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FC Augsburg: Marco Richter ist der unglückliche Retter des FCA

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Marco Richter ist der unglückliche Retter des FCA

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    Marco Richter (links) wird von Michael Gregoritsch (Mitte) und Ruben Vargas zu seinem Tor gegen Schalke beglückwünscht.
    Marco Richter (links) wird von Michael Gregoritsch (Mitte) und Ruben Vargas zu seinem Tor gegen Schalke beglückwünscht. Foto: Feil

    Als Stürmer Florian Niederlechner nach 59 Minuten nach einer mehr als umstrittenen Gelb-Roten Karte den Platz verlassen musste, bewies Heiko Herrlich an diesem turbulenten Nachmittag Mut. 1:1 stand es zwischen dem FC Augsburg und Schalke 04, als der FCA-Trainer keinen Defensivakteur für das Spiel in Unterzahl einwechselte, sondern Marco Richter. Wieder einmal. Achtmal stand der 23-Jährige im Kader, nie spielte er in dieser Saison von Beginn an, sieben Mal wurde er eingewechselt.

    Und das Eigengewächs aus dem FCA-Nachwuchsleistungszentrum lieferte. Und wie. In der Nachspielzeit erzielte er das 2:2 (93.) und nur wenige Sekunden später scheiterte er nur knapp an einem glänzend reagierenden Schalker Torhüter Fährmann. Doch den Schlusspfiff erlebte Richter nicht mehr auf dem Platz. Wenige Sekunden vor dem Ende nahm Herrlich den 1,76 Meter „kleinen“ Richter wieder runter und brachte den 1,90 Meter „großen“ Reece Oxford (90+6.).

    FCA-Torschütze Marco Richter wird wieder ausgewechselt

    „Das hatte nur taktische Gründe, denn wir wussten, dass Schalke in diesem Moment noch einmal alles nach vorne werfen würde, dass wir zusätzlich noch einen kopfballstarken Spieler haben und einen offensiven weniger auf dem Platz“, begründete Heiko Herrlich später seine doch ungewöhnliche Maßnahme.

    Dass er an diesem nervenaufreibenden Nachmittag mit den dramatischen Bildern um den verletzten Mark Uth (der Schalker flog nach seiner Gehirnerschütterung und einer Nacht in einer Augsburger Klinik am Montag zurück in die Heimat) und in Unterzahl den einen Punkt retten wollte, war verständlich. Dass er aber Richter und nicht zum Beispiel den müden Ruben Vargas (Größe: 1,74 Meter) auswählte, sorgte nicht nur bei Richter für Stirnrunzeln.

    FCA / FC Augsburg - Borussia Dortmund  2:0  in der WWK Arena in Augsburg.  Bild: Ulrich Wagner
Heiko Herrlich
    FCA / FC Augsburg - Borussia Dortmund 2:0 in der WWK Arena in Augsburg. Bild: Ulrich Wagner Heiko Herrlich

    Der verhielt sich nach der emotionalen Berg- und Talfahrt profihaft. Er verwies bei seinen Statements auf die Willensleistung der Mannschaft und erklärte, dass man mit dem einen Punkt leben könne. Seinen ersten Saisontreffer stellte er in den Dienst des Teams: „Ich freue mich extrem, dass ich der Mannschaft helfen konnte und noch den einen oder anderen Treffer in der Hinrunde mache und dann schauen wir nach vorne.“ Schon im Heimspiel gegen den SC Freiburg war er beim 1:1 mit der Vorlage für den Torschützen Ruben Vargas maßgeblich am Punktgewinn beteiligt.

    Marco Richter ist ein wichtiger Joker beim FC Augsburg

    Richter ist zur Zeit als Joker einer der wichtigsten Trümpfe von Trainer Herrlich. Doch Richter wirkt in dieser Rolle mehr als unglücklich. Denn er hat derzeit keinen leichten Stand unter dem 48-Jährigen. Als der Ex-Nationalspieler im März das Traineramt von Martin Schmidt übernahm und als dann im Mai die Restsaison begann, war Richter, wie schon unter Schmidt, Stammkraft.

    Doch als im Sommer plötzlich Wechselambitionen des jungen Stürmers publik wurden, von Gladbach und später von Köln war die Rede, und Richter dazu auch öffentlich stand, fand sich der Offensivakteur plötzlich in zweiter Reihe wieder.

    Auch weil er das erste Punktspiel mit Trainingsrückstand nach einer Sprunggelenksverletzung verpasste und es für Herrlich nach den Auftaktsiegen gegen Union Berlin (3:1) und Dortmund (2:0) auch keine Veranlassung gab zu wechseln.

    Doch im Laufe der Saison wurde immer deutlicher, dass der FCA massive Probleme hat, wenn er selbst das Spiel machen muss. Nur drei Punkte aus den letzten fünf Spielen ist eine magere Ausbeute. Auch weil gegen Gegner wie Hertha (0:3), dem SC Freiburg (1:1) oder jetzt auch Schalke 04 (1:1) mehr Wert auf eine kompakte Defensive setzt als auf eigene Initiative.

    Schalke 04 mit mehr Ballbesitz und mehr Torschüssen als der FCA

    Gegen das seit 26 Spielen sieglose Schalke ließ er gleich mit drei Sechsern agieren, wobei er Tobias Strobl im offensiven Mittelfeld agieren ließ. Ein Experiment, das schon vor dem Platzverweis misslang. Am Ende war auch die Statistik eindeutig. 41 zu 59 Prozent Ballbesitz und neun zu 16 Torschüsse belegten die Misere.

    Auch Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter war nicht zufrieden: „Wir waren viel zu mutlos und haben uns lange Zeit keine Chancen erspielt. Da müssen wir uns deutlich steigern.“ Er sieht darin aber auch ein psychologisches Problem: „Das ist vielschichtig. Wir brauchen wieder das Selbstbewusstsein mutig nach vorne zu spielen. Das beginnt aber schon im Spielaufbau.“

    Tobias Strobl darf im offensiven Mittelfeld agieren.
    Tobias Strobl darf im offensiven Mittelfeld agieren. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Vielleicht wäre Marco Richter da ja als Ballverteiler auf der Zehner-Position eine Option. Reuter macht ihm auf jeden Fall Mut: „Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir noch einen Punkt geholt haben. Das Tor macht er grandios.“ Er lobte schon die Laufwege vor seinem Kopfball. „Wie ruhig er den reinmacht, war große Klasse.“

    Dass es noch nicht für die Startelf reichte, erklärt Reuter auch durch die körperlichen Probleme des Stürmers. „Zuerst hatte er Pech mit seiner Verletzung.“ Danach so Reuter weiter, war Richter auch krank: „Er hatte eine eitrige Angina und musste Antibiotika nehmen. Er ist ja schon gegen Hoffenheim reingekommen, hatte nach dem Spiel aber muskuläre Probleme.“ Davon war gegen Schalke aber nichts mehr zu sehen.

    Bei Arminia Bielefeld fehlt Florian Niederlechner

    Ob Richter mit seinem Selbstvertrauen nach seinem ersten Saisontor am Mittwoch (20.30 Uhr/Sky) bei Armina Bielefeld erstmals von Beginn an spielen wird, um den gesperrten Niederlechner zu ersetzen? Diese Frage müsse man dem Trainer stellen, meinte Reuter. Fügte aber an: „ Das wird ein Stück weit von der Verfassung von Marco abhängen. Ob es für 90 Minuten reicht, müssen die medizinische Abteilung und der Trainer entscheiden.“

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