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FC Augsburg: Niederlage gegen Wolfsburg: Wenn die Routiniers schwächeln

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Niederlage gegen Wolfsburg: Wenn die Routiniers schwächeln

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    Rafal Gikiewicz' Vertrag beim FC Augsburg war erst im Juli bis 2023 verlängert worden. Im Spiel gegen den VfL Wolfsburg schwächelte er.
    Rafal Gikiewicz' Vertrag beim FC Augsburg war erst im Juli bis 2023 verlängert worden. Im Spiel gegen den VfL Wolfsburg schwächelte er. Foto: Ulrich Wagner

    Rafal Gikiewicz ist nach den Spielen des FC Augsburg immer ein gesuchter Gesprächspartner. Der Torhüter ist ein Mann der klaren Worte, scheut vor Kritik nicht zurück. In der vergangenen Saison ging es bei den Interviews nur selten um seine Leistung. Die stand fast immer außer Frage, er zählte zu den notenbesten Torhüter der ganzen Bundesliga. Darum verlängerte der FCA im Juli den eigentlich bis zum 30. Juni 2022 datierten Vertrag mit dem 34-jährigen Polen vorzeitig bis 2023 mit der Option für ein weiteres Jahr. Doch in dieser Saison zeigt Gikiewicz ungewohnte Schwächen.

    So musste er auch nach der 0:1-Niederlage beim VfL sein eigenes Tun selbstkritisch beleuchten. „Von meiner Sicht aus kann ich auch besser reagieren“, gab er zu. Doch Gikiewicz war nur das letzte Glied in einer langen Fehlerkette in dieser 14. Minute. Was auffällt, es waren viele Routiniers darunter.

    Stefan Reuter zeigte sich nicht begeistert von der Leistung des FCA

    Alfred Finnbogason, 32, gelang es nicht, das Gegenpressing beim tiefen Spielaufbau der Wolfsburger richtig auszulösen. Dann ließ sich auf der rechten Augsburger Außenbahn, die Schwachstelle in der Startphase, Routinier Daniel Caliguri mit einem simplen Doppelpass ausspielen. Der 33-Jährige arbeitete an alter Wirkungsstätte, er spielte von Juli 2013 bis Januar 2017 für den VfL, gerade in der Defensive wieder einmal nicht immer sauber genug und brachte damit seinen jungen Kollegen Robert Gumny öfter in große Verlegenheit.

    Der 23-jährige Pole konnte den mit hohem Tempo auf ihn zulaufenden Otavio nicht mehr an der Flanke hindern, in der Mitte schaute FCA-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw, 30, beim Kopfball des Wolfsburgers Lukas Nmecha, der während der Woche erstmals von Bundestrainer Hansi Flick für die Nationalmannschaft nominiert wurde, interessiert zu. Und da auch FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz, 34, am kurzen Pfosten nicht beherzt zugriff, stand es 1:0.

    Nationalmannschafts-Neuling Lukas Nmecha traf zum Wolfsburger 1:0 gegen Augsburg.
    Nationalmannschafts-Neuling Lukas Nmecha traf zum Wolfsburger 1:0 gegen Augsburg. Foto: Swen Pförtner, dpa

    „Das Gegentor darf gar nicht so passieren. Du musst schon beim Doppelpass mitlaufen, du musst innen Körperkontakt halten und Rafa kann den auch halten“, war Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter entsetzt ob der Naivität seiner Profis. Trainer Markus Weinzierl sah es genauso: „Es geht vorne los, da müssen wir besser anlaufen, besser auslösen. Dann müssen wir aktiver sein gegen den Ball und am Ende kann man so einen Ball auch halten.“

    Gerade den Routiniers gelang es zu Beginn nicht, das FCA-Spiel in geordnete Bahnen zu bekommen. Finnbogason als Taktgeber ganz vorne fand nach seiner langen Verletzungspause und den Einsätzen im Pokal und gegen Stuttgart diesmal überhaupt nicht ins Spiel und wurde auch in der Halbzeit ausgewechselt. So stimmte die ganze Statik lange Zeit nicht.

    Gouweleeuw zum Spiel: Die zweite Halbzeit lief für den FC Augsburg besser

    „In der ersten Halbzeit haben wir Wolfsburg viel zu viel Raum gelassen, weil wir zu wenig Druck auf sie ausgeübt haben. Dadurch hatten sie zu viel Zeit im Spielaufbau und wir haben es nicht gut verteidigt“, analysierte Kapitän Gouweleeuw. Dass er den Torschützen nicht entscheidend stören konnte, begründete er auch damit, dass die Flanke von Gumny noch abgefälscht war. „Da komme ich nicht mehr ran.“ Rafal Gikiewicz fasste die ersten 45 Minuten so zusammen: „Tief stehen heißt nicht, nur passiv zu sein. Wir haben die erste Hälfte einfach verschlafen.“

    Wie es anders geht, demonstrierte der FCA in Halbzeit zwei. Mit Florian Niederlechner in der Spitze, Arne Maier und Niklas Dorsch (er war für den verletzten Tobias Strobl gekommen) in der Mittelfeldzentrale, stimmten die Abläufe besser, wurde Wolfsburg früher und qualitativ besser gestört und so der Druck auf die eigene Defensivabteilung spürbar geringer.

    „Der Unterschied zwischen erster und zweiter Halbzeit war groß. In der zweiten Hälfte haben wir mehr Druck nach vorne gemacht. Da hat man gesehen, dass auch Wolfsburg Probleme im Spielaufbau hat, da kommen sie nicht mehr so leicht von hinten raus und wir hatten selbst einige gute Chancen. Es fehlt uns nur ein Tor“, sagte Gouweleeuw.

    Nach der Länderspielpause trifft Augsburg auf den FC Bayern München

    Doch Andi Zeqiri (52.) vergab, Florian Niederlechner (58.) kam gegen Bornauw zu spät (der FCA-Stürmer verletzte sich dabei am Sprunggelenk und musste später den Platz verlassen), acht Ecken verpufften und das vermeintliche 1:1 hatte Andre Hahn aus einer Abseitsposition erzielt (75.). 

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit Florian Niederlechner über seine Karriere und sein Privatleben an (von September 2020):

    „Wenn wir ein Gegentor bekommen, dann ist das 0:0 vorbei, dann müssen wir die Komfortzone verlassen und mehr riskieren. Und dann spielen wir auch eine gute zweite Halbzeit“, versuchte Gikiewicz die Leistungssteigerung nach dem Wechsel zu erklären. Doch am Ende reichte es wieder nicht zu einem Auswärtssieg.

    Wettbewerbsübergreifend war es die fünfte Niederlage in Folge in der Ferne. Und nach der Länderspielpause kommt am 19. November, einem Freitagabend, der FC Bayern München in die WWK-Arena, die Übermannschaft der Liga. Für Rafal Gikiewicz ist die klare Rollenverteilung vielleicht sogar ein Vorteil: „Gegen Bayern haben wir nichts zu verlieren, da können wir von der ersten Minute an befreit aufspielen. Bayern ist der große Favorit,  jeder erwartet einen Sieg von ihnen. Vielleicht hilft uns das ja.“

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