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FC Augsburg - Rafal Gikiewicz im Interview: "Gegen FC Bayern die Null halten"

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FCA-Torhüter Gikiewicz vorm Duell mit dem FCB: "Mein Ziel ist klar: Die Null halten"

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    FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz will Rekord-Jäger Robert Lewandowski stoppen.
    FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz will Rekord-Jäger Robert Lewandowski stoppen. Foto: Ulrich Wagner

    Hallo Herr Gikiewicz, Sie könnten am Samstag Geschichte in der Bundesliga schreiben, als der Mann, der den alleinigen Rekord von Robert Lewandowski verhinderte.

    Rafal Gikiewicz: Das ist natürlich ein großes Thema, auch in Polen. Ein polnischer Torhüter gegen den polnischen Stürmer. Aber wenn wir als Team keine gute Leistung zeigen, dann kann auch ich nichts gegen Robert ausrichten. Wir haben als FC Augsburg die Chance, in jeder Zeitung, in jedem TV-Bericht vorzukommen als die Mannschaft, die Robert Lewandowski und den FC Bayern München stoppte. Mein Ziel am Samstag ist ganz klar: Die Null halten.

    Gikiewicz will Lewandowski und den FC Bayern stoppen

    Was zeichnet Lewandowski aus?

    Gikiewicz: Er ist wie eine Maschine. Er will immer lernen, ist fast nie verletzt. Er ist 24 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche Fußball-Profi. Er ist jetzt 32 Jahre alt, aber immer noch hungrig. Mit seiner Einstellung ist er ein Vorbild für mich.

    Robert Lewandowski erzielte bisher 40 Tore in dieser Bundesligasaison für den FC Bayern.
    Robert Lewandowski erzielte bisher 40 Tore in dieser Bundesligasaison für den FC Bayern. Foto: Attila Kisbenedek, dpa

    Er ist wohl der perfekteste Elfmeterschütze in der Bundesliga. Er verzögert lange.

    Gikiewicz: Ich habe fünf Spiele gegen ihn gemacht, vier Tore kassiert. Drei davon waren Elfmeter. Ich bekomme von unserem Torwarttrainer eine Analyse, aber ich werde mir keine Elfmeter von ihm anschauen. Ich will, wenn es soweit kommt, mit freiem Kopf auf der Linie stehen und ein bisschen improvisieren. Er macht es perfekt. Jeder Torhüter weiß, er muss lange stehen bleiben, aber es geht nicht. Er hat brutale Qualität, zeigt keine Emotion, hat immer den gleichen Ablauf. Ich hoffe, wir bekommen keinen Elfmeter gegen uns.

    Haben Sie auch privat Kontakt?

    Gikiewicz:J a, klar. Wir haben uns vor ein paar Tagen ein paar Nachrichten geschrieben, aber die hatten nichts mit dem Spiel oder dem Rekord zu tun.

    FC Bayern verabschiedet Hansi Flick, Jerome Boateng und Javi Martinez

    Wie groß ist die Erleichterung, dass der FCA in München keine Punkte mehr braucht?

    Gikiewicz: Groß, denn es ist auch für den FC Bayern ein besonderes Spiel. Es ist das letzte Spiel für Hansi Flick, David Alaba, Jerome Boateng oder Javi Martinez. Die wollen sich alle mit einem Sieg verabschieden. Zum Glück haben wir gegen Bremen 2:0 gewonnen.

    Sie saßen am Samstag nach dem Schlusspfiff lange im Strafraum. Was ist Ihnen da durch den Kopf gegangen?

    Gikiewicz: Ich habe an die Fahrt Richtung Stadion gedacht. Da waren so viele Fans und haben uns Mut gemacht. Auch meine Frau, meine Mutter und meine zwei Söhne standen da an der Straße. Einer hat mich während der Woche im Hotel angerufen und hat gesagt: Papa, ich will unbedingt Bundesligaspiele im Stadion mit dir sehen und nicht 2. Liga. Da hat man schon Druck und dann sind die ganzen Emotionen hochgekommen. Nach dem 2:0 von Daniel Caligiuri war ich dann in meinem Herzen und Kopf einfach emotional kaputt und hab nach dem Abpfiff auch ein wenig geweint.

    Unter den FCA-Fans stand auch die Familie von Rafal Gikiewicz.
    Unter den FCA-Fans stand auch die Familie von Rafal Gikiewicz. Foto: Ulrich Wagner

    Was bedeutet der Klassenerhalt für Sie?

    Gikiewicz: Die Saison lief für mich persönlich sehr gut, aber auf Schalke habe ich in einem entscheidenden Moment einen Fehler gemacht. Auch dieser Fehler hat Heiko Herrlich und Iraklis Metaxas am Ende den Job gekostet und meinen Jungs die letzten Wochen das Leben schwer gemacht. Ich habe mich danach nicht gut gefühlt. Ich bin fit, fühle mich wie 25, aber ich bin 33. Wären wir abgestiegen, hätte ich keine Ahnung gehabt, was mit mir im Sommer passiert wäre.

    Es gab Anfragen an Gikiwiecz für den Fall des Abstieges

    Hätten Sie den FCA verlassen?

    Gikiewicz: Keine Ahnung. Mein Vertrag hätte auch für die 2. Liga gegolten, aber es gab schon Nachfragen oder Signale von ein paar Vereinen für den Fall des Abstiegs. Aber mein ganzer Fokus gilt dem FCA und ich freue mich einfach, denn ich sehe meine Zukunft hier. Vor ein paar Wochen haben wir für meinen Sohn schon eine neue Schule organisiert, denn ich war sicher, wir halten die Klasse. Ich habe keinen Bock mehr auf Umzug. Mit dem Virus konnten wir die Stadt und die Region noch gar nicht richtig genießen. Und ich will in der neuen Saison dann mit den Fans auch im Stadion feiern. Darauf freue ich mich.

    Sie sind mit anderen Zielen nach Augsburg gekommen. Was lief schief?

    Gikiewicz: Auf einem Zettel an meinen Kühlschrank stand, ich will 43 Punkte in dieser Saison holen, das haben wir nicht erreicht. Ich wollte auch neun Spiele zu null spielen, bisher sind es sieben. Das schaffe ich also bei einem Spiel auch nicht mehr. Wir hatten gute und schlechte Phasen. Am Ende haben wir die Klasse gehalten, das war unser erstes und wichtigstes Ziel, darum bin ich zufrieden. Aber ich will nächste Saison nicht nur den Klassenerhalt feiern, sondern einen guten Platz etwas weiter oben. Wir haben genug Qualität und wir sind ein stabiler Verein.

    Was hat Heiko Herrlich falsch gemacht?

    Gikiewicz: Ich hatte auch unter Heiko Herrlich und Metaxas ein sehr gutes Gefühl. Heiko Herrlich war mitverantwortlich, dass ich jedes Wochenende das Trikot des FCA tragen darf. Mein erster Termin hier Ende März war mit ihm und Stefan Reuter. Wenn Herrlich nicht gesagt hätte, ich will mit Gikiewicz arbeiten, wäre ich jetzt vielleicht nicht hier. Es ist schwierig zu sagen, was falsch lief: Am Ende stehen wir als Mannschaft auf dem Platz und waren wir schuld, nicht der Trainer. Klar kann da jeder Spieler eine andere Meinung haben, aber es ist immer einfacher einen Trainer zu entlassen als 30 Spieler. Nach seiner Entlassung habe ich ihm eine private Nachricht geschickt, dass mir mein Fehler gegen Schalke leid tut.

    Keine Nominierung für Polen: EM-Aus für Rafal Gikiewicz

    Sie haben ihre Zettel am Kühlschrank erwähnt. Auf einem stand, sie wollen mit Polen zur Europameisterschaft. Seit Dienstag ist klar: sie gehören nicht zum EM-Aufgebot.

    Gikiewicz: Ohne diesen Traum von der EM hätte ich wohl nicht so eine gute Saison für den FCA spielen können. Dieser Traum hat mich in jedem Training, in jedem Spiel gepusht. Natürlich ist das jetzt nicht der leichteste Moment für mich, denn ich kann nicht mehr geben als in dieser Saison. Dass meine Leistung für Nationalmannschafts-Trainer Paulo Souza nicht reicht, muss ich einfach akzeptieren.

    Ihre Konkurrenten sind Lukas Fabianski, 36, von West Ham, Lukasz Skorupski, 30, von Bologna, Wojciech Szczesny, 29, von Juventus und Radsolaw Majecki, 21, vom AS Monaco. Was haben die, was sie nicht haben?

    Gikiewicz: Majecki macht in der ganzen Saison drei Spiele im Pokal, ich mache auch drei Spiele im Pokal plus 33 Bundesligapartien.

    West Ham Uniteds Torwart Lukasz Fabianski (unten) kommt vor Liverpools Mohamed Salah an den Ball.
    West Ham Uniteds Torwart Lukasz Fabianski (unten) kommt vor Liverpools Mohamed Salah an den Ball. Foto: Jon Super, dpa

    Sie haben die zweitbesten Noten in der Torhüter-Rangliste des Kickers hinter Manuel Neuer…

    Gikiewicz: Wenn das alles nicht reicht, weiß ich auch nicht mehr, was ich noch tun soll. Klar, Fabianski spielt Premier League, aber er ist auch schon 36. Schon vor ein paar Monaten habe ich die Argumente gehört, ich spiele in keinem so großen Verein. Was soll ich da sagen? Ich spiele Bundesliga gegen Sancho, Haaland oder Lewandowski. Die kosten schon ein paar Euro mehr als ein Gikiewicz und trotzdem war meine Leistung nicht so schlecht.

    Dafür wurde Robert Gumny auf Abruf nominiert. Hätten Sie das erwartet?

    Gikiewicz: Auch er hat auf eine Nominierung gehofft. Die Reserveliste ist aber besser, als in den Urlaub zu fahren. Er hatte keinen einfachen Start. Verständlich: er kommt hierher, kennt die Sprache nicht, muss sich an die Trainingsbelastung gewöhnen, an die neue Taktik. Das ist für so einen jungen Spieler nicht einfach. Ich habe versucht, ihm zu helfen wo es geht, in der Kabine, im Alltag. Wir haben zusammen nach zehn Tagen schon eine Wohnung für ihn gefunden. Am Ende der Saison hat er sich enorm gesteigert und wirklich gute Spiele gemacht. Ich bin sicher, dass der FCA noch viel Freude mit ihm haben wird.

    Robert Gumny (rechts) steht auf der Reserveliste der polnischen Nationalmannschaft.
    Robert Gumny (rechts) steht auf der Reserveliste der polnischen Nationalmannschaft. Foto: Tom Weller, dpa

    Werden Sie es weiter versuchen?

    Gikiewicz: Natürlich. Ab dem Sommer ist es wieder mein Ziel eine Nominierung zu bekommen. Warum soll ich nicht weiter träumen, wenn ich mein Niveau in der Bundesliga halte? Wenn ich keine Träume mehr hätte, kann ich meine Handschuhe und Schuhe weglegen. Man kann sagen, der Gikiewicz ist ein alter Idiot, weil er immer von der Nationalmannschaft spricht. Aber es gibt fünf oder sechs polnische Spieler in der Bundesliga, die alle in der Nationalmannschaft spielen könnten.

    Was passiert nach dem Samstag?

    Gikiewicz: Wir haben bis Dienstag oder Mittwoch noch Leistungstests. Dann geht es mit der Familie in den Urlaub . Mein großer Sohn muss nach den Pfingstferien wieder in die Schule, deswegen kommt meine Familie zurück nach Augsburg. Ich bleibe noch ein wenig im Urlaub, denn ich brauche einen freien Kopf, um mich dann wieder auf die neue Saison vorbereiten zu können. Denn ich habe weiter große Ziele mit dem FCA.

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