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FC Augsburg: Paul Verhaegh über WM: "Manchmal eine schwere Zeit"

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Paul Verhaegh über WM: "Manchmal eine schwere Zeit"

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    Paul Verhaegh im Gespräch mit Trainer Louis van Gaal. Der Coach sagte ihm bereits vor der WM, dass er als Ersatzmann eingeplant ist. trotzdem kam Verhaegh zu einem WM-Einsatz.
    Paul Verhaegh im Gespräch mit Trainer Louis van Gaal. Der Coach sagte ihm bereits vor der WM, dass er als Ersatzmann eingeplant ist. trotzdem kam Verhaegh zu einem WM-Einsatz.

    Hallo Herr Verhaegh, wo ist ihr Trikot mit der Nummer zwölf und die Bronzemedaille?

    Verhaegh: „Die liegen noch in einer Schublade in meiner Wohnung in Den Bosch. Ich bin noch nicht dazugekommen, einen geeigneten Platz zu finden.“

    Seit wann sind Sie wieder zu Hause?

    Verhaegh: Wir sind am  Sonntag zurückgeflogen, waren dann mit unseren Familien noch im Mannschaftshotel in Nordwijk,  um dort zusammen zu essen. Dann sind  wir nach Hause gefahren. Ich habe  sogar noch ein wenig vom Finale gesehen.

    Geht es jetzt dann in den Urlaub?

    Verhaegh: Ja, wir fliegen Samstag nach Ibiza. Wir haben dort ein Ferien-Haus mit Pool und mit Blick über das Meer gemietet. Die Kinder können dort planschen, ich mich erholen. Es wird ganz entspannt, ich werde nicht viel machen, damit ich wieder frisch in Augsburg anfangen kann“

    Überwiegt die Freude über Platz drei oder die Enttäuschung, das Finale verpasst zu haben?

    Verhaegh: Zunächst sind wir stolz, weil diesen Erfolg niemand von uns erwartet hatte. Schade, dass es am Ende so knapp war. Ein Finale gegen Deutschland wäre auch für mich wunderbar gewesen, weil ich ja beim FCA spiele.

    Hatten gegen Argentinien auch Pech

    Wie haben Sie das Halbfinale gegen Argentinien gesehen?

    Verhaegh: Argentinien war in der ersten Halbzeit besser, aber je länger die Partie l dauerte, desto besser sind wir ins Spiel gekommen. Dann haben wir gespürt, dass Argentinien auf das Elfmeterschießen spielen wollte. Wir wollten es aber in 120 Minuten entscheiden - was uns leider nicht gelungen ist. Im Elfmeterschießen  muss man dann etwas Glück haben. In Viertelfinale  gegen Costa Rica hatten wir es, gegen Argentinien nicht. 

    Lous van Gaal und Arjen Robben wären am liebsten im Spiel um Platz drei nicht mehr angetreten. Wie war da die Stimmung?

    Verhaegh: Natürlich war die Enttäuschung riesig, weil wir unbedingt ins Finale wollten. Und dann scheitert man so knapp. Es war aber schön, mit der Medaille nach Hause zu fahren. Vor dem Spiel hatten uns die ehemaligen Spieler, die bei der WM 1998 in Frankreich ebenfalls im Halbfinale gescheitert waren, erzählt, dass es im Nachhinein schade war, dass sie dieses Spiel so weggegeben hatten. Diesen Fehler wollten wir nicht machen.  Wir hatten eine Super-WM gespielt und wollten nicht mit einer Niederlage nach Hause fahren. Darum haben wir gegen Brasilien noch einmal alles gegeben.

    Sie haben im ganzen Turnier nur 56 Minuten gespielt. Sind sie enttäuscht?

    Verhaegh: Wenn mir einer vor einem Jahr gesagt hätte, du fährst zur WM, hätte ich ihm nicht geglaubt. Vor der WM hat mir Louis van Gaal klar gesagt, dass ich Ersatzmann bin. Aber vor den Achtelfinale war der Trainer mit dem Spiel bei Ballbesitz nicht so zu frieden. Er hat gesagt, er will mich spielen sehen, weil ich in den fünf Wochen Vorbereitung einen guten Eindruck hinterlassen habe. Tränen in den Niederlanden: Elftal verpasst

    Den konnten Sie dann aber nicht bestätigen. Warum?

    Verhaegh:  Ich habe noch nie so eine extreme Witterung erlebt. In Rio  beim  Training hatten wir 25 Grad. Das  war gut auszuhalten, wie im Sommer in Augsburg. In Fortaleza aber waren es 39 Grad im Schatten. Man hat kaum Luft bekommen, weil die Luftfeuchtigkeit so hoch war. Es war wie in der Sauna. Da war es  hart, das Spiel zu machen. Aber wenn man spielt, will man einen guten Eindruck hinterlassen. Und ich muss selbstkritisch sein, meine Leistung war nicht optimal. Aber am Ende war ich schon stolz. Wenn mir vor einem Jahr einer gesagt hätte, du spielst WM, hätte ich ihm nie geglaubt. Diese Erfahrungen nehme ich mit und sie bleiben in meiner Erinnerung.

    Ihr Mannschaftshotel lag mitten in Rio an der Copacabana. Was erlebten Sie dort?

    Verhaegh: Wir hatten nach jedem Spieltag einen freien Abend und einen freien Morgen. So konnten wir in Privatklamotten losziehen und ein bisschen was von der Stadt sehen. Das war aber nicht so einfach, denn vor dem Hotel warteten jeden Tag viele Fans und Medien. Dieser Teil von Rio ist schön. Das Leben spielt sich komplett am Strand ab. Aber wenn  wir mit dem Bus zum Flughafen gefahren sind, sind  wir auch an Favelas vorbeigekommen, wo die Leute auf der Straße leben. Es sind große Gegensätze. Da denkt man schon, wie selbstverständlich bei uns alles ist.

    Das eigene Baby zwei Monate nicht gesehen

    Mit wem haben Sie das Zimmer geteilt?

    Verhaegh: Wir hatten Einzelzimmer. Wenn man so lange zusammen ist,  ist es schön wenn man sein eigenes Zimmer und manchmal nur einfach seine Ruhe hat. 

    Wie lange waren Sie von zu Hause weg?

    Verhaegh: Insgesamt waren es mit der Vorbereitung in Holland und in Portugal und dem Turnier in Brasilien zwei Monate. Es war eine lange, schöne aber auch manchmal eine harte Zeit, auch wenn ich fast jeden Tag Bilder von Mila und Fenn-Liam bekommen habe. Fenn-Liam ist jetzt zweieinhalb Monate alt und ich habe ihn ja kaum gesehen. Gerade er ist in den zwei Monaten so gewachsen.

    Hatten Sie auch Besuch?

    Verhaegh: Meine Eltern, mein Bruder Rob und mein Freundin Nathalie waren in der Vorrunde  für ein paar Tage da. Die Kinder blieben aber bei den anderen Großeltern.

    Haben Sie die Entwicklungen beim FCA verfolgt?

    Verhaegh: Ja, ich hatte Kontakt zu Marcel, Tobias, Daniel und Sascha. Sie haben mit mir mitgefiebert und ich hab auch ein wenig im Internet gestöbert. Die Verpflichtungen hören sich gut an und es ist gut, dass schon jetzt in der Vorbereitung so viele Neuzugänge da sind.

    Hätten Sie gedacht, dass so ein Spieler wie Tim Matavz zum FCA wechselt?

    Verhaegh: Er ist ein guter Stürmer und der PSV Eindhoven ist ein Spitzenklub in den Niederlanden. Das zeigt aber, dass sich der FCA weiter entwickelt hat.

    Wann steigen Sie wieder beim FCA ins Training ein?

    Verhaegh: Ich komme am 4. August nach Augsburg und am 5. August geht es wieder los.

    Befürchten Sie, dass Ihnen die Vorbereitung fehlen wird?

    Verhaegh: Nein. Ich brauche keine sechs, sieben Wochen Vorbereitung, weil ich ja bis vor fünf Tagen noch trainiert habe. Ich fühle mich körperlich gut. Ich will jetzt nur im Kopf etwas abschalten, um dann beim FCA wieder anzugreifen.

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