Letztlich sind sich Leverkusens Trainer Heiko Herrlich und Augsburgs Pendant Manuel Baum einig: Die Punkteteilung empfinden die beiden Verantwortlichen als gerecht. 1:1 (0:0) hatten sich die Fußballbundesligisten getrennt, nachdem Leverkusens Kevin Volland (47.) und Augsburgs Kevin Danso (49.) getroffen hatten. Doch die Partie endete nicht unbedingt schiedlich friedlich, wie es das Ergebnis vermuten lässt. Einerseits führten die Profis auf dem Rasen rassige Zweikämpfe und beharkten sich mit reichlich Einsatz. Andererseits sorgte Schiedsrichter Christian Dingert mit einer Entscheidung in der ersten Hälfte für Unmut auf Augsburger Seite.
Für Stefan Reuter ist die Situation eindeutig
In der 40. Spielminute segelte der Ball in hohem Bogen durch den Strafraum, als er der Schwerkraft nachgab, berührte ihn der Leverkusener Panagiotis Retsos mit der Hand. Für Stefan Reuter, den Geschäftsführer Sport des FC Augsburg, ist diese Situation eindeutig, er forderte sofort einen Handelfmeter. „Deutlicher kann man den Ball nicht mit der Hand spielen“, sagt er nach dem Studium der Fernsehbilder. „Der Schiedsrichter zeigt auf den Punkt, also gibt er den Elfmeter“, erklärt Reuter seine Sicht der Dinge im Medienbereich der Augsburger Arena. Es gebe daher keinen Grund, dass sich der Videoschiedsrichter einschalte, meint Reuter. Für ihn war klar, dass der Schiedsrichter auf den Punkt gezeigt habe.
Schiedsrichter Dingert widerspricht
Dem widerspricht Dingert, als er im Nachgang der Begegnung Fragen der Medienvertreter beantwortet. Er habe nicht auf den Elfmeterpunkt gezeigt, sondern auf Abstoß entschieden. Dingert begründet: „Für mich war das ein unabsichtliches Handspiel. Der Ball fällt dem Leverkusener Spieler von oben auf die Hand. Ich zeige Abstoß an und es gab keinen Pfiff.“ Dingert führt weiter aus, dass es sich um keinen Videobeweis gehandelt habe. Er habe keinen Bildschirm angedeutet, um den Videobeweis zu symbolisieren. Dingert erklärt lediglich, er habe über Funk Kontakt mit Videoassistent Tobias Welz in Köln gehabt, dieser habe ihn in seiner Beurteilung der Handsituation bestätigt.
Die FCA-Spieler zeigen Verständnis für die Entscheidung
Nicht ganz so eindeutig wie sein Chef Reuter beurteilt Michael Gregoritsch später die Situation. Der Augsburger Offensivspieler meint zwar, Leverkusen hätte sich nicht über einen Strafstoß beschweren dürfen. Sagt aber auch: „Ich glaube, das ist kein hundertprozentiger Elfmeter.“ Gregoritsch und sein Mitspieler Rani Khedira bestätigen die Version Dingerts. Die Spieler konnten die Abstoßentscheidung auf dem Platz nachvollziehen, sie hatten Dingerts Zeichen so gedeutet. Gregoritsch dachte allerdings, als er den Funkkontakt zwischen Dingert und Welz mitbekommen hatte, nun würde es Elfmeter geben. „Ich war mir absolut sicher“, betont Gregoritsch.
Reuter fordert "internationale Schiedsrichter"
Augsburgs Reuter plädiert weiterhin für den Videobeweis, weil er glaubt, klare Fehlentscheidungen würden minimiert. Er sei es allerdings leid, sich Woche für Woche damit auseinandersetzen zu müssen. „Nahezu alle sind dafür, aber nahezu alle sind unzufrieden. Es gibt Redebedarf.“ Der 51-Jährige will zeitnah Lösungen, bringt sogar internationale Schiedsrichter ins Spiel, die in der Bundesliga als Videoassistenten eingesetzt werden könnten. „Wir müssen das in einer großen Runde besprechen“, sagt Reuter. Man müsse zwingend darüber diskutieren, wer die Bilder analysiert.
Manuel Baum: "Hand ist Hand"
Augsburgs Trainer Manuel Baum hat die Szene mit dem Handspiel am Spielfeldrand so gesehen: Der Schiedsrichter zeigte auf den Punkt, wollte Elfmeter geben und nahm diesen nach Rücksprache zurück. Dass Dingert auf Abstoß entschieden hatte und vom Videoassistenten bestätigt worden war, hatte Baum so nicht wahrgenommen. Baum beschäftigte sich nach der Begegnung weniger mit dem großen Ganzen, dem Videobeweis an sich. Er arbeitete sich nach der Partie am Handspiel ab, daran, ob dieses nun absichtlich oder unabsichtlich war. „Vielleicht sollte man im Fußball einfach mal sagen: Hand ist Hand.“