Paukenschlag beim FC Augsburg: Es war gestern genau 19.14 Uhr als die Ära Walther Seinsch beim Bundesligisten zu Ende ging. In einer bewegenden Rede erklärte er zu Beginn der Jahreshauptversammlung seinen Rücktritt als Vorstandsvorsitzender des FC Augsburg.
Seinsch: Idealen Nachfolger gefunden
Seit dem 1. November 2000 stand der 73-Jährige dem Fußballklub vor, führte den FCA von der Bayernliga in die Bundesliga. „Ich werde heute zurücktreten. Es ist die Zeit gekommen. Die Gründe sind vielfältiger Natur. Es hat mit meiner Gesundheit und mit meinem Alter zu tun. Und es hat damit zu tun, dass wir einen idealen Nachfolger gefunden haben“, sagte Walther Seinsch, der vor etwa fünf Jahren eine Depressions-Erkrankung öffentlich gemacht hatte.
Hofmann einstimmig gewählt
Sein Nachfolger wird sein bisheriger Stellvertreter: Klaus Hofmann, 47. Der wurde vom Aufsichtsrat einstimmig bestimmt. „Wir können uns alle freuen. Mich seid ihr los, und ihr bekommt einen drahtigen Fußballverrückten als Nachfolger“, sagte Seinsch als eine seiner letzten Amtshandlungen.
Das ist Walther Seinsch
Geboren: 21. Oktober 1941
Berufliches: Fing an als Steuerberater, wechselte dann zu Kaufhof. Arbeitete sich dort ins Management hoch. 1980 gründete er mit seiner zweiten Frau Ingrid eine Damenmode-Kette, aus der später Takko wurde. Partner war zunächst Hettlage, dann Tengelmann. Einige Jahre darauf startete Walther Seinsch mit KiK eine zweite Textilkette. 1997 verkaufte er die Anteile beider Unternehmen an Tengelmann und stieg aus.
FC Augsburg: Im Jahr 2000 stieg er als Vorstandsvorsitzender beim FC Augsburg ein. Mit großem persönlichen und finanziellen Engagement führte er den Verein von der Bayernliga in die Erste Bundesliga und sorgte federführend für den Bau der SGL-Arena. Am 3. Dezember 2014 trat er aus Altersgründen beim FCA zurück und präsentierte mit Klaus Hofmann seinen Nachfolger.
Privates: Seinsch lebt heute in Münster. Einen Zweitwohnsitz hat er in Lindau. Mit seiner Frau Ingrid hat er neun Kinder, davon sechs adoptierte. Anfang 2010 machte Seinsch öffentlich, dass er unter Depressionen leidet. Er nahm sich eine Auszeit, blieb aber weiter Vorsitzender des FCA.
Hofmann, der aus dem Dorf Lamerdingen bei Buchloe im Allgäu stammt, ist seit 2000 Vorstandsvorsitzender und Miteigentümer der Minimax/Viking Gruppe, einer der weltgrößten Firmen in der Brandschutzbranche. Er spendete vor zwei Jahren eine Million Euro für den Bau des Nachwuchsleistungszentrums und wurde gleichzeitig in den Aufsichtsrat gewählt, später wurde er dann Stellvertreter von Walther Seinsch.
Dessen Erbe will der passionierte Tennisspieler fortführen. „Es werden große Anstrengungen nötig sein, um im Konzert der besten 25 in Deutschland mitzuspielen. Jeden Tag erwachsen neue Konkurrenten.“ Um in diesem Kräftemessen mit den Großvereinen bestehen zu können, hatte Seinsch schon im August einen wichtigen Schritt getan. Er erlaubte es dem FCA seine Investorenanteile und die damit verbundenen Erlösansprüche, die sich Seinsch zu Beginn seiner Amtszeit für seine Investitionen sicherte, zurückzukaufen. Rund 16 Millionen Euro zahlte der FCA dafür.
Hofmann: Geschäft darf nicht die Oberhand gewinnen
Hofmann dankte Seinsch für diesen Schritt: „Das wird uns unendlich viele Vorteile in den nächsten Jahren bescheren.“ Doch eines stellte Hofmann gestern klar: „Wir müssen als Vereinsführung immer versuchen, die emotionalen Aspekte mit den wirtschaftlichen Notwendigkeiten unter einen Hut zu bringen. Das Geschäft darf nicht die Oberhand gewinnen.“
Dabei hatte die Profiabteilung in der Saison 2013/2014 das beste Geschäftsjahr in der 107-jährigen Vereinsgeschichte hingelegt. Bei einem Gesamtumsatz von rund 47,5 Millionen Euro erwirtschaftete die KGaA einen Gewinn von zwei Millionen Euro vor Steuern. „Darauf können wir stolz sein“, erklärte Peter Bircks, Finanz-Geschäftsführer der KGaA und Aufsichtsratsvorsitzender des Vereins.
Der Verein FCA erwirtschaftete bei einem Umsatz von rund zwei Millionen Euro eine schwarze Null. Der größte Ausgabe-Posten waren mit rund 550000 Euro Förderverträge für Nachwuchsspieler. Den wird es in Zukunft beim Verein nicht mehr geben. Mit einer großen Mehrheit bewilligten die rund 600 stimmberechtigten Mitglieder die Ausgliederung der U-23-, der U-19- und der U-17-Mannschaft vom Verein in den Profi-Bereich.