Es war nur ein Moment, als man erahnen konnte, wie sehr es in Manuel Baum nach der 0:1 (0:1)-Niederlage seiner Mannschaft beim Hamburger SV brodelte. Der Trainer des FC Augsburg fühlte sich unbeobachtet, als er in der Mixedzone des Volksparkstadions ungeduldig darauf wartete, zur Pressekonferenz gebracht zu werden. Da holte der 37-Jährige mit der Faust aus und es schien, als würde er mit voller Wucht auf eine Sponsorentafel eindreschen. Doch Baum beließ es bei der Andeutung.
Der Ärger des FCA-Trainers war verständlich, war sein Team doch in Hamburg nah dran, endlich die Serie der misslungenen Saison-Eröffnungen zu durchbrechen. Beide Teams hatten zuvor keines der letzten sechs Auftaktspiele gewonnen. Dass der FCA nun der alleinige Negativrekordhalter in der Bundesliga ist, hatte sich Baums Team selbst zuzuschreiben. Seit dem Aufstieg in die Bundesliga vor sieben Jahren konnte der FCA nie mit einem Sieg in die Saison starten. Die letzten sechs Partien gingen alle verloren, nicht ein einziges Tor gelang. Das ist einzigartig in der Bundesliga-Historie.
Baum hatte sein Team auf zwei Positionen verändert
Baum hatte sein Team gegenüber der Magdeburger Pokalpleite auf zwei Positionen verändert. Ja-Cheol Koo spielte für Rani Khedira und Caiuby für Marcel Heller. Michael Gregoritsch, er kam aus Hamburg, kehrte schon am ersten Spieltag an seine alte Wirkungsstätte zurück und auf der Gegenseite stand der Ex-FCA-Spieler André Hahn in der Startelf.
Das Unheil nahm schon in der 8. Minute seinen Lauf. Caiuby rutschte nach einer zu kurz abgewehrten Ecke im Zweikampf mit Walace weg, dessen Flanke verpasste Raphael Framberger. Nicolai Müller nahm den Ball direkt und erzielte so das Tor des Tages. Allerdings auch mithilfe von Torhüter Marwin Hitz, der den Ball selbst über die eigene Linie bugsierte. Hitz hatte wieder den Vorzug vor Neuzugang Fabian Giefer bekommen, der gar nicht mit nach Hamburg gereist war. „Er sagt selbst, dass er noch nicht auf dem Level ist, den auch er sich vorstellt“, begründete Baum die Nicht-Nominierung. Torschütze Müller sorgte mit seinem beim Jubel erlittenen Kreuzbandriss für eine schmerzhafte Skurrilität der Bundesliga und fehlt den Hamburgern nun über ein halbes Jahr.
Die Kritik an der Transferpolitik des FCA wird nicht verstummen
Während bei den Hanseaten nach dem Sieg nun zumindest kurzzeitig Ruhe einkehren wird, dürfte beim FCA die zuletzt besonders in den sozialen Medien aufgekommene Kritik an der Transferpolitik so schnell nicht verstummen.
Dabei übernahm der FCA kurz nach dem Rückstand die Initiative und gab sie bis zum Schlusspfiff nicht mehr ab. Das Niveau der Partie war zwar überschaubar, was den schwäbischen Anhängern aber Mut machen könnte: Die Mannschaft trat auswärts dominant auf, hatte in allen statistischen Kategorien klare Vorteile (Ballbesitz, Zweikämpfe, Flanken und Eckbälle) – außer eben in der wichtigsten: den Toren.
Baum erklärte, man sei richtig „angefressen“ und Geschäftsführer Sport, Stefan Reuter, missfiel: „Wir hatten viel Aufwand, aber keinen Ertrag, weil wir im letzten Drittel nicht zwingend genug waren. Wir haben uns wenig klare Tormöglichkeiten erspielt. Es ist eine extrem bittere Niederlage.“
Zwei Szenen hätten dem Spiel eine andere Wendung geben können. In der 16. Minute hatte HSV-Abwehrmonster Kyriakos Papadopoulos Augsburgs Martin Hinteregger vor dem eigenen Tor bei einer Flanke rabiat aus dem Weg geräumt und in der 44. Minute holte Gideon Jung den ansonsten enttäuschenden FCA-Angreifer Alfred Finnbogason von den Beinen.
Der Videoschiedsrichter fiel aus
Doch Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) ließ in beiden Szenen weiterspielen und wurde auch nicht vom Video-Schiedsrichter in Köln behelligt. Denn der bekam aus Hamburg aus technischen Gründen das gesamte Spiel über keine Bilder zu sehen (siehe Bericht unten). FCA-Manager Reuter, ein Befürworter des Videobeweises, wollte dies aber nicht überbewerten: „Wir sind ja in einer zweijährigen Testphase, da wird es immer mal wieder technische Probleme geben. Damit beschäftige ich mit heute nicht.“
Steckt der HSV das Geld jetzt in einen Stürmer statt in Stafylidis?
Genauso hielt er es auch mit der Situation von Konstantinos Stafylidis, 23. Der Grieche will zum HSV, der HSV will ihn, doch vor Ort war er kein Thema. Stafylidis selbst stand nicht im Kader und Reuter und sein Kollege Jens Todt sprachen am Samstag auch nicht über den möglichen Transfer. Reuter: „Wir müssen jetzt erst einmal dieses Spiel analysieren und aufarbeiten.“ Doch dies wird spätestens am Montag oder Dienstag erledigt sein. Vielleicht auch dadurch, weil der HSV jetzt eventuell das Geld für einen neuen Stürmer braucht.