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FC Augsburg: Gouweleeuw über Weinzierl: "Kontakt nicht verloren"

Interview

Gouweleeuw über Weinzierl: "Wir haben über die Jahre den Kontakt nicht verloren"

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    Weinzierl und Gouweleeuw feiern zusammen.
    Weinzierl und Gouweleeuw feiern zusammen. Foto: Matthias Balk, dpa

    War es nicht komisch, am Samstag bei der großen Inszenierung des FC Bayern fast nur wie Komparsen mitzuwirken? Sie haben als Kapitän ja den Räuber Hotzenplotz mit der Meisterschale übergeben. Das Spiel war fast nur Nebensache.

    Jeffrey Gouweleeuw: Ich denke, unser Geschenk, das ja ganz speziell ist, war angemessen. Wir haben nicht gewusst, dass wir vor dem Anpfiff noch warten müssen. Und nach dem Spiel musst du einfach auch aus Respekt noch etwas auf dem Platz bleiben. Das wäre sicher alles schlimmer gewesen, wenn wir noch hätten punkten müssen. Gott sei Dank war das nicht der Fall.

    Die letzten Wochen mit dem Trainerwechsel, dem Corona-Trainingslager und natürlich dem dramatischen Bremen-Spiel haben sicher viel Kraft gekostet, auch mental, oder?

    Gouweleeuw: Ja, das kann man sagen. Wir hatten ja schon vor dem Stuttgart-Spiel eine Quasi-Quarantäne, als wir nur zwischen Stadion und unserem Zuhause pendeln durften. Dann kam noch das Trainingslager. Das sind natürlich nicht die schönsten Umstände, aber am Ende waren wir einfach glücklich, dass wir den Klassenerhalt gegen Bremen geschafft haben.

    Dieses Spiel war an Dramatik ja nicht zu überbieten.

    Gouweleeuw: Ja, das war Wahnsinn. Da war alles dabei. Das war sehr anstrengend, weil wir schon so früh eine Rote Karte bekommen haben. Da denkt man sich schon kurz mal: Musste das in so einem wichtigen Spiel sein? Danach haben wir es aber als Mannschaft super gemacht. Wir wussten, dass auch Christian Groß von Werder mit Gelb vorbelastet war. Und dann ist es perfekt für uns gelaufen. Nach dem Bremer Platzverweis habe ich gewusst, dass wir das Spiel gewinnen werden.

    Nach dem Spiel gegen Werder Bremen: Das eine oder andere Bierchen getrunken

    Danach war Feiern angesagt.

    Gouweleeuw: Das war bei mir nicht so einfach. Ich musste zur Dopingkontrolle und konnte darum leider nicht von der Dachterrasse aus mit den Fans feiern. Aber danach haben wir im Hotel schon noch das ein oder andere Bierchen getrunken (lacht).

    Wie fällt Ihre persönliche Saisonbilanz aus?

    Gouweleeuw: Es war sicher nicht meine beste Saison, aber ich habe doch einigermaßen stabil gespielt. Wichtig war, dass ich über die ganze Spielzeit fit war. Ich habe nur zwei Spiele nicht absolvieren können, das ist ganz gut. Am Ende haben wir den Klassenerhalt gesichert, das ist das Wichtigste.

    FCA gewinnt gegen Union Berlin, Borussia Dortmund und was passierte dann?

    Aber wie das zustande kam, damit kann man beim FCA doch nicht zufrieden sein. Dabei begann die Saison ja gut. Sie starteten mit einen 3:1 bei Union, dann gewannen Sie zu Hause 2:0 gegen Dortmund und spielten 0:0 in Wolfsburg. Was ist dann passiert?

    Gouweleeuw: Das größte Problem war, dass wir über die ganze Saison nicht stabil genug waren. Deswegen war es aus meiner Sicht auch unnötig, dass wir bis zum vorletzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern mussten. Letztendlich haben wir in der Rückrunde gegen die direkte Konkurrenz Schalke, Bielefeld und Köln nicht so gepunktet, wie wir uns das vorgestellt haben.

    Der FCA hatte ja eigentlich eine Spielphilosophie mit viel Pressing und schnellem Umschalten. Wann ist der Glauben von Trainer Heiko Herrlich und Co-Trainer Iraklis Metaxas an diese Ausrichtung verloren gegangen?

    Gouweleeuw: Das ist mehr eine Frage an die Trainer. Ich bin auch der Meinung, dass die Art und Weise, wie wir auf dem Platz auftreten, unheimlich wichtig ist. Nicht nur für uns, sondern auch für die Fans. Wir haben kontinuierlich Punkte geholt, aber am Ende hat es bei den wichtigen Spielen gegen Schalke, Bielefeld und Köln einfach nicht gereicht.

    Wie ist so eine erste Hälfte wie gegen Köln zu erklären?

    Gouweleeuw: Das ist eine schwierige Frage. Vor dem Spiel hatten wir ein gutes Gefühl, aber auf dem Platz hat es einfach nicht gepasst, wie wir aufgetreten sind.

    Danach wurde Heiko Herrlich entlassen und Markus Weinzierl verpflichtet, was wohl nicht mehr überraschend kam.

    Gouweleeuw: Ich bin ja mittlerweile auch schon ein bisschen länger dabei und da bekommt man schon ein Gefühl dafür, wie sich Dinge entwickeln können. Wir haben von der Vereinsführung Bescheid bekommen, dass Heiko Herrlich entlassen wurde und Markus Weinzierl Nachfolger wird. Da war nicht mehr viel Zeit, um zurückzublicken. Der Fokus lag dann direkt wieder auf den letzten drei Spielen.

    Jeffrey Gouweleeuw: "Ich habe mich gefreut"

    Wie war Ihre Reaktion, als feststand, dass Weinzierl kommt? Er war ja Trainer, als Sie Ende Dezember 2015 von Alkmaar zum FCA kamen.

    Gouweleeuw: Ich habe mich gefreut. Er hat mich geholt und wir haben im ersten Jahr sehr gut zusammengearbeitet. Wir haben auch über die Jahre den Kontakt nicht verloren.

    Die Erleichterung war groß beim FC Augsburg nach dem 1:0-Sieg in Köln. Hier freuen sich (von links) Rafal Gikiewicz, Florian Niederlechner, Jeffrey Gouweleeuw, Daniel Caligiuri und Torschütze Iago über die eminent wichtigen Punkte.
    Die Erleichterung war groß beim FC Augsburg nach dem 1:0-Sieg in Köln. Hier freuen sich (von links) Rafal Gikiewicz, Florian Niederlechner, Jeffrey Gouweleeuw, Daniel Caligiuri und Torschütze Iago über die eminent wichtigen Punkte. Foto: Marius Becker, dpa

    Was ist in diesen Wochen passiert? Die Spieler waren ja die gleichen, aber man hatte das Gefühl, es steht eine andere Mannschaft auf dem Platz.

    Gouweleeuw: Der Trainer hat mit uns Spielern viel gesprochen und der Mannschaft eingeimpft, dass wir wieder an unsere eigenen Stärken glauben müssen und uns nicht nur nach dem Gegner richten dürfen. Wenn man alles selber versucht hat, um zu gewinnen, und man verliert, hat man trotz Niederlage ein besseres Gefühl, weil man einfach weiß: Wir haben alles gegeben. Wir haben anders gespielt, mit mehr Druck nach vorne und auch mit mehr Risiko. Am Ende sind wir dafür belohnt worden.

    Sie kamen Ende 2015 zum FCA, als der seine beste Phase hatte. Man spielte in der Europa League gegen Liverpool, war zuvor Fünfter geworden. Natürlich wäre es vermessen zu sagen, der FCA hat jede Saison die Chance, sich für die Europa League zu qualifizieren, aber ein Platz im Mittelfeld ohne Abstiegssorgen sollte schon das Ziel sein. Jetzt sind Sie fünf Jahre da und der Trend zeigt viel mehr in die andere Richtung.

    Gouweleeuw: Wenn man erfolgreich ist, ist man natürlich euphorisch. Aber wenn man einmal als kleinerer Klub in der Europa League gespielt hat, heißt das nicht, dass man das jedes Jahr schafft. Schauen Sie mal, wer in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga spielt. In der Bundesliga muss ein Verein wie der FCA jedes Jahr um den Klassenerhalt kämpfen. Aber natürlich wollen wir mehr, sind ehrgeizig und es steckt auch mehr in der Mannschaft.

    In den fünf Jahren haben Sie fünf Trainer erlebt. Der Verein stagniert. Was muss besser werden?

    Gouweleeuw: Stagnation? Zeigen Sie mir einen Verein, der immer auf seinem besten Level spielt! Das ist doch nur der FC Bayern. Wolfsburg war vor kurzem noch in der Relegation, jetzt spielen sie in der Champions League. Wer hätte erwartet, dass Schalke oder Bremen in der nächsten Saison in der 2. Liga spielen?. Es gibt in der Bundesliga einfach keine Sicherheit. Außerdem muss man auch sehen, was sich beim FCA in den fünf Jahren zum Beispiel in der Infrastruktur hier geändert hat. Schauen Sie sich nur mal das Stadion, die Trainingsplätze, die Geschäftsstelle oder das Nachwuchsleistungszentrum an. Eine Gesamtentwicklung braucht einfach Zeit.

    FCA-Kapitän bereut Vertragsverlängerung nicht

    Sie haben im Januar 2019 Ihren Vertrag um fünf Jahre verlängert? Gab es Phasen, in denen Sie das bereut haben?

    Gouweleeuw: Ich stehe immer noch hinter dieser Entscheidung. Es freut mich, dass ich ein Kapitän in der Bundesliga bin, dass ich seit fünf Jahren in der Bundesliga spiele. Ich fühle mich in Augsburg wohl. Es passt alles.

    Jeffrey Gouweleeuw ist der Kapitän des FC Augsburg.
    Jeffrey Gouweleeuw ist der Kapitän des FC Augsburg. Foto: Ulrich Wagner

    Also haben Sie keine Wechselabsichten in dieser Transferperiode?

    Gouweleeuw: Nein, das erwarte ich nicht.

    Was muss besser werden, um so eine Saison wie heuer zu vermeiden?

    Gouweleeuw: Die Art und Weise, wie wir spielen. Natürlich muss man sich auch teilweise am Gegner orientieren, aber zu allererst muss man auf die eigenen Stärken vertrauen. Auf das, was den FCA ausmacht. Wir stehen für Kampf, Leidenschaft und schnelles Umschaltspiel. Das ist auch das, was die Fans sehen wollen, die hoffentlich in der nächsten Saison wieder ins Stadion können.

    Ist das Ihre große Hoffnung?

    Gouweleeuw: Es ist einfach komisch ohne Fans und ich möchte mich nicht daran gewöhnen. So macht es auf Dauer keinen Spaß. Ich kann den Fans auf jeden Fall versprechen, dass wir alles geben und unsere DNA zeigen werden. Als ich nach Augsburg kam, waren wir eine gute Kontermannschaft mit gutem Pressing und viel Druck nach vorne. Da wollen wir wieder hin. Natürlich müssen wir jeden Gegner respektieren, aber wir brauchen uns vor niemandem zu verstecken.

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