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FC Augsburg: Staatsanwalt fordert Bewährungsstrafe für Caiuby

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Staatsanwalt fordert Bewährungsstrafe für Caiuby

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    Caiuby beim Prozess in Augsburg.
    Caiuby beim Prozess in Augsburg. Foto: Marcus Merk

    Die erste Überraschung gab es noch vor Prozessbeginn: Caiuby ist da. Der Brasilianer, der nach mehreren Eskapaden beim FC Augsburg keine Zukunft mehr hat, muss sich vor Gericht verantworten, weil er einen Mann per Kopfstoß verletzt haben soll. Zur ersten Verhandlung ließ sich der 31-Jährige noch von seinem Anwalt Fabian Krötz vertreten.

    Zur Überraschung vieler Prozessbeobachter tauchte der Profi-Kicker aber am Donnerstagmorgen in Augsburg auf - und bestritt nach dem Ende der Plädoyers erneut, die Tat begangen zu haben. "Ich habe schon viele Fehler in meinem Leben gemacht, aber ich stehe zu ihnen." Den 27-Jährigen, der ihn wegen des Kopfstoßes angezeigt hatte, "habe ich noch nie gesehen". Das sah Staatsanwalt Moritz Bamberger nach der Anhörung von 17 Zeugen an zwei Prozesstagen anders: Er forderte für Caiuby eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung sowie eine Geldauflage von 75.000 Euro.

    Der Grund: Die Zeugen, die den Brasilianer entlasten sollten, wertete Bamberger durchgehend als unglaubwürdig. Caiubys Anwalt Fabian Krötz sah das anders: Er plädierte auf Freispruch. Ein Urteil soll am Freitag in einer Woche fallen.

    Caiuby vor Gericht: Sichtliches Unbehagen auf der Anklagebank

    Caiuby gab sich im Prozessverlauf zurückhaltend, sprach nur nach den Schlussplädoyers ausführlicher. Vor dem Eingang zum Justizzentrum hielt er kurze Rücksprache mit seinem Anwalt, bevor er das Gebäude betrat. Mit sichtlichem Unbehagen nahm der Südamerikaner schließlich auf der Anklagebank Platz.

    Die Rekonstruktion des Abends, um den es im Prozess geht, gestaltete sich weiterhin schwierig. In den Morgenstunden eines Sonntags im Mai 2018 soll es in der Augsburger Maxstraße zu einer Auseinandersetzung gekommen sein, bei der Caiuby einen heute 27-Jährigen per Kopfstoß so schwer verletzt haben soll, dass dieser eine Gehirnerschütterung samt Jochbeinprellung erlitt und fünf Tage arbeitsunfähig war. Zuvor soll es zwischen den Freunden Caiubys und einer Gruppe Partybesuchern zu Pöbeleien gekommen sein, bei der Caiuby einem Mann die Brille weggenommen und -geworfen haben soll.

    FCA Spieler Caiuby vor dem Prozess gegen ihn.
    FCA Spieler Caiuby vor dem Prozess gegen ihn. Foto: Marcus Merk

    Der Richter polterte: "Ich glaube Ihnen kein Wort"

    Eine entscheidende Entlastung sollte die Aussage eine Freundes von Caiuby bringen. Laut Caiubys Seite soll dieser dem 27-Jährigen den Kopfstoß verpasst haben. Der 30-Jährige verwickelte sich bei seiner Zeugenaussage in Widersprüche. Unter anderem sagte der brasilianische Landsmann Caiubys, dass er einen Mann per Kopfstoß verletzt habe - bei dem Opfer handele es sich aber nicht um den Mann, der später als Opfer die Anzeige gestellt hatte. Der 27-Jährige, der heute auffällig an Hals und Gesicht tätowiert ist, hatte zum Zeitpunkt der Tat noch keine Tattoos.

    Im Prozess gegen ihn meldete sich Caiuby erstmals zu Wort.
    Im Prozess gegen ihn meldete sich Caiuby erstmals zu Wort. Foto: Marcus Merk

    Erst ein Foto auf dem Handy von FCA-Finanzgeschäftsführer Michael Ströll zeigte, dass der Brasilianer offenbar doch den heutigen Nebenkläger verletzt haben will. Der wiederum weiß davon nichts. Ein Umstand, der Richter Julian Mertes während der Zeugenaussage sichtlich auf die Nerven schlug. Der Richter polterte: "Ich weise Sie auf Ihre Wahrheitspflicht hin. Und Stand jetzt glaube ich Ihnen kein Wort." Bei dieser Gelegenheit meldete sich Caiuby auch zum ersten Mal zu Wort. Seiner Einschätzung nach sei die Übersetzung nicht komplett: "Sie übersetzt nicht alles, was der Zeuge gesagt hat." Ein Umstand, den die Übersetzerin von sich wies.

    Als Zeugen geladen sind auch die beiden FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter (rechts) und Michael Ströll (Mitte) sowie FCA-Spieler Sergio Cordova (links).
    Als Zeugen geladen sind auch die beiden FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter (rechts) und Michael Ströll (Mitte) sowie FCA-Spieler Sergio Cordova (links). Foto: Marcus Merk

    Als Zeugen geladen waren auch die beiden FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter und Michael Ströll sowie FCA-Spieler Sergio Cordova. Die Strafe, die ein Strafbefehl für Caiuby vorsah, ist selbst für ihn schmerzhaft: Demnach sollte der Kicker 135 Tagessätze zahlen. Setzt man den Tagessatz an, der in einer vorherigen Verhandlung für den Fußballer galt - 750 Euro - hätte das eine Strafe von 101.250 Euro ergeben.

    Reuter: Caiuby bekommt derzeit kein Gehalt vom FCA

    Ein aktuelles Einkommen vom FCA bezieht Caiuby aber nicht mehr. Das bestätigte FCA-Sportgeschäftsführer Stefan Reuter in seiner Aussage. Auf Nachfrage des Staatsanwalts sagte Reuter: "Er hat einen Vertrag bis 30. Juni nächsten Jahres, aber er bekommt aktuell keine Zahlung von uns." Das bestätigte Caiuby, als es im Gericht um die Klärung seiner persönlichen Verhältnisse ging. Derzeit lebe er in Brasilien von seinem Ersparten, das etwa eine Million Euro beträgt sowie von den Mieteinnahmen für mehrere Immobilien. Diese lägen etwa bei 5000 Euro im Monat. Auf der Ausgabenseite müsse er für zwei Kinder aufkommen. 

    Für Caiuby kommt erschwerend hinzu, dass er bereits zuvor Eintragungen im Strafregister hatte: Dreimal wurde er ohne Führerschein am Steuer seines Autos erwischt und hatte deswegen bereits hohe Geldstrafen gezahlt.

    Mit seiner Fußball-Karriere abgeschlossen hat der Brasilianer offenbar aber noch nicht. Auf die Nachfrage des Staatsanwalts, ob er wieder als Profi spielen wolle, antwortete Caiuby: "Ja, eigentlich will ich das. Es gibt aber noch nichts Konkretes."

    Lesen Sie dazu auch: FCA-Manager Reuter schließt Comeback von Caiuby kategorisch aus

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