„Verletzungspech“ wäre bei ihm eine Untertreibung, denn Jan Moravek und das Wort Verletzung sind schon fast zu einer Symbiose geworden. Seit er im Januar 2012 damals vom FC Schalke 04 als Leihspieler zum FC Augsburg kam, nahm das Unglück früh seinen Lauf.
Dabei waren die damaligen Vereins-Verantwortlichen heilfroh, dass man so einen Spieler verpflichten konnte. Trainer Jos Luhukay und sein Team standen mit 15 Pünktchen auf dem Abstiegsplatz der Fußball-Bundesliga und Moravek war zu diesem Zeitpunkt für den FCA ein Königstransfer. Doch der „König“ konnte nicht helfen.
Immer wieder Verletzungen
Immer warfen den Tschechen muskuläre Probleme zurück, und der FCA sammelte in Eichhörnchen-Manier ohne ihn wichtige Punkte. Erst am 31. Spieltag der Saison 2011/12 beim 2:1-Sieg in Wolfsburg wurde Moravek eine halbe Stunde vor Spielende eingewechselt. Seit der Tscheche in Augsburg lebt, hat der FCA in der Bundesliga 119 Spiele bestritten. Nur in 43 Partien war der mittlerweile 25-Jährige dabei. Viel zu wenig für einen wie ihn. Technisch zählt der offensive Mittelfeldspieler wohl mit zu dem Besten, was der FCA zu bieten hat.
Darum war es umso ärgerlicher, dass der FCA in der vergangenen Saison überhaupt nicht auf ihn zurückgreifen konnte. Vor dem Saisonstart zog sich Moravek in einem Testspiel gegen das englische Team von Crystal Palace einen Kreuzbandriss zu. Für ihn wieder einmal der Anfang vom Ende.
In der neuen Saison soll endlich alles besser werden. Der dreifache Nationalspieler hat sich zurückgekämpft und gehört zu jenen Spielern, die das Training schon eine Woche vor dem ursprünglichen Start (29. Juni) aufgenommen haben. Wie geht es ihm gesundheitlich? „Alles gut“, sagt er und lacht. „Ich habe alle Tests erfolgreich absolviert. Nur den Muskeln fehlt etwas die Kraft, aber das ist normal“, erzählt Moravek.
Er will nach vorne schauen – zu hart waren die Zeiten, die hinter ihm liegen: „Es war eine sehr schwierige Phase, aber als die Mannschaft so super gespielt hat, da habe ich auch viel positive Energie bekommen. Ich war auch stolz darauf, ein Teil dieser Truppe zu sein.“ Doch Moravek wollte auch wieder richtig dazugehören und hat gearbeitet. Auch in der Sommerpause lag seinen Hauptaugenmerk darauf, seinen Körper wieder auf Vordermann zu bringen. „Meine Freundin und ich waren nur ein paar Tage auf Mallorca, ansonsten war ich in meiner Heimat Tschechien und habe dort viel trainiert.“
Eurolegue: Moravek wünscht sich einen tschechischen Klub als Gegner
Jetzt will er auch den Traum mitleben, der für den FCA Wirklichkeit geworden ist. Mit der Qualifikation für die Euro-League hat sich die Mannschaft in der kommenden Saison ein eigenes Event geschaffen. Ein Event, das für Moravek so sensationell nun auch wieder nicht ist: „Das war ja kein Zufall, dass wir da reingerutscht sind, sondern das Ergebnis nach einer starken Saison.“ Wenn am 27. August in Monaco die Gruppenauslosung über die Bühne geht, hätte er auch ein Anliegen: „Ich würde mich freuen, wenn wir einen tschechischen Klub in unserer Gruppe hätten.“
Da muss sich Moravek noch gedulden. Direkt für die Gruppenphase hat sich dort noch keine Mannschaft qualifiziert, aber der FK Mlada Boleslav oder Slovan Liberec könnten es über die Entscheidungsspiele schaffen.
Diese Euro-League wird ein Highlight für Verein, Fans und natürlich für die Spieler. „Zu meiner Zeit bei Schalke habe ich auch mal ein paar Minuten in der Euro-League gespielt. Das ist schon etwas Besonderes. Es freut mich riesig, dass wir international spielen. Für den Klub ist es generell etwas Neues und für viele Spieler wird es eine erste Erfahrung sein“, meint Moravek. Am heutigen Freitag, wenn der Spielplan der Bundesliga bekanntgegeben wird, ist ihm der Auftaktgegner egal: „Für die Fans würde es mich freuen, wenn wir mit einem Heimspiel starten.“ Er persönlich hat ohnehin nur einen Wunsch: Endlich spielen – in einer verletzungsfreien Saison.