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FC Augsburg: Hitz zu seinem Abschied beim FCA: "Ich habe kein Angebot erhalten"

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Hitz zu seinem Abschied beim FCA: "Ich habe kein Angebot erhalten"

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    Ein Blick zurück im Zweifel: Marwin Hitz war fünf Jahre Torwart beim FC Augsburg. In den letzten eineinhalb Jahren fremdelte der Schweizer aber mit dem Verhalten des FCA.
    Ein Blick zurück im Zweifel: Marwin Hitz war fünf Jahre Torwart beim FC Augsburg. In den letzten eineinhalb Jahren fremdelte der Schweizer aber mit dem Verhalten des FCA. Foto: Witters

    Hallo Herr Hitz, wo erreiche ich Sie denn gerade?

    Marwin Hitz: Meine Familie war eine Woche in Augsburg, und ich hole sie gerade ab. Wir sind öfters hier, um Freunde zu besuchen.

    Stimmt es, dass sie noch eine Wohnung in Augsburg besitzen?

    Hitz: Nein, die haben wir jetzt nach langen Überlegungen verkauft.

    Am Freitag kehren Sie mit Borussia Dortmund für ein paar Stunden in die WWK-Arena zurück. Sind sie froh, dass sie angesichts der prekären Lage des FCA rechtzeitig vor der Saison nach Dortmund gewechselt sind?

    Hitz: Es war in den vergangenen Jahren auch immer so, dass wir primär um den Klassenerhalt gespielt haben. Deswegen ist die Situation jetzt nicht völlig überraschend.

    Wie beurteilen Sie die Situation bei Ihrem Ex-Klub?

    Hitz: Es ist immer schwierig, so etwas von außen zu beurteilen. Das vergangene Spiel war sicher nicht so, wie es sich alle vorgestellt haben. Allerdings habe ich nur 30 Minuten gesehen, weil ich dann zum Training musste.

    Warum haben Sie den FCA vor dieser Saison verlassen?

    Hitz: Es waren fünf wunderschöne Jahre mit vielen Emotionen. Wir haben hier geheiratet, meine beiden Kinder sind hier auf die Welt gekommen, wir haben Europa League gespielt, hatten Abstiegskampf, aber auch ruhige Jahre. Es war für mich einfach Zeit, etwas Neues zu versuchen. Da war die Gelegenheit mit Dortmund da, und die wollte ich auch packen.

    "Die letzten eineinhalb Jahre beim FCA waren nicht mehr so, wie ich mir das vorgestellt habe"

    Das klingt jetzt nicht so, dass Sie unbedingt weg wollten. Ihr Vertrag lief ja zum Saisonende aus. Gab es kein Angebot von Seiten des FCA?

    Hitz: Ich habe kein Angebot erhalten, aber auch nicht darum gebeten. Ich wollte meine Entscheidung nicht aufgrund von Zahlen treffen, sondern einfach aufgrund meines Gefühls. Klar hatte ich in Augsburg eine schöne Zeit. Aber ich hatte mir schon viele Gedanken gemacht und nicht das Gefühl, dass man die Ziele, die mir vorschwebten, hier noch erreichen könnte. Privat hätten wir nicht weggehen müssen. Wir haben hier immer noch Freunde, wir hatten einen tollen Kindergarten, eine tolle Wohnung, meine Frau hat sich zu 100 Prozent wohl gefühlt. Das geht hier aber allen Spielern so. Die Stadt, die Fans - jeder redet positiv über Augsburg.

    War ein Grund für Ihren Wechsel auch die Verpflichtung von Fabian Giefer im Sommer 2017? Damit hatte die sportliche Führung des Vereines ja ein klares Zeichen gesetzt. Giefer sagte damals auch, er ist gekommen, um zu spielen.

    Hitz: Ich habe immer schon gesagt, dass die letzten eineinhalb Jahre beim FCA nicht mehr unbedingt so waren, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber im Fußball ist es eben so, dass sich auch der Verein über die Zukunft Gedanken macht. Das muss man als Spieler, als Angestellter des Vereins, akzeptieren.

    Ist man in dieser Zeit immer fair mit Ihnen umgegangen? Wollte der Verein, dass Sie gehen?

    Hitz: Ich versuche mich auch in die andere Partei hinein zu versetzen. Wenn der Verein denkt, er braucht einen weiteren Torhüter, dann gehört das dazu. Auch andere Spieler bekommen Konkurrenz. Aber für mich war klar, dass ich die Entscheidung zu wechseln oder nicht auf jeden Fall selber treffen werde.

    "Natürlich macht man sich seine Gedanken, wenn niemand im Verein dich schützt"

    Es spricht für Sie, dass Sie sich dann gegen Fabian Giefer und Andreas Luthe durchgesetzt haben. Fabian Giefer blieb sogar nur der Platz auf der Tribüne. Der Druck auf Sie muss aber immens gewesen sein. Fehler durften Sie sich keinen erlauben, oder?

    Hitz: Natürlich macht man sich seine Gedanken und muss das erst einmal sacken lassen, wenn ein neuer Torwart kommt und solche Ansprüche öffentlich stellt - und niemand im Verein dich schützt. Ich wollte ein Jahr vor Ende meines Vertrages die Entscheidung selbst treffen. Meine Frau und ich haben uns dann entschieden zu bleiben, auch, weil sich meine Familie in Augsburg zu 100 Prozent wohl gefühlt hat. Und ich denke, ich habe mich in meiner letzten Saison nicht schlecht präsentiert. Diese Zeit war für mich auf jeden Fall sehr lehrreich.

    Sie konnten dann ablösefrei wechseln und haben sich für Borussia Dortmund entschieden. War es die richtige Entscheidung?

    Hitz: Stand jetzt ja. Ich wusste, dass es eine riesengroße Aufgabe wird. Der BVB ist wirklich etwas ganz Spezielles, wenn man erst mal hautnah selbst erlebt, was das für Ausmaße sind, wenn du da ein Spiel gewinnst und vor der Südtribüne stehst. Dass ich mir mehr Spiele erhofft habe, kann sich wohl jeder vorstellen.

    Sie haben vor der Saison auf die WM-Teilnahme mit der Schweiz verzichtet. War das auch gleichzeitig ihr Rücktritt aus der Nationalmannschaft?

    Hitz: Nein, das war es nicht. Ich habe einfach die WM abgesagt. Ich bin ein Familienmensch. Es stand für uns ein Umzug mit Haus- und Wohnungssuche an, und in dem Bewusstsein, dass man sich in einer solchen Phase zwei Monate nicht sehen würde, habe ich mich entschieden, nicht als dritter Torwart nach Russland zu reisen. Es war die richtige Entscheidung.

    "Ich musste in Dortmund mein Spiel anpassen"

    Warum?

    Hitz: Ich habe in der Vorbereitung in Dortmund viel gelernt. Ich wusste, dass es eine Riesen-Umstellung wird. Es ist ein komplett anderer Fußball. Das Trainingsniveau ist viel höher. Ich musste mein Spiel anpassen.

    Was ist der Unterschied zum FCA?

    Hitz: Wenn man mehr Ballbesitz hat, wenn der Trainer will, dass der Torwart mitspielt und man nicht nur eine Variante hat, weit auf den größten Stürmer den Ball zu schlagen, muss man besonders sein Fußballspiel anpassen. Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen.

    Nach fünf Jahren in Augsburg verließ der Marwin Hitz den FCA und läuft nun für Borussia Dortmund auf.
    Nach fünf Jahren in Augsburg verließ der Marwin Hitz den FCA und läuft nun für Borussia Dortmund auf. Foto: Ulrich Wagner

    Sie sind 31, beim FCA trägt jetzt ein 21-Jähriger die Verantwortung im Abstiegskampf. Wie beurteilen Sie die Torwart-Situation beim FCA?

    Hitz: Es steht mir nicht zu, darüber etwas zu sagen.

    Sie haben den Zweikampf mit Roman Bürki verloren, sind jetzt Ersatzmann. Eine Situation, die Sie während Ihrer Zeit in Augsburg nicht gekannt haben.

    Hitz: Das ist nicht immer einfach. Es braucht viel Selbstdisziplin. Ich arbeite jetzt mehr im Kraftraum, kann mich mehr meinem Körper widmen, weil ich nicht immer nur von Spiel zu Spiel denken muss. Man darf aber nicht vergessen, dass ich der Vorrunde trotzdem in jedem Wettbewerb einen Einsatz hatte. Es ist jetzt meine Aufgabe, zu 100 Prozent dazusein, wenn ich gebraucht werde. Wir sind Erster, da gibt es auch wirklich keinen Grund etwas zu verändern.

    Wie schätzen Sie denn die Chancen im Zweikampf mit Bayern München ein. Wird Dortmund Meister?

    Hitz: Unser vorrangiges Ziel ist und bleibt die Qualifikation für die Champions League, das sieht gut aus. Natürlich ist es ein spannender Kampf um die Meisterschaft. Wir tun aber gut daran, weiter nur von Spiel zu Spiel und nur auf uns selbst zu schauen. Wir haben eine Mannschaft mit viel Talent, sie ist aber auch noch sehr jung. Ich glaube, jeder Spieler hat sich in den zurückliegenden sechs Monaten verbessert. Ich habe immer meine Probleme damit, wenn Experten sagen, der und der wird Meister. Wer weiß, was in drei Wochen ist. Wenn aber alle Spieler gesund und in Form bleiben, bleibt es sicher bis zum Schluss spannend.

    Eine Rückkehr zum FCA? "Alles ist vorstellbar"

    Schauen wir auf Freitag. Was erwarten Sie in der WWK-Arena?

    Hitz: Auch das ist schwer vorherzusagen. Der FCA hat in dieser Saison sehr viele Gesichter gezeigt. Die Bayern haben sich auch sehr schwer getan. Aber wir wollen natürlich dieses Spiel gewinnen.

    Ihr Vertrag läuft in Dortmund bis 2021, aber könnten Sie sich vorstellen noch einmal für den FCA zu spielen?

    Hitz: Ich stehe zu 100 Prozent zu Borussia Dortmund. Wir haben ein großes Ziel vor Augen. Ich bin auch nicht der Typ, der schnell das Weite sucht, wenn es etwas schwierig wird. Aber wenn man sich so wohlgefühlt hat in einer Stadt wie wir in Augsburg, ist alles vorstellbar.

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