So einen Start wünscht sich kein Fußballprofi: Kaum war Julian Schiebers Wechsel von Hertha BSC Berlin zum FC Augsburg vollzogen, da machte ihm sein zuvor schon öfters angeschlagenes linkes Knie wieder Probleme – mitten in der Saisonvorbereitung und vier Tage, nachdem der Stürmer im Testspiel gegen die Würzburger Kickers sein erstes Tor für seinen neuen Arbeitgeber erzielt hatte.
Schieber wollte beim FCA durchstarten
Doch das Knie, an dem Schieber schon 2017 wegen Knorpelschäden in der Hessingpark-Clinic in Augsburg operiert worden war, verweigerte wieder den Dienst. Diesmal verursachte ein freier Gelenkkörper Schmerzen und musste operativ entfernt werden. Eine Nachricht wie eine kalte Dusche für den 29-Jährigen, der sich vorgenommen hatte, nach seiner unbefriedigenden Zeit in Berlin beim FCA neu durchzustarten.
Doch seine Leidenszeit scheint nun vorbei. 16 Wochen nach der Operation bekam Julian Schieber am Samstag gegen die TSG Hoffenheim seinen ersten Mini-Einsatz in der Bundesliga für den FCA. In der 90. Minute war er von Trainer Manuel Baum eingewechselt worden. „Eigentlich ist das so ein schöner Moment gewesen, aber er ging so schnell vorbei“, schildert Schieber seine Eindrücke. „Und wenn du beim Stand von 1:2 kurz vor Schluss reinkommst, dann kannst du nicht mehr viel bewirken. Du verlierst das Spiel und der Moment fällt durchs Raster. Von daher freue ich mich auf die kommenden Spiele“, sagt Schieber voller Tatendrang.
Zeit zum Muskelaufbau genommen
Ärzte und Trainerteam hätten ihm bewusst eine lange Reha-Zeit gegönnt, um Kraft in den betroffenen Muskelpartien aufzubauen und dem linken Knie die nötige Stabilität zu geben. „Ich hatte schon die ein oder andere Verletzung und kann meinen Körper einschätzen. Manchmal dauert’s länger und manchmal weniger. Wir wollten den Muskel gut aufbauen. Deshalb haben wir uns die nötige Zeit gelassen. Der Körper ist schon länger in einem guten Zustand. Der Kopf ist frei“, bestätigt Schieber das, was er im Training zeigt. Nämlich, dass er ohne zu Zögern an den Ball und in die Zweikämpfe geht und sich auch schon mal an einem Fallrückzieher versucht. „Ich bin voll im Training, kann alles mitmachen. Das ist das, was mich glücklich macht. Ich bin dabei und habe Spaß. Ich vertraue meinem Körper zu hundert Prozent. Es fühlt sich gut an“, sagt Schieber.
Nach seinen zahlreichen Verletzungen weiß der ehemalige U21-Nationalspieler, der aus Backnang in Baden-Württemberg stammt, wie er mit Rückschlägen umgehen muss. Zumal es in seiner Karriere ja auch Zeiten gab, in denen es ganz hervorragend lief, wie etwa 2011/2012, als er beim 1. FC Nürnberg mit sieben Saisontreffern zweibester Torschütze wurde. Oder 2013, als er für Borussia Dortmund im Gruppenspiel der Champions League den 1:0-Siegtreffer gegen Manchester City erzielt hatte.
26 Bundesliga-Tore stehen auf seinem Konto – darunter 2013, damals noch im BVB-Trikot, ein Doppelpack gegen den FC Augsburg. Seine Offensivqualitäten waren ausschlaggebend dafür, dass ihn FCA-Manager Stefan Reuter im Juni 2018 ablösefrei verpflichtet hatte. Obwohl der zweifache Familienvater in den drei Jahren bei der Hertha kaum auf dem Spielfeld gestanden war.
U23-Einsatz gegen Rosenheim?
In Augsburg fehlt ihm nun ebenfalls die Spielpraxis, weshalb ein Einsatz in der U23 des FC Augsburg am Samstag als ziemlich wahrscheinlich erscheint. „Gegen Rosenheim“, ist Schieber bereits im Bilde, gegen wen er mit dem Regionalligateam dann antreten würde. Schmunzelnd bestätigt er, dass er darüber mit Trainer Baum bereits gesprochen hat. „Natürlich ist es für einen Profi immer ein bisschen schwieriger, sich da einzugliedern. Man kennt die Mannschaft nicht, die Erwartungshaltung ist groß. Aber letztendlich geht es um die Spielpraxis. Und die Jungs haben ja leider eine Negativserie hingelegt und wenig Punkte geholt. Vielleicht können wir den Bock zusammen umstoßen“, zeigt sich Schieber als Teamplayer.
Auch wenn sein Fokus natürlich auf dem Bundesligateam liegt und er schon das nächste Spiel bei Eintracht Frankfurt fest im Blick hat. „Da bin ich wieder dabei. Die Mannschaft ist voll in Takt, hat Spaß und ist gierig. Und jetzt wollen wir uns natürlich auch für gute Leistungen belohnen.“