim derben 1:5 in Dortmund präsentierte sich die Hintermannschaft zum Saisonauftakt erschreckend schwach. Zudem ist die Rückkehr von Jeffrey Gouweleeuw (Adduktoren)  immer noch nicht absehbar und alle andere Kandidaten sind wohl noch nicht auf Bundesliga-Niveau.

    Und seine Berufsauffassung deckt sich genau mit der Stellenbeschreibung von Martin Schmidt, der auf schnelles, passsicheres Umschaltspiel aus der Abwehrzentrale baut. "Ich liebe es, mit dem Ball zu spielen, kurze Pässe oder auch in die Tiefe. Ich bin kein Spieler, der die Bälle nur lang nach vorne schießt", beschreibt sich Jedvaj selbst. Dazu kommt noch eine gewisse Aggressivität. In 101 Einsätzen für Bayer sah er 23 Gelbe, drei Gelb-Rote und eine Rote Karte.

    Als 17-Jähriger war Jedvaj in einer Kabine mit Francesco Totti

    Dass Jedvaj ein außergewöhnliches Fußball-Talent besitzt, war früh sichtbar. Schon mit 17 wechselte er 2013 von Dinamo Zagreb zum AS Rom. "Das war eine große Schule für mich", erzählt er. Er saß mit Francesco Totti und Daniele de Rossi in einer Kabine, spielen durfte er mit ihnen nur zweimal.

    2014 lieh ihn Bayer für zwei Jahre aus, kaufte ihn dann für sieben Millionen Euro. Doch Jedvaj warfen immer wieder Verletzungen zurück. "Von vier oder fünf Spielzeiten war ich zwei verletzt. Ich habe mir das Bein gebrochen, dreimal war eine Sehne kaputt, hatte Oberschenkelprobleme. Ich hatte viel Pech."

    Ende November traf Jedvaj für Kroatien doppelt gegen Spanien

    Beim FCA will er jetzt durchstarten. Vor allem um seinen Stammplatz in der Nationalmannschaft zu halten. Denn der ist ihm heilig. "Das ist jedes Spiel etwas Besonderes, das ist kein Job, sondern Liebe." Was man mit Herzblut erreichen kann, zeigten die Kroaten bei der WM in Russland, als man erst im Finale Frankreich unterlag. Jedvaj durfte allerdings nur beim 2:1-Sieg im bedeutungslosen Gruppenspiel gegen Island (mit Alfred Finnbogasson) ran. Das schmälert aber nicht seinen Stolz: "Jeder hat die Silbermedaille bekommen."

    Sein bisher emotionalstes Spiel absolvierte er aber mit Kroatien am 15. November in der Nations League. Beim 3:2-Sieg in seiner Heimatstadt Zagreb gegen Spanien erzielte er seine beiden ersten Treffer im Trikot der Nationalmannschaft. Daran will er anschließen, wenn in der Länderspielpause am 5. und 9. September die EM-Qualifikations-Auswärtsspiele in der Slowakei und in Aserbaidschan anstehen.

    Vorerst gilt sein Augenmerk dem FCA. Am Samstag wird er sein Debüt gegen Union geben. Davon geht Jedvaj, der mit viel Selbstbewusstsein ausgestattet ist, aus: "Union hat nichts zu verlieren, sie wollen gewinnen. Aber das ist unser Haus und hier bestimmen wir die Regeln."

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