Der FC Augsburg hat sich bei seinen ersten Auftritt auf der internationalen Bühne viele Freunde gemacht. Auf und neben dem Rasen. Doch am Ende musste der Bundesligist bei der 1:3 (1:0)-Niederlage bei Athletic Bilbao am ersten Spieltag der Europa-League-Gruppe L nach einer starken ersten Hälfte doch Lehrgeld bezahlen.
Reif für Europa zeigten sich die im Vorfeld schon die FCA-Fans. 1200 Anhänger beeindruckten die Passanten in der Innenstadt von Bilbao mit einem lautstarken und absolut friedlichen Fan-Marsch im strömenden Regen zum Stadion Estadio de San Mames.
FCA-Trainer Markus Weinzierl hatte sich beim ersten Europa-League-Auftritt für größere Umstellungen entschieden. Tobias Werner und Ja-Cheol Koo wurde eine Auszeit verordnet, dafür gab Weinzierl den zuletzt formschwachen Dong-Won Ji und Halil Altintop eine Chance. Den verletzten Raul Bobadilla, dessen genaue Diagnose in Bilbao noch nicht bekannt war, ersetzte Tim Matavz.
Eigentlich eine Torgarantie. Denn für den PSV Eindhoven hatte der 26-Jährige vor seinem Wechsel zum FCA die sagenhafte Quote von 15 Toren in 25 internationalen Einsätzen erzielt.
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Doch den allerersten internationalen Treffer in der 108-jährigen Vereinsgeschichte erzielte einer, der zuletzt mächtig in der Kritik gestanden war: Halil Altintop. Der 32-Jährige sucht eigentlich seit seiner Verletzung in der vergangenen Saison nach seiner Form. Gegen die Bayern war er zum Beispiel erstmals im fitten Zustand in seiner Augsburger Zeit auf der Bank gesessen.
Am Donnerstag zog er sich aber selbst aus seiner Formkrise. In der 15. Minute scheiterte er im ersten Anlauf mit seinem Kopfball noch am Athletic-Torhüter Iago Herrerin, doch den Abpraller schob er zum 1:0 ein. Schon zu dieser Phase nicht unverdient, denn Athletic deutete nur in den ersten Minuten Torgefahr an. Und nach dem frühen Führungstreffer agierte der FCA auf internationalem Parkett nicht anders als in der Bundesliga gegen starke Gegner.
Und hätten Dominik Kohr (26.),Tim Matavz (29.) oder Dong-Won Ji (34.) nur eine ihrer Großchancen genützt, wäre die Vorentscheidung wohl schon vor der Halbzeit gefallen. So mussten die FCA-Fans auf dem Oberrang Sekunden vor dem Pausenpfiff des großzügig leitenden russischen Schiedsrichters Vladislav Bezborodov noch einmal bei einer Athletic-Chance durchatmen.
Luft anhalten half aber in der 55. Minute nicht mehr. Nach einer Ecke köpfte Athletic-Torjäger Aritz Aduriz völlig unbedrängt zum 1:1 ein. Sein Gegenspieler Ragnar Klavan war wie beim Basketball geblockt worden. Der FCA konterte sofort und hätte umgehend wieder in Führung gehen können, doch der auffälligste FCA-Spieler an diesem Abend, Alexander Esswein, scheiterte zweimal an Athletic-Torhüter Herrerin.
Das bestrafte Athletic sofort. Klavan bekam den Ball nicht unter Kontrolle und wieder war es Aduriz (66.), der mit einem strammen Schuss unter die Latte das 2:1 erzielte. Innerhalb von zehn Minuten hatten die Gastgeber das Spiel gedreht und in der Schlussminute mit dem 3:1 durch Markel Susaeta alles klar gemacht. Der aufmüpfige Europa-League-Novize Augsburg wurde wie ein zu lebhafter Welpen mit drei Nasenstupfern seiner Hundemutter zurechtgestutzt.