Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten
FC Augsburg
Icon Pfeil nach unten

FC Augsburg: Pro und Contra: War es eine gute Saison für den FCA?

FC Augsburg

Pro und Contra: War es eine gute Saison für den FCA?

    • |
    Die Mannschaft des FCA feierte den Klassenerhalt - aber ist das ein Erfolg?
    Die Mannschaft des FCA feierte den Klassenerhalt - aber ist das ein Erfolg? Foto: Ulrich Wagner

    Pro: Dass Augsburg in der Bundesliga spielt, ist ein Erfolg

    War es eine gute Saison für den FCA? Die Beantwortung dieser Frage ist sicher auch altersabhängig. Fans jenseits der 50 oder der 60 sind in Augsburg über Jahrzehnte nicht vom Fußball verwöhnt worden. Abgesehen von der kurzen Zeit, als Helmut Haller den Regionalligisten (damals 2. Liga) in den frühen 70iger Jahren deutschlandweit in die Schlagzeilen brachte, war Augsburg fußballerisch Brachland. Doch wie sehr sich Augsburg nach der Bundesliga sehnte, spürte man an diesem Zwischenhoch. Fast jedes Heimspiel war ausverkauft und beim Gastspiel beim TSV 1860 München waren über 90.000 Zuschauer im Olympiastadion. Ein Rekord für die Ewigkeit.

    Über 30 Jahre kickte der FCA dann gegen Helmbrechts, Lichtenfels, Weiden, Vestenbergsgreuth oder Trier. Augsburg hatte so viel mit Fußball zu tun, wie Marianne und Michael mit Rockmusik. Und jetzt soll man groß rumjammern, nur weil der Verein lange Zeit in der Bundesliga in Abstiegsgefahr schwebte? Das wäre Jammern auf einem enorm hohen Niveau. Nein, allein dass Augsburg überhaupt in der Bundesliga spielt, ist positiv. Wenn jemand im Jahr 2011 nach dem Aufstieg ins Oberhaus gesagt hätte, der FCA spielt jetzt neun Jahre ununterbrochen in der Bundesliga, hätte man ihn für verrückt erklärt.

    Der FCA ist besser als Hamburg, Köln und Stuttgart

    So abgedroschen es auch klingen mag, wenn Präsident Klaus Hofmann oder Manager Stefan Reuter davon sprechen, "dass wir schließlich wissen, wo wir herkommen", hat das durchaus sein Stück Berechtigung. Außerdem darf man nicht vergessen, dass dem FCA aufgrund der langen fußballerischen Durststrecke eine ganze Generation von Fans fehlt. Dennoch, wir schreiben das Jahr 2019 und der FCA ist besser als Hamburg, Köln, Stuttgart oder sogar besser als Schalke. Das ist Wahnsinn. Natürlich hat der FCA jetzt auch das Problem, dass die Erwartungshaltung der Fans von Saison zu Saison größer wird.

    Martin Schmidt ist der Trainer des FC Augsburg.
    Martin Schmidt ist der Trainer des FC Augsburg. Foto: Sven Hoppe (dpa)

    Der Verein tut vieles dafür, dem gerecht zu werden, und hat in den vergangenen Jahren so viel Geld wie nie in die Hand genommen. So wurden Spieler wie Alfred Finnbogason, Michael Gregoritsch oder Martin Hinteregger verpflichtet. In dieser Saison mutierte der FCA auch erstmals ein bisschen zum FC Hollywood (Caiuby, Hinteregger, Lehmann). Zudem wurde mit Manuel Baum vorzeitig ein Trainer entlassen. Deshalb hat der Klub einen großen Teil seiner Jungfräulichkeit verloren.

    Das ändert nichts daran, dass die Verbindung Augsburg und Bundesliga etwas ganz Besonderes ist. Die meisten werden das aber erst merken, wenn das nicht mehr der Fall ist.

    Wolfgang Langner

    Contra: Diese Saison wäre mehr drin gewesen

    Eines vorneweg: Zweifelsohne bedeutet der erneute Bundesligaverbleib für den FC Augsburg einen Erfolg. Nach dem Aufstieg vor knapp acht Jahren hätte kaum jemand den Augsburgern zugetraut, mehr als eine Spielzeit der Elite des deutschen Fußballs anzugehören.

    Ungeachtet dessen beschleicht einen das Gefühl, dass der FCA in dieser Runde mehr erreichen hätte können als den Ligaverbleib zwei Spieltage vor Schluss. Den Klassenerhalt haben die Augsburger großteils der Schwäche der anderen zu verdanken. Dass die Absteiger Hannover und Nürnberg die 20-Punkte-Marke kaum übertrafen, zeugt davon.

    Intern hatten sich Spieler und Trainer andere Ziele gesteckt

    Sinnbild für Disziplinlosigkeit: Caiuby.
    Sinnbild für Disziplinlosigkeit: Caiuby. Foto: Ulrich Wagner

    Öffentlich hatten die FCA-Verantwortlichen vor Saisonbeginn den Klassenerhalt als Ziel ausgegeben. Nachvollziehbar: Wer die Erwartungshaltung drückt, der kann einen Ligaverbleib positiv auslegen. Intern hatten sich Trainerteam und Spieler indes ambitioniertere Ziele gesteckt. Stammkräfte wie Gregoritsch, Max oder Finnbogason widerstanden Verlockungen anderer Klubs, weil sie an eine Weiterentwicklung mit dem FCA glaubten. Zu welchen Leistungen die Mannschaft fähig gewesen wäre, deutete sie lediglich im ersten Saisondrittel an. Geradezu überschwänglich lobten Zuschauer und Medien die Augsburger nach dem spektakulären 3:4 in Dortmund. Letztlich versprach der Kader mehr als er hielt, zu selten riefen die Spieler ihr Potenzial ab.

    Das hat ein Stück weit mit der fortwährenden Unruhe zu tun, die die Saison begleitete. Die FCA-Verantwortlichen versäumten eine frühzeitige Trennung vom Problem-Brasilianer Caiuby und unterschätzten, wie sich die Disziplinlosigkeit eines Einzelnen auf das Binnenklima des Teams auswirken kann. Als die Ergebnisse ausblieben, war die Position des damaligen Trainers Baum nachhaltig geschwächt. Die Maßnahme, Lehmann als Co-Trainer zu installieren, um Baum zu stärken, zündete nicht. Im Nachhinein wirkt die Verpflichtung des ehemaligen Nationaltorhüters rätselhaft. Stattdessen hätte eine frühere Trennung vom Cheftrainer wohl mehr bewirkt.

    Jahrelang zeichnete den FCA aus, sich von Störfeuern nicht beirren zu lassen, auf dem Rasen verkörperte die Mannschaft Leidenschaft und Zusammenhalt. Als eingeschworener Haufen traten die Augsburger Kicker in dieser Saison zu selten auf. Für Auflösungserscheinungen wie jene in Bremen, Freiburg oder zu Hause gegen Hoffenheim standen bisher andere – nicht die Augsburger. Mit dem Schweizer Schmidt ist die Position des Trainers erfolgversprechend besetzt, nun müssen Kader und dessen Charaktere angepasst werden.

    Johannes Graf

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden