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FC Augsburg: Niederlechner: "Entweder dürfen alle vor Fans spielen – oder keiner"

FC Augsburg

Niederlechner: "Entweder dürfen alle vor Fans spielen – oder keiner"

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    Hat eine klare Meinung zur Zuschauer-Situation in der Bundesliga: FCA-Stürmer Florian Niederlechner.
    Hat eine klare Meinung zur Zuschauer-Situation in der Bundesliga: FCA-Stürmer Florian Niederlechner. Foto: Ulrich Wagner

    Dieser Artikel ist der Teil der Beilage "Der FCA in der Bundesliga", die unserer Zeitung in den Ausgaben Augsburg, Augsburg-Land, Gersthofen, Aichach und Friedberg am Mittwoch, 16. September, beiliegen wird.

    Wie groß ist die Vorfreude auf die neue Saison?

    Florian Niederlechner: Die Vorfreude ist riesengroß, dass es endlich wieder losgeht. Man freut sich darüber, dass die Pflichtspiele wieder starten. Dass es leider für uns ohne Zuschauer stattfindet, ist schade. Ich hatte eine große Hoffnung, dass zum Start Fans dabei sein werden – vor allem, wenn man sieht, was in Deutschland schon wieder erlaubt ist. Aber es ist so, wie es ist.

    Nicht überall sind Fans außen vor: Union Berlin darf vor 5000 Zuschauern spielen, in Leipzig sind 8500 Fans erlaubt. In Augsburg bleibt das Stadion leer. Führt die aktuelle Corona-Regelung zu Wettbewerbsverzerrung? Schließlich steigt das erste FCA-Spiel der Saison bei Union Berlin.

    Niederlechner: Ich finde es schade, wenn man etwa in Berlin vor Zuschauern spielen darf und in Bayern nicht. Es ist ein Stück weit unfair gegenüber anderen Vereinen, wir können ja nichts dafür als Verein. Da bin ich der Meinung: Entweder dürfen alle vor Fans spielen – oder eben keiner.

    Wie wichtig sind für Sie die Zuschauer?

    Niederlechner: Extrem wichtig. Ich bin ein Spieler, der immer versucht, das Publikum mitzureißen. Deswegen waren vor allem die ersten zwei, drei Spiele nach dem Re-Start sehr zäh. Ich habe eine Zeit gebraucht, um mich daran zu gewöhnen. Ich kann mich an das erste Spiel gegen Wolfsburg erinnern: Da haben wir das 1:1 gemacht – eine Situation, in der eigentlich das Stadion auseinandergefallen wäre. Stattdessen gehst du zum Anstoß, es gibt keine Emotionen. Ich hoffe umso mehr, dass sich das bald ändert und wir das mit einem guten Hygienekonzept hinkriegen.

    Wegen der Corona-Pandemie musste Niederlechner seine Hochzeit verschieben

    Corona hat auch Ihre persönliche Lebensplanung durcheinandergeworfen. Sie hatten Ihre Hochzeit für dieses Jahr geplant. Die musste verschoben werden.

    Niederlechner: Wahrscheinlich hat es so sein müssen (lacht). Nein, Spaß beiseite: Es ist einfach ein Jahr verschoben worden auf Juni nächstes Jahr. Es war schade – alleine schon deshalb, weil ich erfahren habe, welcher Junggesellenabschied für mich geplant gewesen wäre.

    Wie hätte der denn ausgesehen?

    Niederlechner: Ich wäre mit meinen Freunden und meiner Familie auf Mallorca gewesen. Meine Frau sollte mich zu einem Strand hinlocken, von wo aus mich meine Freunde mit einem Boot abgeholt und nach Ibiza gebracht hätten. Wäre eine tolle Überraschung gewesen.

    Zurück zum Sportlichen: Welche Ziele haben Sie sich persönlich für die kommende Saison gesetzt?

    Niederlechner: Das wichtigste Ziel ist der direkte Klassenerhalt. Persönlich will ich verletzungsfrei bleiben. Dass ich an meiner guten letzten Saison gemessen werde, ist mir klar. Aber ich möchte die Saison bestätigen.

    Klingt einfacher, als es ist: Hinter Ihnen liegt Ihre erfolgreichste Spielzeit in der Bundesliga. Spüren Sie den Druck, diese Leistung bestätigen zu wollen?

    Niederlechner: Ich habe die Messlatte hoch gelegt. Natürlich wird bei mir jetzt genauer hingeschaut, das habe ich schon in der Rückrunde gemerkt. Als ich ein paar Spiele kein Tor gemacht habe, wurde der mediale Druck gleich höher. Aber ich weiß, wo ich herkomme und wo ich vor ein paar Jahren noch gespielt habe. Deswegen bleibe ich da ganz ruhig.

    Niederlechners Ziel für die neue Saison: ein Kopfballtor

    Wo sehen Sie bei sich noch Steigerungspotenzial?

    Niederlechner: Wenn ich sehe, dass ich kein einziges Kopfballtor gemacht habe, ist das nicht so gut. Mit 1,88 Meter ist da schon Luft nach oben, das will ich definitiv besser machen.

    Wird es einen anderen FCA zu sehen geben als in der letzten Saison? Heiko Herrlich sprach davon, mehr Ballbesitz ausüben zu wollen, die Chancen länger vorzubereiten. Sein Vorgänger Martin Schmidt bevorzugte das schnelle Umschaltspiel.

    Niederlechner: Martin Schmidt hat immer gesagt, dass ich ein guter Umschaltspieler bin, weil ich gute Laufwege in die Tiefe habe. Aber die brauchst du auch, wenn du Ballbesitz hast – du musst die Räume dann freimachen für andere Spieler. In den Freundschaftsspielen hat das bisher gut funktioniert. Ich finde den Ansatz überragend, wir sind auf einem richtig guten Weg. Das Umschalten wird gegen Mannschaften wie Leipzig oder Dortmund immer noch wichtig sein, weil wir da wahrscheinlich nicht so viel Ballbesitz haben. Aber wenn du den Ball hast, kannst du dich auch mal erholen und als Stürmer aus der Frische heraus starten. Wir müssen nun den richtigen Mix finden.

    In der vergangenen Saison haben Sie mit Alfred Finnbogason zeitweise auch eine Doppelspitze gebildet. Heiko Herrlich setzte bislang nur auf einen zentralen Angreifer. Denken Sie, das könnte sich noch ändern?

    Niederlechner: Ich würde gerne mit Alfred vorne drin spielen. Wenn du einen Partner vorne drin hast, der Gegenspieler bindet, gehen für dich neue Wege auf. Ich glaube, wenn wir eingespielt sind, passen wir perfekt zusammen. Wir ergänzen uns gut. Der Trainer weiß auch, dass wir gerne zusammenspielen würden. Bislang hat das auch nur selten geklappt, weil Alfred leider oft verletzt war.

    Mit Daniel Baier ist Florian Niederlechner auch privat gut befreundet.
    Mit Daniel Baier ist Florian Niederlechner auch privat gut befreundet. Foto: Kolbert-press/christian Kolbert

    Niederlechner: "Daniel Baier war ein Grund dafür, warum es mir so gut geht in Augsburg"

    Mit Daniel Baier sind Sie persönlich gut befreundet – wie schmerzhaft war für Sie sein Abschied?

    Niederlechner: Ich war einer der Ersten, die es von ihm persönlich erfahren haben. Ich war gerade auf dem Weg in den Urlaub nach Kroatien, als er mich anrief. Wir haben dann eine Stunde telefoniert. Das war für mich sehr traurig, denn er war für mich ein Grund dafür, warum es mir so gut geht in Augsburg. Wir kannten uns ja schon vorher und machen privat viel miteinander.

    Die Abgänge von Luthe und Baier haben bei einigen FCA-Fans für Unmut gesorgt. Wie erleben Sie diese Kritik?

    Niederlechner: Wenn ein Spieler so lange bei einem Verein spielt und dann geht, bist du als Fan einfach enttäuscht. Ich kann das nachvollziehen.

    Auch Philipp Max hat den Verein verlassen. Wie bewerten Sie seinen Abschied?

    Niederlechner: Der Wechsel von Philipp ist sportlich und menschlich sehr schade, man muss sich nur seine Scorerwerte der letzten Jahre anschauen. Dazu kommt, dass er ein unglaublich feiner Kerl ist. Es gibt in der Mannschaft keinen, der ihn nicht mag. Aber wir haben mit Iago und Mads Pedersen auf seiner Position noch zwei Spieler, die beide sehr viel Potenzial haben. Philipp will nun den nächsten Schritt gehen, das dürfte jeder Fan auch verstehen.

    Der FC Augsburg will eine neue Hierarchie aufbauen. Sind Sie bereit dafür, Verantwortung zu übernehmen?

    Niederlechner: Dafür bin ich bereit und sehe mich wegen meines Alters und meiner Leistung auch dafür in der richtigen Position. Ich würde gerne den jungen Spielern mit meiner Erfahrung helfen und ihnen Tipps geben.

    Die Neuzugänge Gikiewicz, Strobl und Caligiuri sollen ebenfalls Führungsrollen einnehmen. Wie präsentieren sich die drei bisher?

    Niederlechner: Rafal Gikiewicz ist ein ganz anderer Typ als Tomas Koubek oder Andreas Luthe, er redet mehr als die anderen beiden zusammen (lacht). Das ist einfach seine Art. Bei Caligiuri muss man nur seine Vita lesen, um zu sehen, was er für ein überragender Spieler ist. Auch Tobi Strobl ist menschlich und sportlich ein Top-Mann. Zu diesen Neuverpflichtungen muss man den Verantwortlichen ein Kompliment machen. Ich denke, dass wir an allen dreien noch großen Spaß haben werden.

    Sie können sich das komplette, fast 50-minütige Gespräch mit Florian Niederlechner auch auf Spotify, Apple Podcasts und Co. anhören.

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