Die Offensive war schon immer sein Ding – und bleibt es offensichtlich auch. Denn als das Aufwärmprogramm des FC Málaga zu Ende ist, schnappt sich Bernd Schuster seine Offensivkräfte um den Ex-Bayern-Stürmer Roque Santa Cruz und trainiert sie persönlich. Standards stehen auf dem Programm. Über eine halbe Stunde lang fliegen von der rechten und linken Eckfahne Bälle in den Strafraum. Schuster beäugt die Szenen, unterbricht immer wieder und gibt Anweisungen in fließendem Spanisch. Ruhig und sachlich wirkt er, was angesichts der Qualität der Flanken – ein Drittel davon landet auf Hüfthöhe im Strafraum – für ein ausgeglichenes Trainergemüt spricht.
Andererseits: Schuster weiß ganz genau, dass er mit dieser Mannschaft einen Neuaufbau wagen muss. Zwar hat der FC Málaga in der Vorsaison die Primera Division als Sechster abgeschlossen und zudem den späteren Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund im Viertelfinale arg ins Schwitzen gebracht. Doch der Großteil der Stars ist abgewandert. Das hat einen Grund: Der FC Málaga wurde vom Europäischen Fußballverband (Uefa) wegen diverser Verstöße gegen das jüngst in Kraft getretene Financial Fairplay von der diesjährigen Europapokalsaison ausgeschlossen. Im Juni bestätigte der Internationale Sportgerichtshof (CAS) sein Urteil vom Dezember 2012.
Kleine Bühne statt Großes Haus heißt es also im kommenden Jahr. 13 Spieler haben den Verein verlassen, darunter Stars wie der Ex-Münchner Martin Demichelis (Atletico Madrid), Javier Saviola (unbekanntes Ziel), Joaquin (AC Florenz), Jérémy Toulalan (AS Monaco) und Isco (Real Madrid). Letzterer spülte wenigstens eine gehörige Ablösesumme von rund 30 Millionen Euro in die Kassen des Klubs. Doch der scheint sich schwer zu tun, adäquaten Ersatz zu finden. Zwar wurde Roque Santa Cruz von Manchester City verpflichtet, nachdem dieser in der vergangenen Saison nur ausgeliehen war. Doch die weiteren Neuzugänge (Marcos Angeleri, Fernando Tissone, Bobley Anderson, Vitorino Antunes und Flavio Ferreira) haben relativ unbekannte Namen.
Schuster selbst will dazu nichts sagen, für ein Interview steht er nicht zur Verfügung. Dafür unterhält er sich mit Zaungästen. Ob er mit dem FC Málaga heuer wieder vorne angreife, wird Schuster nach dem Training gefragt. „Nein, die Champions League ist nicht machbar“, sagt der 53-Jährige. Die ersten beiden Plätze seien – wie in Deutschland auch – schon fest vergeben, an den FC Barcelona und Real Madrid. Außerdem „müssen wir mit vielen jungen Spielern arbeiten“. Immerhin: Schuster hat fünf Jahre Zeit, den FC Málaga in Spanien zu einer ähnlich festen Größe wie im Vorjahr zu machen. So lange läuft sein Vertrag.
Testspiel gegen die Mannschaft aus der alten Heimat
Zu Beginn seiner Amtszeit absolviert er nun ein kurzes Trainingslager nahe seiner alten Heimat Augsburg. Und beim FC Augsburg wird Schuster mit seinem neuen Klub am Samstag (15.30 Uhr, SGL-Arena) zu einem Testspiel antreten. Den ersten Test auf deutschem Boden hatten die Spanier am Donnerstag in Marktoberdorf mit 0:1 gegen den türkischen Erstligisten Gençlerbirligi Ankara verloren.