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FC Augsburg: Halil gegen Hamit: Es könnte das letzte Duell der Altintops sein

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Halil gegen Hamit: Es könnte das letzte Duell der Altintops sein

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    Bruderduell: Halil (links) und Hamit Altintop 2010 in der Partie Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern. Inzwischen trägt Halil das Trikot des FCA, Hamit das von Darmstadt.
    Bruderduell: Halil (links) und Hamit Altintop 2010 in der Partie Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern. Inzwischen trägt Halil das Trikot des FCA, Hamit das von Darmstadt. Foto: Arne Dedert (dpa)

    Als sich Halil und Hamit Altintop das letzte Mal auf dem Rasen gegenüberstanden, endete das Zwillings-Duell in der ersten türkischen Liga 0:0. Es war eine ereignisarme Partie am 23. Dezember 2012 in der Hafenstadt Trabzon am Schwarzen Meer. Halil stand beim Gastgeber Trabzonspor unter Vertrag, Hamit trug das Trikot von Galatasaray. Am Samstag (15.30 Uhr) treffen sich die beiden Brüder im Darmstädter Stadion am Böllenfalltor wieder. Halil liegt mit dem FC Augsburg mit 24 Punkten noch relativ sicher auf Platz 13, Hamit spielt seit Januar beim Bundesliga-Schlusslicht Darmstadt 98.

    Hamit war immer der Erfolgreichere der beiden

    Dabei war Hamit immer schon der Erfolgreichere der 34-jährigen Zwillinge. Über die SG Wattenscheid gelang den Altintops, die in Gelsenkirchen geboren sind, 2003 der Sprung in die Bundesliga. Halil landete beim 1. FC Kaiserslautern, Hamit gleich bei Schalke 04. Drei Jahre später spielten die Altintops dann doch zusammen. Halil wurde von Schalke verpflichtet. In 27 Bundesligapartien standen sie für die Knappen gemeinsam auf dem Platz. Nach nur einer gemeinsamen Saison trennten sich die Wege.

    Hamit spielte bei Top-Klubs. Er gewann mit Bayern München, Real Madrid und Galatasaray Titel und Pokale und trug 86 Mal das Trikot der türkischen Nationalelf. Die fußballerischen Adressen von Halil, der 38 Länderspiele für die Türkei machte, lesen sich nicht ganz so spektakulär. Er wechselte von Schalke zu Frankfurt, dann zu Trabzonspor, ehe er 2013 beim FC Augsburg unterschrieb.

    Die Mutter stand dem Fußball zunächst skeptisch gegenüber

    Die Geschichte der Zwillinge ist ein Beispiel für den gesellschaftlichen Aufstieg, der durch den Fußball möglich ist, zeigt aber auch, wie sehr sich das Umfeld in nicht einmal 15 Jahren geändert hat. Die Altintops wuchsen ohne Vater auf. Die Zwillingsbrüder waren zwei Jahre alt, als der Vater starb. Mutter Merydem stand dem Fußball skeptisch gegenüber, auch wenn sie es duldete, dass Halil und Hamit die meiste Zeit auf dem umzäunten Bolzplatz vor ihrer Mietwohnung verbrachten.

    Halil Altintop gehört zu den Routiniers beim FC Augsburg.
    Halil Altintop gehört zu den Routiniers beim FC Augsburg. Foto: Ulrich Wagner

    Im „Affenkäfig“ spielten sie meist nebeneinander. Ihr Talent war nicht zu übersehen. Schalkes Manager Rudi Assauer beobachtete sie längst, doch ihre Mutter bestand darauf, dass beide ihr Abitur machten.

    Halil ist nach fast 15 Jahren Profikarriere überzeugt, dass das das richtige Rüstzeug für ihren steinigen Weg nach oben war. „Es hat sich sehr viel verändert. Wenn man sieht, wie schwierig es damals für uns war, sich durchzusetzen. Da wurde viel mehr auf Erfahrung, Persönlichkeit und Charakter Wert gelegt. Heute spielt man kein halbes Jahr in der Bundesliga und plötzlich ist man 30 Millionen Euro wert.“

    Hamit stand von Beginn an auf Schalke im Rampenlicht

    Er selbst ist froh, nicht mehr zu den jungen Talenten im Jahr 2017 zu gehören. „Weil wir mittlerweile in einer medialen Welt leben, in der man schnell wie ein Held dargestellt wird, wenige Wochen später ist man der größte Loser.“ Viele Talente, glaubt Altintop, scheitern daran, „weil es zu schnell geht. Sie verlieren den Boden unter den Füßen und können nicht mehr einschätzen, was die Realität ist.“ Gerade bei seinem Bruder bestand da die Gefahr. Hamit stand von Beginn an auf Schalke im Rampenlicht. „Mein Bruder hatte viel Glück, dass er einen Trainer wie Jupp Heynckes auf Schalke hatte. Als er wie eine Bombe in der Bundesliga einschlug, hat Heynckes gesagt: Hey, Junge, pass auf, du musst auf dem Boden bleiben.“

    Auf dem Boden bleiben, die Lage realistisch einschätzen – die Altintops haben das frühzeitig gelernt. Und diese Gabe führt sie jetzt mit 34 noch einmal in einem Bundesligastadion zusammen. Halil war bei Trabzonspor nicht mehr glücklich, ehe er zum FCA wechselte. Das ruhige, beschauliche Umfeld und die Lebensqualität waren für ihn damals wichtiger als ein höheres Gehalt.

    Der Wechsel zu Darmstadt überraschte den Bruder

    Die Neuzugänge Hamit Altintop (links) und Sidney Sam beim Training von SV Darmstadt 98.
    Die Neuzugänge Hamit Altintop (links) und Sidney Sam beim Training von SV Darmstadt 98. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

    Dass Hamit irgendwann einmal in Hessen beim SV Darmstadt 98 landen würde, überraschte. Doch im letzten halben Jahr kam er bei Galatasaray, auch aufgrund von Verletzungen, kaum noch zum Einsatz. Bevor er im Januar dann beim Tabellenletzten unterschrieb, fragte er Halil um Rat. Die Brüder telefonieren täglich. „Hamit hat in seiner Karriere immer bei großen Vereinen gespielt, es ging in seiner Karriere eigentlich immer nur um Titel, deshalb war ich erst schon überrascht und auch ein bisschen skeptisch, als er mir erzählt hat, dass er jetzt überlegt, nach Darmstadt gehen“, erzählt Halil.

    Am Ende riet er aber seinem Bruder, das Angebot in Hessen anzunehmen. „Man muss seine Geschichte kennen, und nach all seinen Verletzungen war es für ihn jetzt sicher noch mal ein Reiz, auf Bundesliga-Niveau zu spielen. Wenn er fit ist, kann er immer noch viele Mannschaften in der Welt verstärken.“

    Die sportlichen Vorzeichen sind unterschiedlich

    Hamit ist in Darmstadt unter dem neuen Trainer Torsten Frings gesetzt. Halil hingegen hat seinen Platz verloren. FCA-Trainer Manuel Baum setzt auf jüngere, schnellere Spieler. Die Erfahrung, die Spielintelligenz des Haudegens ist nicht mehr so gefragt. Halil Altintop geht davon aus, dass es erst mal nicht zum Bruderduell am Samstag kommen wird. „Letzte Woche bin ich nicht zum Einsatz gekommen. Daher weiß ich nicht, ob es von Beginn an zum Duell mit Hamit kommen wird. Aber ich hänge mich rein, biete mich immer an. Und wenn ich gespielt habe, habe ich gute Argumente gebracht, dass man weiter auf mich zählen kann.“

    Ob das der FCA auch in der kommenden Saison tun wird? Halils Vertrag läuft am Ende der Saison aus. Derzeit deutet nichts auf eine Verlängerung hin. „Es gab bisher keine Gespräche. Ich bin aber offen für alles“, sagt Halil. Er würde gerne noch weiter Fußball spielen. Allerdings nicht in China. „Klar wäre es lukrativ, wenn solche Zahlen im Raum stehen. Aber es kommt für mich in der Form nicht in Frage. Die Lebensumstände dort wären nichts für mich mit der Familie“, sagt der dreifache Familienvater. Auch Hamits Vertrag in Darmstadt endet im Sommer. Es könnte das letzte Duell der Zwillinge sein.

    Doch daran denken beide vor dem Abstiegsduell nicht. „In der aktuellen Situation ist das Bruderduell eine Nebensache. Aber natürlich freue ich mich auf das Wiedersehen“, sagt Hamit Altintop und fügt schmunzelnd an: „Ich hoffe, dass wir nach dem Spiel gemeinsam essen können – und ich dann das breitere Grinsen im Gesicht habe.“

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