Pierre-Emile Hojbjerg gilt als eines der größten Talente im europäischen Fußball. Der 19-Jährige wechselte 2012 von Brondby IF zum FC Bayern und wurde dort am 13. April 2013 mit 17 Jahren und 251 Tagen zum jüngsten Spieler, den die Münchner jemals in der Bundesliga eingesetzt haben.
Mittlerweile ist er Pokalsieger und Deutscher Meister, sowie dänischer Nationalspieler. Doch so stringent wie es scheint, verlief die Karriere des Mittelfeldspielers gar nicht. Der Sohn eines dänischen Anthropologie-Professors (Verhaltensforschung) und einer Französin offenbarte zwar schon früh sein außergewöhnliches Talent. Doch als 14-Jähriger stand die weitere Laufbahn Hojbjergs am Scheideweg. Bei seinem alten Verein FC Kopenhagen fühlte er sich nicht mehr wohl. Seine Trainer wollten ihn im Sturm einsetzen, er sah sich aber eher als Mittelfeldspieler. "Ich war dick, ich war mental nicht mehr da – der ganze Sportler in mir war verloren gegangen", erinnert sich Hojbjerg an jene Zeit. Diese Phase habe ihm richtig weh getan.
Bei Brondby entwickelte sich zunächst alles, wie es sich Hojbjerg erwünscht hatte, doch dann kam der nächste Rückschlag. Er konnte seine Leistung nicht mehr abrufen. "Ich war einfach nervös. Ich hätte damals besser meinen Bruder ins Training geschickt", so Hojbjerg. Rückblickend kann er dieser Zeit aber auch etwas Gutes abgewinnen. "Seitdem bin ich mental ein bisschen älter als andere in meinem Alter. Das liegt auch daran, dass ich in meiner Laufbahn zwei Mal bereits wirklich echt weit unten war."
Tarnat war sofort von Hojbjerg überzeugt
Sportlich ging es seitdem tatsächlich beinahe nur bergauf für ihn. Der für den FC Bayern tätige Scout Björn Andersen empfahl Münchens Jugendkoordinator Michael Tarnat Hojbjerg. Der flog nach Dänemark und sah wie der Mittelfeldspieler im Spiel gegen Kopenhagen bei einem 5:2-Sieg drei Tore schoss. Tarnat informierte daraufhin sofort den Sportdirektor Christian Nerlinger und tütete den Wechsel rasch ein. Abschied schon im Winter? Höjbjerg kündigt Wechsel an
In München war Hojbjerg zuerst als Spieler für die A-Jugend gedacht, entwickelte sich aber schneller als alle gedacht hatten. Bald schon wurde der Däne von Mehmet Scholl in der Zweiten Mannschaft des FC Bayern in der Regionalliga eingesetzt und sollte dort zu einem der spielbestimmenden Akteure werden. Scholl wurde einer der größten Förderer Hojbjergs. Eine noch engere Beziehung hat er allerdings zu Michael Tarnat. In seinem ersten Jahre in München wohnte er bei Tarnats zu Hause und verzichtete darauf in das Internat des FC Bayern zu ziehen. Den Sohn von Michael Tarnat bezeichnet er noch heute als seinen Bruder.
Zum Glücksfall für Hojbjerg wurde, dass Pep Guardiola zur Saison 2013/14 den FC Bayern München als Trainer übernahm. Unter dessen Vorgänger Jupp Heynckes machte er zwar seine ersten Schritte als Profi, doch Guardiola gilt als noch größerer Förderer junger Spieler. Der Coach nahm den Nachwuchsspieler in seiner ersten Saison oft zur Seite und erklärte ihm, was er sich von ihm erwartet. Hojbjerg galt so schnell als einer der Lieblingsspieler Guadriolas - auch wenn er nicht regelmäßig zum Einsatz kam.
Hojbjergs Vater starb im April
Die Wertschätzung Guardiolas für den Mittelfeldmann wurde aber spätestens dann einer breiten Öffentlichkeit bekannt, als er den damals 18-Jährigen im Pokalfinale 2014 gegen Borussia Dortmund von Beginn an einsetzte. Hojbjerg spielte damals auf der für ihn ungewohnten Position im rechten Mittelfeld und deutete seine Klasse mehr als nur an. Rot-weißer Jubel und schwarz-gelber Frust
Zu jener Zeit hatte er mit einem Trauerfall zu kämpfen. Im April des Jahres war sein Vater an Magenkrebs gestorben. Hojbjerg hatte schon 2013 den FC Bayern von der Erkrankung seines Vaters erzählt. Anschließend leitete Uli Hoeneß in die Wege, dass der Vater von Hojbjerg auch in München von Spezialisten untersucht wird, doch die heimtückische Krankheit gewann den Kampf.
In die Saison 2014/15 startete Hojbjerg auch aufgrund der vorangegangenen WM mit größeren sportlichen Ambitionen. Er wollte mehr Spiezeit als noch in der letzten Spielzeit. Da etliche der Stammspieler aufgrund der Weltmeisterschaft erst verspätet ins Training einstiegen oder verletzt waren, schien das realistisch. Doch überraschend stand im ersten Saisonspiel gegen Wolfsburg Gianluca Gaudino in der Startelf und nicht Hojbjerg. Der Stern Hojbjergs schien ein wenig zu sinken. Als er dann auch noch in der Öffentlichkeit sagte, dass er mit seinen Einsatzzeiten nicht zufrieden ist, reagierte Guardiola angesäuert. Der Coach kann es nicht leiden, wenn sich seine Spieler öffentlich unzufrieden mit ihrer persönlichen Situation zeigen. Das ließ er auch Hojbjerg spüren und ließ ihn oftmals auf der Bank schmoren.
Hojbjerg ist flexibel einsetzbar
Zum Ende der Hinrunde schienen die Differenzen aber ausgeräumt. Hojbjerg absolvierte die letzten beiden Champions-League-Spiele ebenso über die komplette Spielzeit wie auch das abschließende Hinrundenspiel in Mainz. Trotzdem war er auf der Suche nach einem Verein, bei dem er in nächster Zeit regelmäßig zum Einsatz kommt. Dieser Verein ist nun der FC Augsburg
Die letzten Spiele beim FC Bayern haben gezeigt, in welcher Art Hojbjerg seine Fähigkeiten erweitert hat. Er spielte dabei die ersten Anspielsituation, wenn der Ball aus der Defensivkette der Münchner herausgespielt wurde. Somit war er der Initiator vieler bayerischer Angriffe. Ursprünglich hatte sich Hojbjerg aber als Offensivspieler gesehen. Zwar hat er noch kein einziges Bundesligator erzielt, gilt aber trotzdem als torgefährlicher Spieler. Mittlerweile kann er auf jeder Position im Mittelfeld eingesetzt werden. Auch das ist ein Grund, warum die halbe Liga an ihm interessiert gewesen sein soll. AZ