Für André Hahn stimmt zurzeit einfach alles. Im vergangenen Jahr spielte der 23-Jährige noch bei den Kickers Offenbach in der Dritten Liga, dann wechselte er zum FC Augsburg und entwickelte sich zum Leistungsträger beim Bundesligisten. Die Nominierung für die Nationalmannschaft im Spiel gegen Chile ist der nächste Knaller in Hahns kometenhaftem Aufstieg, kommt aber nicht ganz unerwartet. Unser Redakteur Tilmann Mehl hielt den FCA-Spieler bereits vor zwei Wochen für einen heißen Kandidaten für Löws WM-Kader.
Weinzierl freut ich für André Hahn
Das ist André Hahn
André Hahn wurde am 13. August 1990 in Otterndorf (Niedersachsen) geboren.
Er spielte zunächst in mehreren Jugendmannschaften, 2008 wechselte er dann in die zweiten Mannschaft des HSV, die damals in der Regionalliga Nord spielte.
In der Winterpause 2010/11 wechselte Hahn zum Drittligisten TuS Koblenz. Als der Verein sich aus der Liga verabschiedete, unterschrieb er bei Kickers Offenbach.
In der Winterpause der Saison 2012/13 wechselte Hahn zum FC Augsburg.
Sein erstes Bundesligator schoss André Hahn am 27. September 2013 gegen Borussia Mönchengladbach.
Der Mittelfeldspieler ist 1,85 Meter groß und kann beidfüßig schießen.
Seine positiven Eigenschaften seien eine positive Einstellung, Wille, und Ehrgeiz, sagt Hahn über sich selbst. Allerdings sei er auch recht ungeduldig.
Ende Februar 2014 nominierte ihn Bundestrainer Jogi Löw zum ersten Mal für die Nationalmannschaft.
André Hahn ist eigentlich gelernter Fahrzeuglackierer.
Hahn wechselte im Juli 2014 vom FC Augsburg zu Borussia Mönchengladbach.
Trainer Markus Weinzierl freut sich für seinen Außenstürmer. "So eine Geschichte kann man sich nicht ausdenken." Hahns Entwicklung, innerhalb von ein paar Monaten von der Dritten Liga in die Nationalmannschaft aufgestiegen zu sein, sei wirklich sensationell. "Darauf darf er sehr stolz sein", sagte Weinzierl am Freitag. "Der FCA hat einen Nationalspieler. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen", schwärmte er. Hahns Erfolg müsse aber auch im Kontext der guten Mannschaftsleistung gesehen werden, betonte Weinzierl.
Trotz aller Freude, die beim FC Augsburg über Hahns Berufung in das Nationalteam herrsche, stehe jetzt erst einmal das Pflichtspiel gegen Hannover 96 im Vordergrund. Er habe Hahn darauf hingewiesen, dass er sich erst einmal auf die Partie am Samstag konzentrieren solle, berichtet Weinzierl. Die Prioritäten sind in Augsburg klar verteilt: "Ab Samstagabend kann er sich der Nationalmannschaft widmen."
Hahns Vater hatte schon so eine Ahnung
In Otterndorf, im Heimatort von André Hahn in Niedersachsen, stehen die Telefone nicht mehr still, seit gestern die Berufung des FCA-Spielers in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft durchsickerte. „Es ist enorm, was hier los ist“, berichtet Vater Andreas Hahn, der die Arbeit in seinem Versicherungsbüro einige Zeit auf Eis legen musste. „Seit eineinhalb Stunden bin ich nicht mehr zum Aufstehen gekommen. Alle rufen an und gratulieren. Auch die Vereine hier in der Nähe, bei denen er gespielt hat.“
Bei vielen war die Überraschung groß, dass André Hahn, der vor gut einem Jahr, am 20. Januar 2013, sein erstes Bundesligaspiel bestritten hat, in das Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw gerückt ist. Nicht aber bei seinem Vater, der so eine Ahnung hatte. „Aufgrund der vielen Verletzungen in der Nationalmannschaft habe ich das durchaus für möglich gehalten“, sagt Andreas Hahn, „und wir sind alle so stolz auf ihn“.
Schon als Kind habe André Hahn den großen Wunsch gehabt, in der Bundesliga zu spielen und diesen Weg auch konsequent verfolgt. Seine bisherige Karriere wird mit einem Einsatz beim Länderspiel in Stuttgart am Mittwoch gegen Chile (20.45 Uhr/ARD) gekrönt.
Hahn auf den Spuren Helmut Hallers
Angst, dass sein Sohn deswegen abheben könnte, hat Vater Hahn nicht. „André ist auf dem Land groß geworden. Er hat von klein auf mitgekriegt, dass man sein Geld mit Arbeit verdient. Und er hat sich im Fußball alles erarbeitet, er ist ja nicht der ganz große Techniker“, sagte der Vater. Ohne zu vergessen, auch die Rahmenbedingungen beim FC Augsburg zu würdigen, die dazu beigetragen haben, dass sein Sohn sein Potenzial so ausschöpfen konnte. „Wir sind dem Verein und dem Trainer dankbar. Er gibt das jetzt zurück.“
Hahn ist erst der vierte Spieler, der gleichzeitig für Augsburg und in der Nationalmannschaft spielen darf. Ernst Lehner, von 1929 bis 1940 beim TSV Schwaben Augsburg, bestritt zwischen 1933 und 1942 65 Länderspiele für die Deutsche Nationalmannschaft und nahm an den Weltmeisterschaften 1934 und 1938 teil. Ulrich Biesinger, von 1952 bis 1960 beim BC Augsburg, war der zweite in dieser Reihe. Während der WM 1954 in der Schweiz saß er allerdings nur auf der Bank. Danach kam Helmut Haller, der von 1957 bis 1962 ebenfalls für den BC Augsburg kickte und während der Jahre 1958 bis 1970 in 33 Länderspieleinsätzen 13 Treffer erzielte.