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FC Augsburg: Rafal Gikiewicz: Der Mann, der Lewandowski quälte

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Rafal Gikiewicz: Der Mann, der Lewandowski quälte

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    Am Ende konnte FCA-Torwart Rafal Gikiewicz das Rekordtor von Robert Lewandowski am Samstag nicht verhindern.
    Am Ende konnte FCA-Torwart Rafal Gikiewicz das Rekordtor von Robert Lewandowski am Samstag nicht verhindern. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Stephan Lehmann, der Kult-Stadionsprecher des FC Bayern München, wurde in der Halbzeitpause schon langsam nervös. 4:0 stand es da zwar schon für die Gastgeber gegen den FC Augsburg, doch Robert Lewandowski wollte und wollte das 41. Saisontor nicht gelingen. „Der Gikiewicz hält aber wirklich stark“, sagte er auf der Medientribüne zu seinem Kollegen, der für die Technik zuständig ist.

    FCA gegen FCB: Gikiewicz schien tausend Hände zu haben

    Mit spektakulären Paraden hatte Rafal Gikiwicz, 33, seit einem Jahr Torhüter des FC Augsburg, seinen polnischen Landsmann zur Verzweiflung gebracht. Trotzdem war sich Lehmann ziemlich sicher, dass es nach dem Wechsel nicht mehr lange dauern würde, bis Lewandowski das wohl wichtigste Tor seiner bisherigen Karriere erzielen würde. Und so ging Lehmann noch einmal die Einzelheiten seines Einsatzes durch. Den Titelsong „Gonna fly now“ von Rocky, dem Boxerfilm mit Sylvester Stallone, hatte man ausgesucht und dazu wollte Lehmann sagen: „Es ist vollbracht.“

    Bayern-Spieler Robert Lewandowski ging am Samstag lange leer aus. Den Rekord-Treffer konnte der ansonsten stark parierende FCA-Torwart Rafal Gikiewicz aber nicht verhindern.
    Bayern-Spieler Robert Lewandowski ging am Samstag lange leer aus. Den Rekord-Treffer konnte der ansonsten stark parierende FCA-Torwart Rafal Gikiewicz aber nicht verhindern. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Doch die Minuten verrannen und Gikiewicz schien tausend Hände zu haben. Er hielt und hielt und hielt. Mindestens ein halbes Dutzend Chancen entschärfte er. Bis zur 90. Minute, als er einen scharfen Schuss von Leroy Sané nur nach vorne abprallen lassen konnte und Robert Lewandowski zum 5:2-Endstand einschob . Endlich konnte Lehmann seine Würdigung des Torrekordes abspielen.

    Lewandowski: "So einen historischen Rekord bekommst du nicht einfach"

    Es passte zu diesem mit so vielen Emotionen und Geschichten beladenen Saisonfinale, dass Lewandowski den Rekord von Gerd Müller nicht mit einem filigranen Weitschuss oder einem wuchtigen Flugkopfball brach, sondern mit einem Abstauber, so wie es Gerd Müller in seiner Laufbahn so oft tat. „Ich habe gesehen, dass Leroy flach auf das Tor geschossen hat, habe gesagt, komm das ist die letzte Situation, da muss ich dabei sein und zum Glück kam der Ball zu mir“, erzählte später ein überglücklicher Lewandowski.

    Seinem Landsmann im grünen FCA-Torhüterdress war er überhaupt nicht böse, dass er ihn so lange gequält hatte. „Ich habe mir gesagt, manchmal muss man um so einen neuen Rekord auch kämpfen und geduldig bleiben. Es ist nicht so leicht, wenn du so nah bist, aber so weit entfernt. Aber so einen historischen Rekord bekommst du nicht einfach.“

    Gikiewicz musste sich nach dem Lewandowski-Treffer kurz sammeln

    Gikiewicz war aber zunächst gar nicht nach Historischem. Wütend drosch er denn Ball hoch und weit Richtung Mittellinie. Er war bedient. Wohl zu gerne hätte er dem Trainer der polnischen Nationalmannschaft, dem Portugiesen Paulo Sousa, mit einem zu Null im Duell mit Lewandowski gezeigt, dass es ein Fehler war, ihn nicht für die EM zu nominieren.

    Rekordtorschütze: Robert Lewandowski hat 41 Tore in einer Bundesliga-Saison erzielt.
    Rekordtorschütze: Robert Lewandowski hat 41 Tore in einer Bundesliga-Saison erzielt. Foto: Matthias Schrader, dpa

    Es brauchte dann auch ein wenig bis der emotionale Gikiewicz seine Emotionen wieder im Griff hatte. „Es ist mein Beruf, alles für den FC Augsburg zu tun. Daher ärgere ich mich über die fünf Gegentore. Egal, von wem“, sagte der ehrgeizige Torhüter im TV–Interview, nachdem er sich mit Lewandowski und Thomas Müller auf dem Spielfeld lange unterhalten hatte. „Sie haben mich dann nach dem Spiel gefragt, warum ich heute so gut gespielt habe und bis zur 89. Minute ihre Party gestoppt habe“, erzählte er und konnte dann auch wieder lächeln: „Ich gratuliere und freue mich schon für ihn, denn Robert ist eine Legende, eine Maschine. Und er ist mein Landsmann.“ Nach all den Feierlichkeiten ließ er sich dann auch gerne noch mit Lewandowski und der Torjäger-Kanone fotografieren.

    FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz hielt 132 Torschüsse

    Dass sich beide in der nächsten Saison in der Bundesliga wieder sehen, hat hauptsächlich mit der Leistung von Gikiewicz zu tun. In allen 34 Spielen stand er im Tor, hielt laut bundesliga.de 132 Torschüsse (nur Stefan Ortega von Bielefeld war besser). Seine Fangquote liegt trotz 56 Gegentoren bei über 70 Prozent. Ein Spitzenwert. Dass er mit seinem einzigen groben Fehler in dieser, beim 0:1 gegen Schalke 04, den Klassenerhalt in Gefahr brachte, ist eigentlich ein Treppenwitz.

    Doch Gikiewicz behielt die Nerven und gegen Bremen sein Tor sauber. Damit zementierte er seinen maßgeblichen Anteil daran, dass sich der FCA in einer Saison mit nur wenigen Höhepunkten und vielen Tiefen als Tabellen-13. gerade noch so ins Ziel rettete. Der 33-jährige Gikiewicz war der Königstransfer von Sport–Geschäftsführer Stefan Reuter. Ablösefrei war Gikiewicz von Union Berlin zum FCA gewechselt, wie auch Tobias Strobl (Gladbach) und Daniel Caligiuri (Schalke 04). Doch während die beiden Feldspieler im Laufe der Saison immer mehr abbauten, spielte Gikiewicz von Anfang an auf Top-Niveau. Und hielt es bis zum Ende.

    Sein Vertrag ist bis 2022 datiert. Stefan Reuter würde bestimmt keinen Fehler machen, wenn er ihn bald verlängern würde.

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