Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Wenn am Sonntag der FC Augsburg den VfL Wolfsburg empfängt (18 Uhr), wird dies kein "normales" Heimspiel. Das grassierende Coronavirus legt das öffentliche Leben lahm, die Fußball-Bundesliga im Allgemeinen und der FCA im Speziellen treffen Vorkehrungen. Dass die Begegnung als Geisterspiel ausgetragen wird, stand fest. Am Donnerstag hat Finanzgeschäftsführer Michael Ströll auf einer Pressekonferenz Einzelheiten bekannt gegeben.
Wie steht der FC Augsburg zu Begegnungen ohne Zuschauer?
Grundsätzlich bedauert der Klub diese Maßnahme, derzeit sei dies aber "alternativlos", wie Ströll es nennt. "Wir müssen als FC Augsburg Verantwortung übernehmen und alles tun, damit sich das Virus nicht weiter verbreitet." Maximal 150 Personen werden im Einsatz sein, damit das Spiel stattfinden kann. Medienvertreter sind zugelassen, außer der Pressekonferenz mit den Trainern gibt es nach dem Spiel aber keine Interviews. Ausnahmegenehmigungen erhalten Rechteinhaber wie der Bezahlsender Sky.
Bekommen Karteninhaber ihr Geld zurück?
Ja. Tageskarteninhaber bekommen ihr Geld sofort zurück. Wenn sie ihre Tickets online gekauft haben, müssen sie nicht aktiv werden, innerhalb von vier Wochen wird der Kartenpreis überwiesen. Wer in der Geschäftsstelle oder an Vorverkaufsstellen Tickets erworben hat, soll die Karten zusammen mit einem ausgefüllten Formular (FCA-Homepage) übermitteln oder im Servicecenter abgeben. Anders verhält es sich mit Dauerkartenbesitzern, der FCA will zunächst Entwicklungen abwarten. Ströll: "Wenn der Fortgang der Saison geklärt ist, werden wir informieren, wie wir das kompensieren werden. Aber es besteht auf jeden Fall ein Anspruch."
Wie läuft das Spiel am Sonntag ab?
Szenen wie am Mittwochabend in Mönchengladbach soll es vor Augsburgs Arena nicht geben. Ströll appelliert an die Vernunft jedes Einzelnen, zu Hause zu bleiben. "Wir müssten sie sonst von unserem Grundstück verweisen", betont er. Mit der aktiven Fanszene sei man im Austausch, diese bringe laut Ströll Verständnis auf. Im Stadion kündigt der FCA-Funktionär ein "ganz schmales Ensemble" an. Torjubel vom Band soll es nicht geben. Weil: "Das ist künstlich, verfälscht das Gefühl im Stadion und ist Quatsch."
Werden die Vereine für fehlende Zuschauereinnahmen entschädigt?
Ströll erklärt, der finanzielle Schaden sei enorm, er rechnet pro Spiel mit einem Verlust im hohen sechsstelligen Bereich. Der FCA kalkuliert bislang mit drei, schlimmstenfalls mit fünf Partien vor leeren Rängen. "Das wirkt sich empfindlich, aber nicht dramatisch aus. Wir haben Reserven, uns fehlen aber Gelder, die wir gut hätten investieren können", betont Ströll. Während Klubs in anderen Sportarten ohne Zuschauereinnahmen in ihrer Existenz bedroht sind, zehren die Bundesligisten von den TV-Einnahmen. Ströll erhofft sich aus diesem Topf Ausgleichszahlungen.
Worüber diskutieren die 36 Profiklubs am Montag in Frankfurt?
Wie es grundsätzlich in den nächsten Wochen weitergeht. Weltweit werden Sportwettbewerbe beendet oder unterbrochen, dem wird sich die Bundesliga nicht verschließen können. "Eine vorzeitige Beendigung der Saison halte ich für unwahrscheinlich", sagt Ströll. Dauerhaft Geisterspiele anzusetzen, missfällt allen Beteiligten. Naheliegend ist eine Unterbrechung der Liga für mehrere Wochen oder gar Monate, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Die Saison würde im Sommer mit Verspätung enden.
Was ist dafür die Voraussetzung?
Die Uefa müsste die Europameisterschaft im Sommer verschieben, um den Ligen Zeit zu verschaffen. Dass der europäische Verband die Champions sowie Europa League aussetzen wird, deutet in diese Richtung. Ströll kündigt an, sowohl Länderspiele als auch die EM stünden am Montag auf der Agenda. "Für mich ist es zwingend erforderlich, die EM zur Disposition zu stellen. Uns sind die Konsequenzen bewusst, aber jetzt gibt es wichtigere Dinge als kommerzielle Erfolge."
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