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FC Augsburg: Herrlich nach Corona-Verstoß: "Das war dumm von mir"

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Herrlich nach Corona-Verstoß: "Das war dumm von mir"

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    Heiko Herrlich: „Das war dumm von mir. Dafür habe ich zu Recht Kritik geerntet und musste auch Hohn und Spott über mich ergehen lassen.“
    Heiko Herrlich: „Das war dumm von mir. Dafür habe ich zu Recht Kritik geerntet und musste auch Hohn und Spott über mich ergehen lassen.“ Foto: Ulrich Wagner

    Heiko Herrlich handelte konsequent. Sich selbst nahm er aus dem Spiel, mied jeglichen Kontakt zur Mannschaft und verfolgte das Bundesligaspiel des FC Augsburg gegen den VfL Wolfsburg in der Arena von einer Loge aus. Nicht einmal ins Freie wagte sich der Trainer des FCA, hinter einer Glasscheibe, auf den Bildschirmen eines Fernsehers und Laptops, beäugte er den ersten Auftritt seiner Mannschaft nach der Corona-Pause.

    Wohl wissend, dass ihn sonst Kameras der TV-Sender und Fotografen gefilmt und jede noch so beiläufige Reaktion festgehalten hätten. „Es gab wegen mir genug Wirbel rund um dieses Spiel“, begründet Herrlich Tage danach. So sah niemand, wie sich Herrlich über den zwischenzeitlichen Ausgleich freute oder über den späten Siegtreffer der Wolfsburger ärgerte. Herrlich betätigte sich als Analyst, Entscheidungen wie etwa Auswechslungen traf das Trainerteam unten auf der Bank, allen voran Co-Trainer Tobias Zellner.

    Heiko Herrlich: "Musste Hohn und Spott über mich ergehen lassen"

    Herrlich hatte sich in der Pressekonferenz vor dem Spiel verplappert. Er hatte erzählt, wie er das Mannschaftshotel verlassen und gegen Hygienemaßnahmen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) verstoßen hatte. Mit Abstand ordnet der 48-Jährige die Aktionen ein, die ihm bundesweit Aufmerksamkeit beschert hatten. „Natürlich habe ich es bereut, dass ich diesen Fehler gemacht und darüber erzählt habe. Das war dumm von mir. Dafür habe ich zu Recht Kritik geerntet und musste auch Hohn und Spott über mich ergehen lassen“, sagt Herrlich im Gespräch mit unserer Redaktion.

    Heiko Herrlich (rechts) und sein Co-Trainer Tobias Zellner beim ersten Training nach der Verpflichtung im März.
    Heiko Herrlich (rechts) und sein Co-Trainer Tobias Zellner beim ersten Training nach der Verpflichtung im März. Foto: Klaus Rainer Krieger (Archiv)

    Wie er es als Berufsfußballer stets praktizierte, zog er Konsequenzen und blickte sogleich nach vorne. Herrlich: „Du kannst dich nach Fehlern ewig selbstbemitleiden. Ich habe aber eine hohe Frustrationstoleranz. Wichtig ist, nach Negativerlebnissen schnell umzuschalten, daraus zu lernen, ihn nicht noch einmal zu machen und sich zu fokussieren.“

    "Komisches Gefühl" bei Geisterspiel gegen Wolfsburg

    Wie Fußballfans vor dem Fernseher und Beteiligte im Stadion spricht Herrlich im Nachgang des ersten Geisterspieltags von einem „komischen Gefühl“, das ihn beschlich. Die Szenerie im Stadion wirkte befremdlich, ohne Publikum fehlte dem Fußball etwas Elementares. Herrlich nennt als einen Beweggrund, sich für ein Engagement beim FCA entschieden zu haben, die frenetische Unterstützung von den Rängen der Augsburger Arena. Genau diese fehlte am Samstag. Und wird es noch länger tun.

    Selbst innerhalb der Mannschaft sind Abläufe gewöhnungsbedürftig. Herrlich doziert in Mannschaftsbesprechungen dieser Tage vom Abstandhalten, obwohl er doch eigentlich für das Gegenteil steht. „Ich will eigentlich, dass die Spieler miteinander reden, dass sie Geselligkeit pflegen. Das macht ein Team aus. Aber das ist unter diesen Umständen nur mit Abstand möglich.“

    Gerade für Mannschaften wie die des FCA, die von Einsatz, Leidenschaft und lautstarker Unterstützung der Fans leben, erwächst sich daraus in den verbliebenen Geisterspielen ein Nachteil. „Das war kein Heimspiel im herkömmlichen Sinn. Damit umzugehen, wird eine riesige Herausforderung. Das Publikum fehlt uns“, betont Herrlich.

    Auf Schalke soll dem FC Augsburg die Trendwende gelingen

    Andererseits fällt ebenso die einschüchternde Atmosphäre im Auswärtsstadion weg. Wenn Augsburgs Spieler auf Schalke ihren Abwärtstrend stoppen wollen (Sonntag, 13.30 Uhr), werden sie nicht vom königsblauen Anhang niedergebrüllt.

    Auf Schalke soll jene Trendwende gelingen, die gegen Wolfsburg verwehrt blieb. In Summe sah Herrlich in den Wolfsburgern die verdienten Sieger, mit einigen Ausnahmen seien sie in allen Belangen besser gewesen. Herrlich sagt, was Trainer oft nach Spielen sagen: dass man noch viel Arbeit vor sich habe. Und: Die Rückrundentabelle, in der der FCA am Ende steht, lüge nun mal nicht, fügt er hinzu.

    Auf Schalke wird Herrlich seine Seitenlinien-Premiere als Augsburgs Trainer begehen. Da der Vorsprung auf den Relegationsplatz gegen den Abstieg inzwischen auf vier Punkte zusammengeschmolzen ist, wächst der Druck. Einmal mehr beeinflussen strenge Hygienemaßnahmen die Vorbereitungen auf die Begegnung.

    Am Dienstag testen Ärzte Spieler, Trainer und Betreuer auf das Virus, am Samstag findet die finale Untersuchung vor dem Spiel statt. Dazwischen dürfen die Spieler nach Hause und werden nicht, wie vor dem ersten Corona-Spieltag, zu einem mehrtägigen Hotel-Aufenthalt aufgefordert. Auch die Familien der Profis werden getestet und jeglicher Kontakt dokumentiert. Im Fall eines positiven Tests soll schnell reagiert werden können.

    Lesen Sie dazu auch: Fußball in Zeiten Coronas: Von Gurus und Ghettofäusten

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