Winter 2015 – Belek. Im türkischen Fußball-Eldorado geben sich Teams aus dem gesamten europäischen Raum die Klinke in die Hand. Hier trifft sich alles. Scouts schwirren auf sämtlichen Trainingsplätzen umher. Der ehemalige Profi, frühere Spieler und Trainer des FCA, Alfons Higl, beobachtet die Trainingseinheiten von Markus Weinzierl beim FCA. Higl, Scout beim SC Freiburg schaut dabei vor allem den jungen Spielern auf die Füße.
Raphael Framberger ist einer davon – ein FCA-Eigengewächs. Bis zu diesem Zeitpunkt hat Higl den Verteidiger schon des Öfteren in der Jugend und dann bei Spielen der U23 des FC Augsburg unter die Lupe genommen. „Das ist ein Guter. Einer, der beißt“, sagt Higl mit großem Respekt. Damals war Framberger 18 Jahre alt. Vor einem Monat hat Framberger seinen 20. Geburtstag gefeiert. In dieser Zeit hat sich viel und doch wenig getan.
In der zweiten Mannschaft des FCA ist Framberger ein Riese
Ein Jahr nach Belek unterschrieb Framberger zwar seinen ersten Profivertrag beim FCA, doch seine Karriere kam bisher nicht richtig in Schwung. Während sein Kollege aus gemeinsamen FCA-Jugendzeiten, Erik Thommy, als Leihspieler schon mal beim FC Kaiserslautern Zweitliga-Luft schnuppern durfte und jetzt zum Drittliga-Aufsteiger Jahn Regensburg ausgeliehen wurde, ist Framberger immer noch im Wartestand. Derzeit gezwungenermaßen. Im Januar dieses Jahres hat er sich im Training das Kreuzband gerissen. Für Fußballer etwas wie Pest und Cholera. Framberger befindet sich im Aufbau.
Am Vormittag ist er in der Augsburger Hessingpark-Clinic. „Die Muskulatur muss noch stabilisiert werden“, sagt er etwas schüchtern. Framberger ist eher ein in sich gekehrter Mensch. Dennoch wie er meint, liegt er gut „im Zeitplan“. Auf dem Platz dreht er mit den weiteren Rekonvaleszenten des FC Augsburg unter Aufsicht von Physiotherapeut James Morgan seine Runden. Ab und zu darf er mit dem Ball arbeiten.
Wann er ins Mannschaftstraining einsteigt, ist noch offen. Eventuell ist er, wenn die Mannschaft am 30. Juli nach Südtirol ins Trainingslager fährt, dabei. Klar, wenn man ihn auf die neue Saison anspricht, ist seine Erwartungshaltung eher gering. Daran ändert auch der Trainerwechsel von Markus Weinzierl zu Dirk Schuster nicht viel. Framberger ist realistisch: „Es wäre ja blöd, Ansprüche zu stellen. Zunächst einmal muss ich fit werden.“ Wenn es einmal so weit ist, macht er das, was er schon seit zwei Jahren tut: „Ich versuche mich über das Training und über die 2. Mannschaft anzubieten.“
In der zweiten Mannschaft, in der Regionalliga, ist Framberger ein Riese. Für seine früheren Trainer Dieter Märkle oder Tobias Luderschmid war er mehr oder weniger unverzichtbar. Der gebürtige Augsburger wurde gut geschult – ein rechter Verteidiger mit moderner Spielanlage. Dazu gehört heutzutage auch das Spiel nach vorne. Das beherrscht Framberger, jedenfalls in der Regionalliga.
Framberger hat noch ein Jahr Vertrag beim FCA
Dennoch, die Chance in der ersten Mannschaft Fuß zu fassen ist verschwindend gering. Auf seiner Stammposition auf der rechten Seite ist Kapitän Paul Verhaegh als „Platzhirsch“ gesetzt. Aber es gibt noch andere Routiniers wie Daniel Opare oder Markus Feulner, die diese Position spielen können.
„Ich kann mir viel im Training und bei den Spielen abschauen. Das ist ja auch sehr positiv“, lächelt Framberger, der aber weiß, dass irgendwann mal etwas passieren muss. Doch irgendwann ist fast zu spät.
Seit seinem Realschulabschluss hat sich Framberger nur auf Fußball konzentriert. Eine Lehre oder Ausbildung blieb dabei auf der Strecke. Sein Kumpel Maik Uhde, der sich beim FC Augsburg ebenfalls den Traum vom Profi-Fußballer erfüllen wollte, hat den Kampf aufgegeben. Uhde spielt ab der kommenden Saison beim Bayernligisten TSV Schwabmünchen. Framberger weiß, dass die Uhr tickt: „Jetzt bin ich noch in einem Alter, in dem ich mir keinen großen Druck mache, aber es wird auch mit jedem Jahr schwerer eine Ausbildung oder Lehre nachzuholen.“
Framberger hat noch ein Jahr Vertrag beim FC Augsburg. Wäre eine Ausleihe zu einem anderen Klub eine Option für ihn? „Das ist derzeit kein Thema. Ich möchte erst einmal fit werden.“ Sein 27-jähriger Bruder Daniel ist in dieser Saison vom Kissinger SC zum Landesligisten TSV Schwaben Augsburg gewechselt.
Immer wenn es seine Zeit zulässt, schaut er bei den Spielen seines Bruders zu. „Mit ihm spreche ich generell viel über Fußball“, grinst Framberger. Dennoch für den „Weg Amateurfußball“ fühlt er sich noch nicht bereit. Er will weiter auf sein großes Ziel hinarbeiten: „Am liebsten würde ich natürlich für den FC Augsburg spielen. Wenn das nicht klappt, muss ich mich spätestens am Ende der Saison umschauen.“ Für die 2. Liga könnte es bei ihm durchaus reichen. Denn Framberger ist ein Guter. Einer, der auch beißt.