Wie die Begegnung mit dem 1. FC Nürnberg geendet hatte, ließ sich an den Gesichtern ablesen. Mit gesenktem Haupt und trauriger Miene schlurften die Spieler des FC Augsburg Richtung Mannschaftsbus. Reden wollten an diesem Nachmittag nur die wenigsten, Auskünfte erhielten vorwiegend jene Medien, die sich Senderechte erkaufen. FCA-Kapitän Daniel Baier hingegen stellte sich den Fragen, ehe er den schwarz lackierten Rückzugsort mit den dunkel getönten Scheiben aufsuchte.
Einerseits gehört es zum Aufgabenbereich eines Führungsspielers, nicht nur nach Erfolgen seine Sicht der Dinge darzustellen, andererseits hatte Baier sich wenig vorzuwerfen. Während seine Mitspieler nahezu kollektiv versagten, stemmte sich der 34-Jährige mit Vehemenz gegen das 0:3. Kein Weg war dem Mittelfeldabräumer zu weit gewesen, keinen Zweikampf hatte er gescheut; und offensiv hatte er mit zwei satten Torschüssen Akzente gesetzt.
Baier: "Jedes Spiel, das wir jetzt verlieren, ist ein Rückschlag"
Freuen wollte er sich indes nicht über seinen ansprechenden Auftritt, der Rückschlag im Kampf für den Klassenerhalt wog zu schwer. Diese Niederlage hätte gesessen, meinte Baier. "Das Ergebnis hört sich brutal an, aber wir haben keine Argumente. Wir brauchen keine Ausreden suchen, das müssen wir uns ankreiden lassen." Baier war enttäuscht, ebenso fühlte er Wut und Ärger in sich. "Wir hätten heute einen wichtigen Schritt nach vorne machen können. Jedes Spiel, das wir jetzt verlieren, ist ein Rückschlag."
Während sich die Augsburger in ihrem jüngsten Heimspiel gegen Hannover von einem Rückstand nicht beirren ließen, schien in Nürnberg das 0:1 nach der Pause die Niederlage zu besiegeln. Nichts war von jener Kompaktheit zu spüren, die die Augsburger in den ertragreichen Partien gegen Dortmund, Leipzig und Hannover gezeigt hatten. Fehlt die Geschlossenheit in den Mannschaftsteilen, greift die Verteidigung im Raum ins Leere. Folge: Gegnerische Spieler werden nicht in Zweikämpfe verwickelt, Balleroberungen bleiben aus.
Khedira: "Wenn jeder macht, was er für richtig hält, dann wird es schwer"
Darin sah neben Baier Mitspieler Rani Khedira einen elementaren Grund für die Niederlage. Als einziger Augsburger Spieler stand er nach dem Spiel im Bauch des Max-Morlock-Stadions Rede und Antwort. Dem 25-Jährigen war unerklärlich, warum in Nürnberg taktische Vorgaben nicht umgesetzt wurden. Khedira wollte die Schuldigen nicht namentlich nennen, sagte nur: "Wenn einer aus der Reihe tanzt, wird es schwer. Wenn ein paar mehr aus der Reihe tanzen, hast du keine Chance." Er sprach von Disziplinlosigkeiten im Pressing, von gefühlten 60 Metern, die zwischen dem anlaufenden Angriff und der Vierer-Abwehrkette lagen. "Wenn jeder macht, was er für richtig hält, dann wird es schwer. Vielleicht braucht der eine oder andere einen Anschiss."
Dass das Zusammenspiel der Mannschaftsteile nicht funktionierte, war offensichtlich. Trainer Manuel Baum versuchte, von außen einzuwirken, Khedira, Baier oder Linksverteidiger Philipp Max auf dem Rasen. Wirkung zeigte dies letztlich keine, die Lücken im Augsburger Abwehrnetz blieben bestehen. Statt den Vorsprung auf den Relegationsplatz und die direkten Abstiegsränge zu vergrößern, ließen die Augsburger die Konkurrenten herankommen. Khedira appellierte an seine Mitspieler: "Das ist jetzt die letzte Warnung, viele Ausrutscher dürfen wir uns nicht mehr erlauben."
Bereits am Dienstagabend bietet sich den Augsburgern Gelegenheit, den ernüchternden Auftritt in Nürnberg vergessen zu machen. Im Viertelfinale des DFB-Pokals empfängt der FCA den Bundesliga-Spitzenklub RB Leipzig (20.45/ARD). Khedira wollte sich allerdings weniger mit der Kür gegen die Sachsen beschäftigen, weit wichtiger schätzte er die Bundesligapflicht ein – den Abstiegskampf, der im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim seine Fortsetzung findet (Sonntag, 15.30 Uhr). Khedira: "Für mich ist das das wichtigere Spiel. Da werden wir ein anderes Gesicht zeigen."