Seit knapp zwei Wochen trainiert Dirk Schuster den Bundesligisten FC Augsburg. Mit den ersten Trainingseinheiten seines Teams ist der 48-Jährige mehr als zufrieden. „Die Bereitschaft, die die Mannschaft an den Tag legt, ist außergewöhnlich gut.“ Verständlich, denn Schuster hat bei seinem Einstand deutlich gemacht, dass dies kein leichter Aufgalopp ist. Für ihn ist es die wichtige Sondierungsphase, in der er die Mannschaft kennenlernen will, um danach auch über personelle Konsequenzen zu entscheiden. Derzeit stehen laut FCA-Homepage 37 Spieler im Bundesligakader, damit ist er zu groß. Die „Castingshow“ endet am Sonntag (15 Uhr) mit dem Testspiel beim 1. FC Sonthofen.
Danach geht es noch einmal für die FCA-Profis in einen einwöchigen Urlaub. Und dann wird es für einige unangenehme Gespräche geben. Schuster wird ihnen mitteilen, dass er nicht mehr mit ihnen plant. Namen behält er noch für sich: „Das möchten wir erst mit den Spielern besprechen, die es betrifft.“
Muss Tim Matavz den FC Augsburg verlassen?
Ein Kandidat könnte Tim Matavz, 27, sein. Der slowenische Stürmer wechselte im Juli 2014 für über vier Millionen Euro vom PSV Eindhoven zum FCA, konnte sich hier aber bisher nicht durchsetzen. Zuletzt war er an den FC Genua verliehen. Aber auch dort kam er kaum zum Einsatz. Schuster sagt: „Er bemüht sich, ist engagiert und ähnlich wie Raúl Bobadilla vor dem Tor gefährlich, aber er hat in den letzten zwei Jahren nicht so diese Stabilität und Kontinuität gehabt. Wir hoffen, dass wir das hinkriegen.“
Vielleicht muss er das aber auch nicht mehr. Der englische Zweitligist FC Reading hat Interesse angemeldet. Dort ist der ehemalige niederländische Nationalspieler Jaap Stam neuer Trainer und Manager. Und der kennt Matavz noch aus seinen besseren Tagen aus Eindhoven.
Den Wechsel von Matavz würde Schuster wohl mittragen, bei zwei anderen Spielern würde er einen Transfer nicht gutheißen. Tatsache ist: die Abwerbeversuche bei Innenverteidiger Ragnar Klavan, 30, und Stürmer Raúl Bobadilla, 29, werden immer intensiver. Zu Klavan sagte Schuster am Donnerstag: „Dass es da Begehrlichkeiten gibt, habe ich auch gehört. Aber Ragnar ist in meinen Planungen ein ganz dick rot unterstrichener Spieler und spielt darin eine große Rolle.“
Allerdings soll nach Informationen unserer Zeitung nun ein englischer Verein dem FCA ein konkretes Angebot für den estnischen Nationalspieler vorgelegt haben. Ein Indiz dafür: Sein Berater Maikel Stevens war am Dienstag in Augsburg. Der sagte dazu nur: „Das lasse ich unkommentiert.“ Klavans Vertrag läuft bis 2017, der FCA würde gerne verlängern, doch nach Informationen unserer Zeitung lehnt Klavan das derzeit ab. Er will sich seinen Traum von der englischen Premiere League verwirklichen. Wenn nicht in dieser Saison, dann in der kommenden. Da wäre er ablösefrei.
Schuster will Bobadilla nicht abgeben
er Vertrag von Raúl Bobadilla läuft beim FCA noch bis 2018. Für Schuster ist er einer seiner Schlüsselspieler: „Ich möchte ihn gar nicht abgeben. Seine individuelle Klasse vor dem Tor ist überragend. Er trainiert sehr engagiert und ist mit vollem Einsatz dabei. Er ist enorm wichtig für die Mannschaft.“ Aber auch bei anderen Klubs begehrt. Premier-League-Aufsteiger Hull City soll um ihn werben. Der chinesische Erstligist Guangzhou RF ist sogar einen Schritt weiter gegangen. Die Chinesen sollen acht Millionen Euro Ablöse bieten und Bobadillas Dienste mit drei Millionen Euro netto im Jahr honorieren.
Bobadillas Berater José Noguera will die Zahlen nicht kommentieren, bestätigt aber: „Es stimmt, dass ein konkretes Angebot von Guangzhou RF dem FCA vorliegt. Zu den Spekulationen um Hull City möchte ich mich nicht äußern. Wenn ein Verein Interesse zeigt, heißt dies aber nicht gleichzeitig, dass der Spieler auch wegwill. Raúl fühlt sich in Augsburg wohl.“ Es scheint, als könnten sich Bobadilla und sein Berater auch eine Vertragsverlängerung, wohl belohnt mit einem kräftigen Gehaltsplus, beim FCA vorstellen.
Die Pokerrunden sind eröffnet. FCA-Manager Reuter ist an einigen Tischen gefordert. Er gilt nicht erst seit dem Weinzierl-Deal als harter Verhandlungspartner. Schuster ist in seinen Personalplanungen vom Verhandlungsgeschick Reuters abhängig. Schuster sagt: „Wenn es nach mir gehen würde, käme es nicht infrage, Raúl abzugeben. Ich als Trainer habe da aber keinen Einfluss darauf, das macht der Verein mit Stefan Reuter an der Spitze.“ Der war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.