Als Rani Khedira im Sommer zum FC Augsburg wechselte, war ein Grund, dass er sich mehr Spielzeit verschaffen wollte. In Leipzig kam er zuvor nicht über den Status eines Ergänzungs- und Einwechselspielers hinaus, in Augsburg sollte sich dies ändern. Und das möglichst schnell.
Entsprechend unzufrieden zeigte sich der 23-Jährige, als er am ersten Spieltag gegen den Hamburger SV während der gesamten Spielzeit nur auf der Bank saß. Enttäuschend sei das für ihn gewesen, gesteht Khedira. Entsprechend motiviert zeigte er sich allerdings, als er gegen Borussia Mönchengladbach eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt wurde. Khedira war auf dem Platz präsent, ging engagiert in Zweikämpfe, initiierte Angriffe.
Letztlich war er neben Torschütze Sergio Córdova ein Faktor, warum der FCA noch den 2:2-Ausgleich erzielte und den ersten Punkt in der laufenden Saison holte. „Ich wollte Signale senden, dass ich bereit bin, und der Trainer auf mich zählen kann“, sagt Khedira rückblickend.
Während etliche seiner Mitspieler im Dienst ihres Landes während der Länderspielpause unterwegs waren, nutzte der Mittelfeldspieler die Trainingstage, um näher an die Stammelf heranzurücken. Die Pause sei wichtig gewesen, meint Khedira: um Kraft zu tanken, den Kopf freizubekommen und die Taktiken des Trainers zu vertiefen. „Jetzt kann man richtig angreifen.“
Khedira hat im Mittelfeld große Konkurrenz
Am Angriff auf Positionen wird Khedira nicht vorbeikommen. Der Konkurrenzkampf ist im überdimensionierten Profikader ausgeprägt. Vor allem im Mittelfeld streiten sich etliche Spieler um eine begrenzte Anzahl an Plätzen. Gesetzt ist Kapitän Daniel Baier als Ballverteiler und Stratege. Unmittelbar neben und vor diesem hoffen Jan Moravek, Moritz Leitner, Ja-Cheol Koo und eben Khedira auf Einsätze im Zentrum des Mittelfelds.
Khedira hält es, wie es von ihm erwartet werden kann. Sagt Sätze, die wahr sind und Vereinsverantwortliche gerne hören. Wenig überraschend tätigt er die Aussage: „Konkurrenz belebt das Geschäft. Das ist so. Du spornst dich gegenseitig an, du reifst und du pushst dich zu Höchstleistungen.“ Entscheiden muss letztlich Trainer Manuel Baum, wem er das Vertrauen schenkt. Khedira betont: „Wir wollen es ihm alle so schwer wie möglich machen.“
Er selbst ist davon überzeugt, dass sich sein Engagement auf Dauer bezahlt machen wird. „Wenn ich hundert Prozent meine Leistung bringe, wird an mir kein Weg vorbeiführen.“ Den Trainer überzeugen will Khedira mit seinen Stärken: Offensiv will er Unruhe stiften, defensiv für Stabilität sorgen.
Anpassungsschwierigkeiten verspürte der gebürtige Stuttgarter in seinem neuen Umfeld keine, angetan zeigt er sich von Augsburgs Altstadt, in der er eine schöne Wohnung gefunden habe, wie er erzählt.
Er zieht zufriedenstellendes Fazit
Am FCA-Spielsystem erkennt er wenig Unterschiede zu seinem ehemaligen Verein RB Leipzig: Ball erobern, die Unordnung des Gegners nutzen, den Gegenangriff einleiten und möglichst schnell vor des Gegners Tor gelangen.
Nun hofft der Bruder von Weltmeister Sami Khedira auf den ersten Bundesligasieg in der laufenden Spielzeit. Am Samstag hat der FCA im eigenen Stadion den 1. FC Köln zu Gast (15.30 Uhr). Einen Gegner, den Khedira schätzt, vom schwachen Start der Kölner will sich der Neu-Augsburger nicht blenden lassen. „Wir müssen uns auf das fokussieren, was wir uns in der Vorbereitung erarbeitet haben.“
Der 23-Jährige weiß, dass die ersten Pflichtspielwochen für ihn nicht optimal verlaufen sind – obwohl er nach der Vorbereitung ein zufriedenstellendes Fazit gezogen hatte. „Ich glaube, ich finde jetzt immer besser in die Abläufe und Automatismen.“ Sich selbst sieht er gegen Köln vom Anpfiff weg auf dem Platz. Wenn er Trainer wäre, würde er sich aufstellen, sagt er und lacht.
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