Als Christian Streich Ende 2011 von der Jugend des SC Freiburg zum Trainer des Bundesliga-Teams befördert wurde und damit Marcus Sorg ablöste, da schien Freiburg auf dem direkten Weg Richtung 2. Liga zu sein. Sein erstes Spiel als Bundesliga-Trainer nach der Winterpause war ein Kellerduell. Freiburg, Tabellenletzter mit 13 Punkten, traf auf den Vorletzten, den Aufsteiger FC Augsburg (15 Punkte). Streich gewann am 21. Januar 2012 mit seiner Mannschaft durch ein spätes Tor des damals 18-jährigen Debütanten Matthias Ginter mit 1:0. Am Ende blieb Streich mit Freiburg und auch Jos Luhukay mit dem FCA in der Bundesliga.
Vor dem Spiel des FCA in Freiburg: Marcel Reif bringt Streich als Bundestrainer ins Spiel
Neun Jahre sind seitdem vergangen. und an diesem Sonntag spielt der FC Augsburg in Freiburg. Dessen 55-jähriger Coach Streich ist längst zum Kulttrainer in der Bundesliga geworden, die kurze Ehrenrunde in der 2. Liga in der Saison 15/16 hat seiner Reputation nicht geschadet. Ganz im Gegenteil. Streich wurde sogar zuletzt von Marcel Reif, früher Fernsehkommentator, jetzt Bild-Kolumnist, als möglicher Kandidat für die Nachfolge von Joachim Löw als Bundestrainer genannt.
Als er darauf während der Pressekonferenz vor dem Heimspiel am Sonntag (18 Uhr/Sky) gegen den FC Augsburg angesprochen wurde, da wusste er nicht genau, wie er damit umgehen sollte. Natürlich war Streich, dem schon eine gewisse Eitelkeit, wenn auch eine sympathisch alemannische nachgesagt wird, durchaus stolz, dass sein Name in diesem elitären Kreis aufgetaucht ist. Andererseits weiß er, dass er und auch der DFB, realistisch gesehen, nicht zusammenkommen werden.
Christian Streich steht Bayern-Trainer Hansi Flick gerne zur Verfügung
Darum versuchte Streich diese Klippe mit Humor und Understatement in eigener Sache zu umschiffen. Er sei zwar „auch schon ein paar Jahre Bundesliga-Trainer, das ist auch nicht zu verachten“, doch „sie haben ja gehört, was für Namen da genannt wurden“, sagte Streich. „Hansi Flick, Ralf Rangnick und so weiter. Das sind hochetablierte Trainer“, kokettierte er, wissend, dass er in diese Kategorie nicht gehört. Dass aber selbst Bayern-Trainer Flick ihm den Bundestrainerposten öffentlich zutraute, ordnete er durchaus realistisch ein. „So konnte er von sich weg gehen. Da stehe ich aber gerne für den Hansi zur Verfügung.“
So wird sich der dienstälteste Trainer der Liga auch in Zukunft seiner Aufgabe in Freiburg widmen können, zumal er vor kurzem seinen Vertrag verlängert hat. Und da hat er derzeit schon genug zu tun. Sah es Anfang des Jahres durchaus danach aus, dass der SC Freiburg um die internationalen Startplätze mitspielen könnte, ist längst Ernüchterung eingetreten. Zuletzt gab es zwei Niederlagen in Folge, 0:3 gegen Leipzig und, was Streich wurmt, ein 0:1 in Mainz. Die Luft scheint raus.
Dabei hatte Freiburg mit dem 5:0-Sieg am 15. Spieltag gegen Köln eine imponierende Serie von fünf Siegen in Reihe und sieben Spiele in Folge ohne Niederlage hingelegt. Gestartet war Freiburg mit einem 1:1 beim FCA. Diese Initialzündung würde Streich mit einem Heimsieg am Sonntag gerne wiederholen. Zwar hat der SC Freiburg mit 34 Punkten fünf Zähler Vorsprung auf den FCA, doch sieht er die Augsburger durchaus auf Augenhöhe. Das sei ein „extrem unangenehmer Gegner“.
Streich stellt FCA-Trainer Heiko Herrlich ein gutes Zeugnis aus
Seinem Trainerkollegen Heiko Herrlich stellt er ein gutes Zeugnis aus. „Augsburg ist sehr gut organisiert, greift auch immer mit unterschiedlichen Höhen an, bleibt aber immer kompakt in der Regel und hat sehr klare Abläufe.“ Dass Herrlich zurzeit aber überwiegend destruktiv und abwartend agieren lässt, sieht er nicht als Makel, sondern als eine Reaktion der durchwachsenen Ergebnisse. „In Phasen, wo es nicht so läuft, muss man auf Kompaktheit und Stabilität schauen“, sagt er.
Gut möglich, dass er ähnlich agieren lässt. Denn auch sein Team ist derzeit auf der Suche nach der Richtung. „Wenn wir gewinnen, haben wir eine super Perspektive, wenn wir verlieren, haben wir drei Spiele in Folge verloren.“ Man kann gespannt sein, ob der Meister seinen Schüler in Schach halten kann. Denn 2005 hat der frühere Freiburger Jugendspieler Herrlich nach dem Ende seiner Profi-Karriere bei der U19 des SC Freiburg sein erstes Praktikum absolviert. Trainer war damals – Christian Streich.
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