Trainer Luis Enrique, Lionel Messi, Ivan Rakitic oder Marc-André ter Stegen starrten an jenem 14. August dieses Jahres völlig belämmert durch die Gegend. Selten wurden die Stars des FC Barcelona so zerlegt wie vor knapp fünf Wochen im spanischen Supercup. Athletic Bilbao fertigte den Champions-League-Sieger mit 4:0 ab und im Stadion San Mamés feierten über 40000 Bilbao-Fans eine Party, wie man sie schon lange nicht mehr gesehen hat.
"Bilbao hat eines der schönsten Stadien"
Piotr Trochowski kann sich in etwa vorstellen, was da im Stadion abgegangen ist. Der 31-jährige Mittelfeldspieler des FC Augsburg spielte von 2011 bis 2014 in der Primera Divison für den FC Sevilla und gewann mit dem Klub auch in seinem letzten Jahr die Europa League. „Bilbao hat eines der schönsten Stadien. Das wurde erst im Jahr 2013 gebaut. Da ist eine sensationelle Atmosphäre. Dort zu spielen, das macht Spaß“, sagt Trochowski. In seinem ersten internationalen Pflichtspiel der Vereinsgeschichte gastiert der FC Augsburg am morgigen Donnerstag (21.05 Uhr) in einem Hexenkessel. „In Bilbao, das ist schwierig. Mit Sevilla haben wir dort verloren. Die versuchen von Beginn an zu pressen. Wir müssen versuchen, deren erste Offensivreihe zu überspielen“, so der Ratschlag des 35-fachen deutschen Nationalspielers.
Der AC Bilbao, der im Jahr 1898 gegründet wurde, hat eine, sagen wir mal, einzigartige Vereinspolitik. Es werden hier nur Spieler eingesetzt, die entweder aus den baskischen Provinzen Bizkaia, Gipuzkoa, Alava und Navarra (alle Spanien) Labourd, Soule und Nieder-Navarra (alle Frankreich) stammen oder in der Jugend eines Klubs aus den besagten Provinzen ausgebildet wurden. Bilbao ist ein Gründungsmitglied der spanischen Primera Division und gehört dort auch zum Inventar. Neben den beiden Giganten Real Madrid und FC Barcelona sind die Basken der einzige Verein, der noch nie absteigen musste. Achtmal gewannen die Rot-Weißen die spanische Meisterschaft und 23-mal den spanischen Pokal. Im Jahr 2012 unterlag Bilbao erst im Finale der Europa League Athletico Madrid mit 0:3. Bilbao ist also für den FCA eine Hausnummer und hat laut Trochowski die gleichen Vorzüge wie alle anderen spanischen Spitzenvereine: „Die spielen unglaublich schnell und haben vor allem wendige und agile Spieler in ihren Reihen.“
Trochowski: Weiß nicht, ob ich spiele
Trochowski ist zwar im Kader von Trainer Markus Weinzierl, aber nach seiner Verletzung vor Beginn der Saison (Riss des Außenmeniskus im Knie) stieg er erst vor kurzem wieder ins Mannschaftstraining ein. Er zuckt mit den Schultern: „Keine Ahnung, ob ich spiele“ und schiebt gleich hinterher: „Zunächst einmal bin ich glücklich, dass ich überhaupt wieder mit dabei bin.“
Dass seinem neuen Klub ausgerechnet ein spanischer Verein zugelost wurde, ist für ihn eine tolle Sache: „Die Vorfreude auf Bilbao ist riesig.“ Aber Trochowski und seine Teamkollegen fliegen am heutigen Mittwoch nicht nur nach Spanien, um Erfahrungen zu sammeln. Der FCA will in seiner Gruppe L, die Partizan Belgrad aus Serbien und der AZ Alkmaar aus den Niederlanden vervollständigen, auch etwas bieten. Deshalb schaut Trochowski auch ungläubig, als man ihm die Frage stellt, ob in dieser Gruppe der erste oder zweite Platz überhaupt möglich ist: „Natürlich, wir sind eine konterstarke Mannschaft. Wir dürfen uns nur nicht verstecken.“