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FC Augsburg: So blickt Halil Altintop auf die Europa League mit dem FCA zurück

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So blickt Halil Altintop auf die Europa League mit dem FCA zurück

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    Halil Altintop bejubelt sein 1:0 beim Auswärtsspiel gegen Athletic Bilbao im ersten Gruppenspiel der Europa League 15/16. Es war das erste Tor in einem internationalen Pflichtspiel in der Vereinsgeschichte des FC Augsburg.
    Halil Altintop bejubelt sein 1:0 beim Auswärtsspiel gegen Athletic Bilbao im ersten Gruppenspiel der Europa League 15/16. Es war das erste Tor in einem internationalen Pflichtspiel in der Vereinsgeschichte des FC Augsburg. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Hallo Herr Altintop, können Sie sich noch an den 17. September 2015 erinnern?

    Halil Altintop: Warum?

    Da haben Sie Historisches für den FC Augsburg geleistet. Sie haben das erste FCA-Tor in einem internationalen Wettbewerb geschossen. Es war der 1:0-Führungstreffer bei Athletic Bilbao. Am Ende hieß es aber 1:3.

    Altintop: Leider haben wir uns nicht mit einem Punkt belohnt damals. Wir haben vor allem die erste Halbzeit sehr gut gespielt gegen einen Top-Gegner in einem Stadion, das schon beeindruckt hat.

    Für Sie waren solche Spiele nichts Neues. War es trotzdem etwas Besonderes?

    Altintop: Ja, natürlich. Für viele unserer Spieler war es damals Neuland. Wenn man ein paar Jahre Bundesliga spielt, dann kennt man irgendwann die meisten Spieler, Vereine und Stadien. International unterwegs zu sein, ist aber noch einmal eine ganz andere Erfahrung. Das war uns allen auch bewusst und jeder hat es genossen. Es war schon ein sehr besonderes und spezielles Spiel für den Verein. Das hat man schon daran gesehen, wie viele FCA-Fans uns nach Bilbao begleitet haben.

    Die FCA-Fans feierten in Bilbao ein großes Fest
    Die FCA-Fans feierten in Bilbao ein großes Fest Foto: Luis Tejido, dpa

    Es hat in Strömen geregnet, trotzdem haben die FCA-Fans einen Marsch zum Stadion organisiert und dann im Oberrang für viel Stimmung gesorgt.

    Altintop: Dabei war das Stadion, als wir uns warm gemacht haben, noch vollkommen leer. Als wir dann zum Anpfiff aufs Feld kamen, war es brechend voll. Das war schon Gänsehaut-Feeling.

    Der FCA hat aber auch das Rückspiel in Augsburg gegen Bilbao mit 2:3 verloren. Bilbaos Torjäger, Aritz Aduriz, erzielte insgesamt vier Treffer.

    Auch in Augsburg jubelte Bilbao
    Auch in Augsburg jubelte Bilbao Foto: Sebastian Widmann

    Altintop: Bilbao war uns taktisch und technisch überlegen, auch wenn wir physische Vorteile hatten. Das war damals eine extrem erfahrene Mannschaft.

    Trotzdem gelang dem FCA der Sprung in die Zwischenrunde. Am Ende fehlte nicht viel und Sie und Ihre Kollegen hätten Liverpool beinahe aus dem Wettbewerb geworfen. Wie war dieser Erfolg möglich?

    Altintop: Ganz einfach. Jeder, der auf dem Platz stand oder auch nicht, hat dem anderen den Erfolg gegönnt. Der Zusammenhalt war riesig. Man muss da ja auch die Vorgeschichte betrachten. Wie konnte es zu so einem Erfolg kommen? Beim FCA war das ein Prozess, eine sehr gute Entwicklung in wenigen Jahren des Vereins und der Mannschaft. Hier in Augsburg war das etwas ganz besonderes, weil wir alle dazu beigetragen haben, dass der FCA auf dieser großen Bühne auftreten durfte. Es war eine ganz spezielle Reise.

    Glauben Sie, dass die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb für den FCA wieder möglich ist?

    Altintop: Ja, das glaube ich schon, wenn es diese Saison auch nicht klappt. Der FCA ist ein Verein, der sehr gut aufgestellt ist und sich stetig weiterentwickelt. Wenn ich mir den aktuellen Kader anschaue, sehe ich viel Potenzial.

    Was fehlt dann in dieser Saison?

    Altintop: Das kann ich nicht sagen, dazu bin ich zu weit weg. Aber meiner Meinung nach ist die Qualität vorhanden, so eine Überraschung zu schaffen.

    2017 gingen Sie und der FCA nach vier Jahren getrennte Wege. Warum?

    Altintop: Der FCA hat damals langsam aber sicher eine Verjüngungskur durchgeführt. Das habe ich gespürt und gemerkt. Auch wenn ich weiter eine wichtige Rolle hatte und in dem Jahr auch Topscorer war. Ich habe mir eine andere Herausforderung gesucht und sie eigentlich bei Slavia Prag gefunden. Auch weil Prag international gespielt hat. Deswegen habe ich mich entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen, auch wenn es mir extrem schwer fiel. Vor allem, weil meine Frau und ich uns entschieden hatten, in Augsburg sesshaft zu werden.

    Sportlich ist es bei Prag und später dann beim 1. FC Kaiserslautern nicht so gelaufen.

    Altintop: Prag wollte nach neun Jahren Pause mit erfahrenen Spielern international spielen. Das hat nicht geklappt, deswegen machten die Verantwortlichen nach einem halben Jahr noch einmal einen völligen Cut. Sie wollten die älteren Spieler wie mich nicht mehr, im Nachhinein war es richtig, dass sie auf jüngere und vor allem einheimische Spieler gesetzt haben.

    Der 1. FC Kaiserslautern war dann noch eine Herzensangelegenheit für Sie.

    Altintop: Ja das war es. Ich wollte nach Prag nicht einfach so aufhören, ich wollte auf dem Platz meine aktive Karriere beenden. Deswegen habe ich im Winter 17/18 in Kaiserslautern zugesagt. Es war dann aber eine extrem schwierige Situation. Der FCK hatte in der 2. Liga zur Winterpause nur neun Punkte, ich wollte helfen. Man hatte Pläne, die leider nicht so aufgegangen sind, wie man es besprochen hatte. Deswegen habe ich mich dann auch entschieden, nach dem Abstieg meine Karriere zu beenden.

    Mit dem 1. FC Kaiserlautern  hatte Halil Altintop keinen Erfolg.
    Mit dem 1. FC Kaiserlautern hatte Halil Altintop keinen Erfolg. Foto: Uwe Anspach, dpa

    Wie sehen Sie die Situation gerade beim FCK?

    Altintop: Es sind sehr viele Leute bemüht, den Verein wieder nach oben zu bringen. Aber da braucht man einen langen Atem. Momentan sieht es nicht so rosig aus. Aber es geht einigen Traditionsmannschaften in der 3. Liga so. Oft sind Altlasten vorhanden und dann müssen die nächsten Entscheidungen sitzen. Tun sie es nicht, rutscht man immer weiter hinein. Die 3. Liga ist einfach ein schwieriges Pflaster.

    Ihr zweiter Herzensklub ist Schalke.

    Altintop: Ich hatte und habe zu allen Vereinen, bei denen ich gespielt habe, eine enge Verbindung, weil ich mich mit jedem Verein und jeder Region immer zu 100 Prozent identifiziert habe. Aber ich bin in Gelsenkirchen geboren, der Großteil meiner Familie lebt dort auch noch. Schalke ist ein spezieller Verein. Da sind immer sehr viele Emotionen im Spiel. Das macht den Klub auch aus. Wenn es läuft, ist alles traumhaft, wenn nicht, ist es schon ein bisschen schwieriger als bei anderen Klubs.

    Der Negativrekord ist abgewendet, aber wird Schalke in der Bundesliga bleiben?

    Altintop: Es wird noch ein langer Weg. Bei Schalke spielen die Fans eine Riesenrolle. Ich bin mir sicher: Wenn Schalke vor Zuschauern hätte spielen können, wäre es nie so weit gekommen. Für Schalke ist das definitiv ein Nachteil.

    Sie haben sich entschieden, als Trainer weiter dem Fußball treu zu bleiben. Nach einem Engagement beim TSV Schwaben sind Sie seit Juli Co-Trainer bei der U16 des FC Bayern.

    Altintop: Stimmt. In einem Nachwuchsleistungszentrum zu arbeiten, ist eine Riesenerfahrung für mich. Ich war die letzten 17, 18 Jahre nur im Profibereich aktiv. Ich habe die Entscheidung, zuerst bei den Schwaben und dann in einem NLZ zu arbeiten, bewusst getroffen. Ich bin überzeugt, dass man das Traineramt von der Pike auf lernen und so viele Erfahrungen wie möglich machen muss. Deswegen kann ich nur davon profitieren.

    Viele Augsburger Fans fragen sich, warum arbeitet Halil Altintop nicht im Nachwuchsleistungszentrum des FC Augsburg?

    Altintop: Es gab kein Angebot seitens des FCA und der FC Bayern München hat sich sehr um mich bemüht.

    Wie lange läuft Ihr Vertrag beim FC Bayern?

    Altintop: Bis zum Sommer, dann schauen wir weiter. Ich möchte in diesem Jahr die Uefa-Pro-Lizenz absolvieren.

    Ihr Lebensmittelpunkt bleibt aber weiter Augsburg.

    Altintop: Ja. Meine Frau und ich fühlen uns mit unseren Kindern sehr wohl hier.

    Zu unserer Serie: „In Europa kennt uns keine Sau“ – mit diesem Motto ging der FCA im September 2015 auf eine märchenhafte Reise durch Europa. Als Fünfter in der Bundesliga gelang Trainer Markus Weinzierl mit seinem Team in der Saison 15/16 die Qualifikation für die Europa League. In der Vorrunde setzte sich der FCA gegen AZ Alkmaar und Partizan Belgrad durch, gelang mit Athletic Bilbao in die Zwischenrunde und traf dort auf den FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp. Am 18. und am 25. Februar kam es zu den Spielen in der WWK-Arena (0:0) und an der Anfield Road. Der FCA schied zwar nach einem 0:1 aus, doch das Duell gegen den englischen Kult-Klub, das sich nun zum fünften Mal jährt, ist der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Zu diesem Jubiläum sprachen wir mit mehreren Protagonisten. Jeder hat seine Geschichte vom Wunder in der Europa League erzählt, an deren Ende der FCA in Fußball-Europa kein No-Name mehr war.

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