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FC Augsburg: "Ich muss immer spielen": Gouweleeuw fordert Stammplatz zurück

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"Ich muss immer spielen": Gouweleeuw fordert Stammplatz zurück

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    Jeffrey Gouweleeuw will wieder öfter spielen.
    Jeffrey Gouweleeuw will wieder öfter spielen. Foto: Ulrich Wagner

    Während seine Mitspieler nach dem deutlichen 4:0 gegen Hertha BSC mit strahlenden Gesichtern Richtung Kabine gingen und flachsten, schritt Jeffrey Gouweleeuw mit ernster Miene. Grundsätzlich ist der Niederländer in Diensten des FC Augsburg ein nüchterner, eher sachlicher Typ. Neben und auf dem Platz strahlt er Ruhe und Besonnenheit aus, emotionale Ausbrüche sind selten, wenn überhaupt, dann kurz.

    Im Gespräch mit Medienvertretern zeichnete sich nach den ersten Sätzen übers Spiel ab, dass Gouweleeuw etwas mit sich herum trug. Und dass er das loswerden wollte. Für ihn typisch zog er die Augenbrauen hoch und legte die Stirn in Falten, ehe er deutliche Worte fand.

    Der 28-Jährige fing damit an, dass es aus seiner Sicht viel zu lange gedauert hätte, ehe er erstmals in dieser Bundesliga-Saison in der Startelf zum Einsatz gekommen war. „Ich bin schon lange Zeit im Training. Meiner Meinung nach hätte ich bereits vor längerer Zeit spielen müssen“, betonte Gouweleeuw. Intern hätte er dies kundgetan. Über Jahre hinweg war der Niederländer im Abwehrzentrum des FCA eine Konstante. Als Stammkraft nicht während der Spiele auf dem Rasen zu stehen, war für ihn ein ungewohntes Gefühl. Und kein schönes, wie er bekannte.

    Gouweleeuw nutzt seine Leistung, um Ansprüche zu stellen

    Jeffrey Gouweleeuw meldet Ansprüche. Der Vizekapitän fordert seinen Stammplatz zurück.
    Jeffrey Gouweleeuw meldet Ansprüche. Der Vizekapitän fordert seinen Stammplatz zurück. Foto: Ulrich Wagner

    Gouweleeuw war anzumerken, dass er auf diese Gelegenheit gewartet hatte. Gegen Berlin hatte er eine starke Leistung gebracht, hatte im Verbund mit Tin Jedvaj die wenigen brenzligen Situationen entschärft. Interviewanfragen hatte er zuletzt abgelehnt, beruhend auf seinem sportlichen Ausrufezeichen machte er nun eine Ansage: „Wenn man wieder in der Startelf steht, kann man nur eine Sache machen: gut spielen. Ich habe heute gezeigt, warum ich spielen will. Ich finde auch, dass ich immer spielen muss.“

    Trainer Martin Schmidt hatte in der Innenverteidigung umgestellt, hatte den verletzten Felix Uduokhai (genähte Risswunde am Fuß) vorsichtshalber auf die Ersatzbank gesetzt. So blieb Schmidt erspart, Gouweleeuw ein weiteres Mal zu vertrösten. Derartige Gedankenspiele schiebt der Niederländer beiseite, er meldet Ansprüche und will sich nicht von Ausfällen seiner Mitspieler abhängig machen. „Für mich ist das keine Frage“, sagte Gouweleeuw mit Nachdruck. Er sei auch nicht bereit, seinen Platz im nächsten Spiel gegen den 1. FC Köln wieder zu räumen.

    Gouweleeuw hat beim FCA einen langfristigen Vertrag bis 2024 unterschrieben, während Uduokhai und Jedvaj als Leihspieler den Klub nach der Saison wahrscheinlich wieder verlassen werden. Die Jungprofis sehen im FCA vornehmlich einen Erfüllungsgehilfen für Spielpraxis, Vizekapitän Gouweleeuw ist im Mannschaftsgefüge verankert und gilt als tragende Säule über diese Spielzeit hinaus. Dies unterstreicht der Profi: „Der Verein weiß, dass ich nicht für Nichts meinen Vertrag verlängert habe. Wenn ich fit bin, muss ich spielen.“

    Gouweleeuw bringt für Gregoritsch Verständnis auf

    In diesem Zusammenhang brachte Gouweleeuw Verständnis für den suspendierten Michael Gregoritsch auf. Auch der Österreicher sei den Status eines Ersatzspielers nicht gewohnt. Allerdings klagte Gouweleeuw nicht öffentlichkeitswirksam über seine Unzufriedenheit. „Ich finde, jeder Spieler darf seine eigene Meinung haben. Ich habe entschieden, dass anders zu machen.“

    Zwischen den Zeilen war herauszuhören, dass er eine Art Dankbarkeit seitens des Vereins erwartet hätte. „Ich habe gegen Ende der vergangenen Saison nicht für mich selbst gespielt“, sagte Gouweleeuw. Trotz Verletzung stellte er sich im Abstiegskampf in den Dienst der Mannschaft. Seine langwierige Adduktorenblessur war Folge der Belastung im verletzten Zustand. Im Nachhinein, meinte der Profi, waren seine Einsätze die falsche Entscheidung.

    Gouweleeuw verpasste erstmals in seiner Karriere eine Sommervorbereitung, diesen Trainingsrückstand musste er im Herbst aufholen. Intensiv arbeitete der 28-Jährige an seiner Rückkehr, baute Muskulatur auf, arbeitete ausgiebig im athletischen Bereich. Seit Wochen fühlte er sich zu hundert Prozent fit, spielte aber nicht. Gouweleeuw hätte sich in dieser Phase mehr Austausch mit dem Trainer gewünscht, nach längerer Zeit hätte Schmidt in der vergangenen Woche mal wieder mit ihm das Gespräch gesucht.

    Sportgeschäftsführer Stefan Reuter verwies darauf, dass Gouweleeuw lange verletzt gewesen sei. "Die Denke des Trainers ist es, den Spielern die Möglichkeit zu geben, richtig fit zu werden." Spieler müssten es mal hinnehmen, nicht von Beginn an zu spielen, erklärt Reuter. "Auf Dauer wird kein Trainer der Welt an Qualität vorbeikommen."

    Schmidt: "Er hat das recht, das zu äußern"

    Trainer Schmidt begründet Gouweleeuws Nichtberücksichtigung mit Automatismen, festen Strukturen und gewonnener Stabilität in der Defensive. Er wollte nicht immer alles durcheinanderwirbeln, so der Schweizer. Er könne Gouweleeuw verstehen, verweist auf dessen Status im Verein, dessen Reputation und stört sich auch nicht an dessen deutlicher Ansage. „Er hat das Recht, das zu äußern. Das ist kein Problem. Er ist ein Spieler der Zukunft“, urteilt Schmidt über seinen Spieler. Verweist aber sogleich auf die ansprechenden Leistungen von Uduokhai sowie Jedvaj. Schmidt betont: „Sie haben sich nichts zu Schulden kommen lassen.“ Nach einem 4:0, so der Trainer, werde es aber schwierig für jene, die nicht auf dem Platz gestanden hätten.

    Lesen Sie dazu auch: "Klappe halten und arbeiten": So kämpfte Hahn um seinen Platz.

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