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FC Augsburg: Neuer Torwarttrainer des FCA ist Weltenbummler mit vielen Ideen

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Neuer Torwarttrainer des FCA ist Weltenbummler mit vielen Ideen

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    Kristian Barbuscak (links) und Philipp Penkte während ihrer gemeinsamen Zeit beim SSV Jahn Regensburg.
    Kristian Barbuscak (links) und Philipp Penkte während ihrer gemeinsamen Zeit beim SSV Jahn Regensburg. Foto: imago

    Wenn man wissen will, wie der neue Torwarttrainer des FC Augsburg tickt, dann spricht man am besten mit dem, der vier Jahre mit Kristian Barbuscak fast täglich auf dem Trainingsplatz gearbeitet hat: Philipp Pentke. Im Sommer 2015 wechselte der damals 31-Jährige vom Chemnitzer FC zum Viertligisten Jahn Regensburg. Vier Jahre später unterschrieb er einen Zwei-Jahres-Vertrag beim Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim und in der abgelaufenen Saison feierte er eine Premiere. Er stand vier Mal in der Bundesliga im Tor – als 35-Jähriger.

    Es klingt wie ein modernes Märchen. Denn Philipp Pentke war in den höheren Gefilden des Profifußballs nie eine Nummer eins. Weder beim 1860, wohin der gebürtige Freiberger (Sachsen) noch in der Jugend von Dynamo Dresden gewechselt war, noch beim FC Augsburg (dazu später mehr), noch bei Energie Cottbus. Heute, im Juli 2020, sagt Pentke: „Man sieht an mir, was die Arbeit mit Kristian bewirken kann. Ich war jetzt auch nicht mehr der Torhüter, dem man viel beibringen musste, aber unter ihm wurde ich stabil und brachte konstante Leistungen.“

    Die schätzte auch Heiko Herrlich, der im Winter 2015 das Traineramt beim Jahn übernahm. Mit Pentke, Barbuscak und Herrlich ging es ohne Halt von der Viertklassigkeit in die 2. Bundesliga. Als dieses Ziel erreicht war, wechselte Herrlich im Sommer 2017 zu Bayer Leverkusen. Pentke und Barbuscak blieben. Insgesamt 138 Pflichtspiele absolvierte Pentke für die Regensburger. Und im Frühjahr 2019 erfüllte sich für ihn dann auch noch der Traum von der Bundesliga. Die TSG 1899 Hoffenheim holte ihn als Nummer zwei hinter Oliver Baumann. Eine Rolle die Pentke perfekt ausfüllt.

    Philipp Pentke ist jetzt Torhüter bei der TSG 1899 Hoffenheim
    Philipp Pentke ist jetzt Torhüter bei der TSG 1899 Hoffenheim Foto: dpa

    Auch dank Barbuscak. „Er ist ein sehr spezieller Torwart-Trainer, weil er sich viele Gedanken macht, vor allem über den Menschen, der im Tor steht. Er sieht nicht nur das Sportliche“, sagt Pentke. Und so sei es dann schon einmal vorkommen, dass Barbuscak den Trainingsplan spontan umschmiss. „Wenn du einen schlechten Tag hattest, merkte er das und dann sind wir auch mal gar nicht auf den Platz gegangen.“ 

    Von Slovan Bratislava wechselte Barbuscak zum FC Bayern München

    Vielleicht hat sich Barbuscak so zum Menschenversteher entwickelt, weil er selbst in seiner Karriere mit vielen Rückschlägen zu kämpfen hatte und trotzdem nie aufgab. Als Vierjähriger verlor er einen kleinen Finger und trotzdem gelang ihm der Sprung in die Eliteschule des slowakischen Top-Klubs Slovan Bratislava. Mit 15 wechselte er dann in den Nachwuchs des FC Bayern München. Doch der Sprung in den Profikader gelang nicht. Barbuscak wurde zum Wandervogel. Italien (Lazio Rom), Österreich (Austria Wien), Schweiz (Grasshoppers Zürich) und die USA (Metro Stars New York) lauteten seine Stationen, doch die Nummer eins wurde er nie. Mit 23 musste er nach einigen Verletzungen seine Karriere beenden. Zur großen Karriere reichte es nie, aber sein Sport öffnete ihm das Tor in die Welt hinaus.

    Denn auch als Torwarttrainer wurde er zum Weltenbummler. So trainierte er die Jugend des Al-Wasl Sport Clubs in den Vereinigten Arabischen Emiraten, betreute ein Jahr die Torhüter der kasachischen Nationalmannschaft, ehe er über Stationen in Tschechien 2014 zu Jahn Regensburg kam und dort mit seiner Familie sesshaft wurde. Barbuscak selbst ist vor dem Trainingsauftakt des FCA am 3. August nicht zu sprechen, Interviewanfragen blockt die Pressestelle ab.

    „Kristian liebt seine Arbeit. Er ist total wissbegierig und weltoffen“, sagt dafür Pentke. „Er ist akribisch, lässt sich beim Training immer etwas Neues einfallen. Wir haben mit Augenklappen und Tennisbällen trainiert, aber auch viel Yoga und Pilates gemacht.“

    Pentke war der Held des SSV Jahn Regensburg in der Relegation  gegen den TSV 1860 München

    Gut möglich, dass Pentke deshalb beim skandalösen Zweitliga-Relegationsspiel im Mai 2017 in der Münchner Arena gegen den TSV 1860 München so ruhig blieb, als ihm Sitzschalen und Fahnenstangen aus der Kurve nur so um die Ohren flogen. Philipp Pentke aber blieb völlig gelassen, hielt beim 2:0-Sieg nicht nur alle Bälle, sondern räumte nebenbei immer wieder die Wurfgeschosse aus seinem 16er. Die Löwen stiegen nach dem 1:1 im Hinspiel ab, der Jahn auf.

    Pentke gilt als ein mitspielender Torhüter, sicher im Aufbauspiel, nervenstark im eins gegen eins. Barbuscak hat ihm das nicht mehr beigebracht, aber mit ihm daran gefeilt. „Er hat die Fähigkeit, die ein oder zwei Prozent aus dir rauszukitzeln, die den Unterschied ausmachen können“, sagt Pentke.

    Vor allem seine Entwicklung wird Heiko Herrlich im Gedächtnis gehabt haben, als man sich beim FCA entschloss, Zdenko Miletic als Torwarttrainer durch Barbuscak zu ersetzen. Seit der Saison 07/08 war Miletic beim FCA in dieser Funktion tätig, Philipp Pentke war einer seiner ersten Schützlinge. Doch einen Vergleich zwischen Miletic, 52, und Barbuscak, 43, will Pentke nicht ziehen. „Das ist jetzt 13 Jahre her. Es war eine komische Situation. Denn als ich gekommen bin, war Mile eigentlich noch ein Konkurrent“, erinnert sich Pentke.

    Zdenko Miletic war für Pentke Konkurrent und Trainer

    Trainer Rainer Hörgl hatte Pentke von den Löwen zum FCA geholt, doch an Sven Neuhaus und an Miletic kam er nicht vorbei. Und als dann Hörgl im Herbst 2007 von Ralf Loose abgelöst wurde, wurde aus dem Torwart-Trio plötzlich kurzzeitig ein Duo (später kam dann noch Patrick Platins). Denn Loose machte den damals 35-jährigen Miletic zum Torwart-Trainer. „Mile ist von der Torhüterschule des Balkans geprägt, da ist alles etwas aggressiver gegen den Ball“, sagt Pentke, der dann im Mai 2008 den FCA ohne einen Einsatz verlassen musste. Pentke: „Im April kam Holger Fach für Ralf Loose. Das war Wahnsinn, drei Trainer in einer Saison. Der Fach sagte zu mir dann nur: Dich kenn ich nicht, dich will ich nicht.“

    Pentke wechselte nach Cottbus, dann nach Regensburg und dann nach Hoffenheim. Er freut sich auf ein Wiedersehen in der kommenden Saison mit seinem Lehrmeister Barbuscak. „Er muss beim FCA Konstanz auf der Torhüter-Position reinbringen und das kann er.“ So wie damals mit ihm bei Jahn Regensburg.

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