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FC Augsburg: So will FCA-Trainer Heiko Herrlich sein Team fit halten

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So will FCA-Trainer Heiko Herrlich sein Team fit halten

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    Heiko Herrlich ist Trainer des FC Augsburg.
    Heiko Herrlich ist Trainer des FC Augsburg. Foto: Ulrich Wagner

    Heiko Herrlich schaut ganz begeistert. Bis eben hat der Trainer des FC Augsburg noch selbst Getränkekisten in die Autos gepackt, nun beobachtet er seine Spieler. Raphael Framberger ist dabei, Marco Richter, Fabian Giefer, Felix Uduokhai, Jozo Stanic und Benjamin Leneis. Alle haben sich freiwillig gemeldet, um bei der Aktion zu helfen.

    Drei Tage hat der FC Augsburg an Pflegekräfte von Krankenhäusern, Alten- und Behindertenheimen kostenlos bis zu zwei Getränkekisten verteilt, es war der Auftakt für weitere Aktionen unter dem Slogan #augsburghältzusammen2020. "Das ist beeindruckend. Mit dieser Aktion kann man den Leuten danken, die durch ihrem Job auch einem besonderen Risiko ausgesetzt sind und helfen", sagt Herrlich.

    Herrlich hat mit dem FC Augsburg noch kein Spiel bestritten

    Es sind turbulente Zeiten. Die Corona-Krise wirbelt den Alltag durcheinander. Ein Bundesliga-Trainer ist da keine Ausnahme. Erst recht nicht, wenn er erst neu zu einem Verein gekommen ist. Seit der Amtsübergabe von Martin Schmidt konnte Herrlich noch kein Spiel mit dem FCA bestreiten. Die Saison ist mindestens bis zum 30. April ausgesetzt. Wie es weiter geht, weiß keiner. Vorbereitet auf den Tag X muss die Mannschaft trotzdem sein. "Wenn die Liga irgendwann weitergeht, ist es wichtig, dass wir in einer guten Verfassung sind, dass wir die Punkte holen können", sagt Herrlich.

    FCA-Trainer Heiko Herrlich sehnt die Bundesliga wieder herbei

    Er sehnt wie so viele den Tag herbei. "Fußball ist für die Menschen immer ein Ventil, das Freude macht, das sie ablenkt.Wenn die Spiele wieder beginnen, freuen sich die Menschen. Weil sie sehen, jetzt geht es voran, es ist der erste Schritt zu Besserung", sagt der FCA-Trainer. Auch Herrlich ist voller Vorfreude. Auf den Tag, an dem es wieder losgeht. Vor allem aber auf den Tag, an dem die Spiele wieder mit Zuschauern stattfinden können. Wenn die Stadien wieder voll sind.

    Bis dahin ist es ein weiter Weg. Und ein steiniger. "Jeder ist verunsichert, keiner weiß genau, wie er sich verhalten soll", sagt der 48-Jährige. Jeder wisse, dass die Situation noch bedrohlicher werden können. "Wir sehen eine riesige Welle auf uns zukommen. Und jeder hofft, dass sie nicht über ihm bricht", sagt Herrlich. Auch ihn plagen Sorgen. Seine Eltern, die beide früher Lehrer waren, gehören zu den Risikopatienten, haben Vorerkrankungen. Besuche sind derzeit nicht möglich, Kontakt findet nur über Telefon statt. Auch Herrlich selbst gehört zu einer gefährdeten Gruppe. 2000 wurde bei ihm ein gefährlicher Gehirntumor festgestellt. Er gewann den Kampf, den wichtigsten seines Lebens. Er ist geheilt, muss aber vorsichtig sein. Gerade in solchen Phasen wie jetzt während der Corona-Pandemie. "Ich weiß, was es bedeutet, gesund zu sein", sagt er. Abstände einhalten, die Vorschriften beachten. Das ist entscheidend.

    Corona-Krise: Taktische Einheiten sind beim FCA möglich

    Auch und vor allem beim Training des FC Augsburg. In kleinen Gruppen lässt er seine Spieler wieder auf dem Platz arbeiten. Die Diskussionen darüber in den vergangenen Tagen hat er natürlich verfolgt. Auch die Kritik, vor allem von Amateurvereinen. "Ich denke, wir haben das hier sehr gut gelöst. Wir haben die Mannschaft auf mehrere Kabinen verteilt und trainieren in kleinen Gruppen", erklärt der Trainier. Spielformen gibt es keine, auch keine Zweikämpfe. Alles streng nach Richtlinien. "Wir versuchen, viel im athletischen und technischen Bereich zu arbeiten", sagt Herrlich.

    Auch taktische Einheiten sind möglich. Gerade für ihn ist das ganz wichtig, schließlich sind er und das Team noch in der Kennenlernphase. "Die Spieler ziehen sehr gut mit. Wir trainieren hart und intensiv, am Wochenende haben sie schon mal schwere Beine von der Trainingswoche", erzählt der Trainer. Natürlich seien auch seine Spieler verunsichert. Wie die gesamte Bevölkerung. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch irgendjemanden gibt, den das kaltlässt", sagt Herrlich.

    Geisterspiele wären für Herrlich ein "Riesenschritt nach vorne"

    In der ersten Woche nach der Absage des Wolfsburg-Spiels haben die Augsburger zu Hause trainiert. Jeder für sich. Aber immer überprüft durch das Auslesen der Pulsuhren durch das Trainerteam. Klagen sind von ihm nicht zu hören. Auch nicht wegen der erschwerten Bedingungen als neuer Trainer. "Ich habe es nicht schwer. Schwer haben es die Leute, die gerade krank sind oder im Krankenhaus um ihr Leben kämpfen", sagt Herrlich.

    Pionierarbeit sei das, was gerade nicht nur in Augsburg geleistet werde. Auch an den anderen Standorten der Liga. Denn keiner war auf diese Situation vorbereitet. "Jeder hat einen Plan oder eine Idee. Aber keiner weiß, ob es funktioniert. Das macht die Situation schwierig, ist aber auch eine Riesenherausforderung", sagt Herrlich. Weil keiner weiß, wann die Spieler wieder bereit sein müssen. Klar ist nur, dass sie es zunächst einmal für Spiele ohne Zuschauer sein müssen. Aber sobald es so weit sein sollte, "wäre das ein Riesenschritt nach vorne. Es zeigt, dass es wieder aufwärts geht", sagt Herrlich. Geisterspiele seien für ihn in Ordnung, "es dürfen aber keine Farcespiele werden, nur um an die Fernsehgelder ranzukommen."

    Die Stimmung im Stadion war für Herrlich ein Grund zum FCA zu gehen

    Ein Grund, zum FCA zu wechseln, sei für ihn auch die Stimmung im Stadion gewesen. Als Trainer von Bayer Leverkusen habe er es hautnah miterlebt, wie schwierig es sei, in Augsburg zu bestehen. Er nennt die WWK-Arena gerne Klein-Anfield als Anlehnung an das stimmungsvolle Stadion vom FC Liverpool. "Darauf habe ich mich natürlich riesig gefreut. Eine Mannschaft, die bissig verteidigt und griffig spielt. Und dass dann der Funke auf die Zuschauer überspringt", schwärmt Herrlich. Auf solche Zustände aber muss er noch eine ganze Weile verzichten.

    Die derzeitige Phase versteht Herrlich auch als Chance. Für die gesamte Gesellschaft. "Vielleicht schwindet der Leistungsgedanke ein wenig", hofft Herrlich. Vielleicht finden die Berufe, die jetzt von existenzieller Bedeutung für alle sind, mehr Beachtung. Er hofft auf ein stärkeres Miteinander, wenn die Krise überwunden sei. Herrlich versucht, auch in der Krise das Positive zu sehen. "Man ist mehr zusammen, lernt sich vielleicht auch in der Familie noch besser kennen", sagt der FCA-Trainer.

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