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FC Augsburg: Sascha Mölders erinnert sich an seine FCA-Zeit: "Wir waren eine Wahnsinnstruppe"

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Sascha Mölders erinnert sich an seine FCA-Zeit: "Wir waren eine Wahnsinnstruppe"

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    Sascha Mölders identifiziert sich für jeden seiner Vereine mit Haut und Haaren. Die Löwen sind ihm besonders ans Herz gewachsen. „Ich war glücklich, dachte ich darf mit dem FCA Europa League spielen. Dann kam die kalte Dusche.“
    Sascha Mölders identifiziert sich für jeden seiner Vereine mit Haut und Haaren. Die Löwen sind ihm besonders ans Herz gewachsen. „Ich war glücklich, dachte ich darf mit dem FCA Europa League spielen. Dann kam die kalte Dusche.“ Foto: Rauchensteiner

    Hallo Herr Mölders, Sie haben in 92 Bundesligaspielen 18 Tore für den FC Augsburg erzielt. Welches war für Sie das Wichtigste?

    Sascha Mölders: Da muss ich überlegen. Das war für mich in der Saison 12/13 das 2:0 zu Hause gegen die TSG 1899 Hoffenheim.

    Wirklich? Sie erzielten so viele wichtige Tore für den FCA. Die beiden ersten Treffer nach dem Aufstieg beim 2:2 gegen den SC Freiburg, den einzigen Treffer beim historischen 1:0-Sieg gegen den FC Bayern. Warum gerade dieses Tor gegen Hoffenheim?

    Mölders: Wir waren vor dem 23. Spieltag 17. und Hoffenheim 16. Es war ein Schlüsselspiel. Ich hatte mir nach knapp einer Stunde die Nase gebrochen und spielte mit einem dicken Pflaster über der Platzwunde weiter. Auswechseln war nie ein Thema und dann habe ich noch das vorentscheidende 2:0 gemacht. Am Ende haben wir 2:1 gewonnen und sind in der Klasse geblieben.

    Zur Winterpause hatte ihr Team nur neun Punkte. Trainer Markus Weinzierl war gerade mal ein halbes Jahr da, der neue Manager Stefan Reuter war erst im Winter gekommen. Die beiden standen damals unter massivem Druck, waren da die beiden Tore im ersten Rückrundenspiel in Düsseldorf nicht wichtiger?

    Mölders: Die waren auch wichtig, aber wir standen vor dem Hoffenheim-Spiel immer noch auf einem Abstiegsplatz. Mit dem Sieg haben wir die Plätze getauscht. Er war das Signal, dass die Aufholjagd wirklich erfolgreich sein kann, dass Aufgeben für den FCA nicht in Frage kommt. Ich hab damals nach dem Spiel auch gesagt: Ich hab ja was an der Nase und nicht an den Füßen.

    Augsburgs Sascha Mölders (l) steht mit seinen Kindern nach dem 2:2 gegen Freiburg auf dem Spielfeld und applaudiert. Mölders erzielte beide Treffer und trug sich damit als erster FCA-Spieler in die Torschützenliste des Oberhauses ein. Foto: Stefan Puchhner. dpa
    Augsburgs Sascha Mölders (l) steht mit seinen Kindern nach dem 2:2 gegen Freiburg auf dem Spielfeld und applaudiert. Mölders erzielte beide Treffer und trug sich damit als erster FCA-Spieler in die Torschützenliste des Oberhauses ein. Foto: Stefan Puchhner. dpa

    Aufgegeben haben Sie auch nicht bei ihrem ersten Spiel für den FCA. Es war der 6. August 2011, die Bundesligapremiere für den FCA. Zweimal ging Freiburg in Augsburg in Führung, zweimal glichen Sie aus. Am Ende hieß es 2:2 und sie hatten sich in die Gesichtsbücher als erster FCA-Bundesliga-Torschütze eingetragen…

    Mölders: Erstes Spiel für den FCA, zwei Tore: Ich war damals direkt angekommen in Augsburg, das war natürlich für mich überragend.

    Warum sind Sie damals vom FSV Frankfurt zum FCA gewechselt?

    Mölders: Ich hatte in der Zweitliga-Saison 15 Tore gemacht. Da kamen schon einige gute Angebote, aber Trainer Jos Luhukay und Manager Andreas Rettig haben sich wirklich sehr um mich bemüht. Da hatte ich gleich ein super Gefühl.

    Was heißt bemüht? Wie macht das ein Trainer?

    Mölders: Ich hatte mich mit Jos Luhukay in einem Hotel irgendwo zwischen den Niederlanden und dem Ruhrgebiet getroffen und er hat direkt erzählt, dass ich mich auf die schlimmsten Trainingsbedingungen einstellen sollte, die ich jemals vorgefunden habe. Dass es jede Saison Verletzungen gibt, weil die Plätze auf der Sportanlage Nord an der Donauwörther Straße so übel seien. Es hat mir imponiert, dass er die Wahrheit gesagt hat. An dem Abend habe ich noch ein Angebot bekommen, am nächsten Tag bin ich nach Augsburg gefahren und habe unterschrieben.

    April 2014: Auch die Bayern kann man schlagen. Sascha Mölders gelang das Tor zum 1:0-Heimsieg in der Arena.
    April 2014: Auch die Bayern kann man schlagen. Sascha Mölders gelang das Tor zum 1:0-Heimsieg in der Arena. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Ein gerade für die FCA-Fans wichtiges Tor gelang Ihnen am 5. April 2014…

    Mölders: Das war auch für mich wichtig. Wir haben 1:0 gegen den FC Bayern gewonnen, was den FCA zuvor nie gelungen war und, was, wenn ich mir den FCA heute anschaue, auch in den nächsten zehn Jahren nicht mehr gelingen wird.

    Die Vorarbeit leistete Daniel Baier, im Bayern-Tor stand Manuel Neuer...

    Mölders: Richtig. Ich hatte zuvor schon öfters gegen Neuer gespielt und jeder weiß, dass wenn du vor ihm stehst, das Tor klein wie ein Mäuseloch wird. Aber ich habe getroffen. Der Zeitpunkt war für mich natürlich optimal. Ich war zuvor viel verletzt und ich hatte das Gefühl, die Verantwortlichen haben mich gegen die Bayern nur spielen lassen, weil wir da eigentlich keine Chance hatten. Dann gewinnen wir das Spiel auch noch.

    Dann kam die Saison 14/15, in der sich der FCA für die Europa-League qualifizierte. Für Sie war es eigentlich keine gute Spielzeit mit vielen Verletzungen. Und dann gab es doch noch ein Happyend: Am letzten Spieltag im Mai 2015 wurden Sie in Gladbach kurz vor Schluss eingewechselt und trafen noch zum 3:1. Die Qualifikation war gesichert.

    Mölders: Am Anfang der Saison war ich verletzt, dann war ich drei, vier Spiele drin, habe mir dann gegen Leverkusen die Bänder gerissen, dann war ich nach drei Monaten in Stuttgart dabei uns musste dann am Sprunggelenk operiert werden. Und dann treffe ich in Gladbach. Ich war glücklich, dachte ich darf mit dem FCA Europa-League spielen. Dann kam die kalte Dusche.

    Mölders: "Ich sollte zwei Tage vor Transferende den FCA verlassen, das war ein harter Schlag"

    Das Stichwort. Der FCA strich Sie aus dem Europa-League-Kader…

    Mölders: Ich sollte im Sommer zwei Tage vor dem Transferende den Verein verlassen. Ich sagte natürlich nein, ich hatte Vertrag und immer alles gegeben. Es war schon damals bekannt, dass Stefan Reuter mich nicht mehr wollte. Meine Nichtnominierung war ein harter Schlag, weil wir so viel investiert hatten, um für den FCA etwas Einmaliges zu schaffen. Gerade in den schwierigen Zeiten habe ich für den FCA immer alles gegeben. Da hatte ich mit dieser Entscheidung ganz schön zu kämpfen. Nach dieser Aktion war für mich auch klar, dass im Winter beim FCA Schluss ist. Ich bin ja dann zu den Löwen gewechselt.

    Mit 33 Punkten ergatterte sich Markus Weinzierl mit dem FC Augsburg im Mai 2013 gerade noch den letzten Nichtabstiegsplatz. Sascha Mölders (rechts) überschüttet den Trainer mit Bier.
    Mit 33 Punkten ergatterte sich Markus Weinzierl mit dem FC Augsburg im Mai 2013 gerade noch den letzten Nichtabstiegsplatz. Sascha Mölders (rechts) überschüttet den Trainer mit Bier. Foto: Andreas Gebert, dpa (Archiv)

    Waren Sie auch von Trainer Markus Weinzierl enttäuscht? Ihnen wird ein gutes Verhältnis nachgesagt.

    Mölders: Ich bin da jetzt niemanden mehr böse und sauer. Jeder weiß, dass ich mich mit Markus Weinzierl gut verstehe, ich kann aber auch Stefan Reuter wieder die Hand geben. Mehr möchte ich darüber nicht mehr sagen.

    Mölders: "Daniel Baier war der letzte Typ in der Truppe"

    Es scheint, als würde sich die sportliche Führung des FCA schwer tun, verdiente Spieler würdig zu verabschieden. Bei Ihnen war das so, bei Marwin Hitz ebenfalls. Andreas Luthe wurde nahegelegt zu gehen. Und kürzlich wurde der Vertrag von Daniel Baier aufgelöst.

    Mölders: Das kann man sicherlich so sehen. Daniel war der letzte Typ in der Truppe. Zurzeit ist da ja ein Kommen und Gehen, ich kann mir die Spieler ja kaum noch merken. Dani hat brutal viel für den FCA geleistet, in unserer Blütezeit waren wir eine Wahnsinnstruppe mit ihm, Halil, Paul Verhaegh, Tobias Werner und Hitzi im Tor. Wir hatten alle Superangebote und wir sind alle geblieben. Da hat man schon einen anderen Abschied verdient.

    Waren jahrelang zusammen für den FC Augsburg am Ball: Sascha Mölders (links) und Daniel Baier.
    Waren jahrelang zusammen für den FC Augsburg am Ball: Sascha Mölders (links) und Daniel Baier. Foto: Witters

    Wäre Daniel Baier nicht einer für den TSV 1860 München?

    Mölders: Er hat ja eine Löwen-Vergangenheit. Aber da müsste er dem Verein finanziell schon sehr sehr weit entgegenkommen (lacht).

    So wie Sie auch? Sie haben vor wenigen Tagen noch einmal bei den Löwen unterschrieben. Sie sagten: Ich musste mich zwischen Geld und Liebe entscheiden. Und hier bin ich. Was lieben Sie an den Löwen?

    Mölders: 60 ist ein einzigartiger Klub. Für mich ist es wie RW Essen ein richtiger Arbeiterverein. Das taugt mir. Deshalb bin ich seit 2016 ein Löwe. Ich war auch solange beim FCA, weil das damals auch die Grundtugenden in Augsburg waren. Da wurde viel Wert auf Mentalitätsspieler gelegt, auf Spieler, die sich mit dem Verein identifizieren. Auf Typen, die ihre eigene Meinung haben und auch vertreten, sich dann auf dem Spielfeld für den Verein aber auch zerreißen. Das taten wir damals.

    Hat man diese Werte in den letzten Jahren in Augsburg verloren?

    Mölders: Ich bin jetzt sehr weit weg. Und Daniel Baier ist keine 26 mehr, sondern 36. Aber wenn ich die Leistungen mit den Spielern vergleiche, die auch auf seiner Position gespielt haben, sage ich: Er ist immer noch besser als die anderen. Ich verstehe es einfach nicht.

    Es scheint nicht nur für den FCA eine schwierige Saison zu werden, sondern auch für den TSV 1860 München…

    Mölders: Für 60 ist jede Saison schwierig. Wir werden viele junge Spieler haben, die Situation werden wir annehmen und wir werden eine gute Saison spielen.

    In der 3. Liga kommt es zu den Derbies mit der SpVgg Unterhaching und Aufsteiger Türkgücü. Apropos: Hatten Sie ein Angebot von Türkgücü vorliegen?

    Mölders: Ach, das kann man alles nachlesen. Ansonsten sind wir die Nummer zwei in München und die wollen wir auch bleiben.

    Dieser Text ist Teil der Serie "Zehn Jahre, zehn Momente", mit der wir auf den Aufstieg des FC Augsburg im  Jahr 2011 zurückblicken. In der kommenden Saison geht der FCA in sein zehntes Jahr in der Bundesliga. In dieser Serie ist bislang erschienen:

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